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Soraya Homam – Begegnung mit einem besonderen Menschen

Ich hab Soraya letztes Jahr irgendwann ungefähr in der Mitte der WSOP das erste Mal gesehen. Vor dem fast leeren Haupteingang zum Turnierbereich stand eine kleine, schwarzhaarige Frau und rauchte eine an einem ewig langen Zigarettenspitz angebrachte Zigarette. Sie stand im Schatten des Baumes am Vorplatz und schaute auf die Rückseite der Hotels am Strip. Diese kleine Frau strahlte Ruhe und Zufriedenheit aus. Ich setzte mich auf die Treppen, zündete mir eine Zigarette an und schaute ebenso rüber zum weit entfernten Strip.

„Macht es dir noch Spaß?“, Soraya stand links hinter mir. Ich wusste nicht, wer sie war und woher sie wusste, dass ich deutsch spreche, ihre Stimme war ruhig, ihr Satz klang ehrlich und interessiert. „Ich weiß es nicht“, ich stand auf um zu sehen, wer in Las Vegas eine Frage stellt, die sich nach dem Menschen erkundigt und nicht nach Erfolgen oder Geld. Ihr Blick hatte etwas ernstes und forderndes, welcher in ein mildes Lächeln überging. „Du machst das gut“, sie legte ihre Hand auf meinen Oberarm und ging zu ihrem Turnier. Es hat geholfen, um weiter zu machen.

Wir standen noch oft am Vorplatz und rauchten, manchmal schweigend, manchmal über den Tag redend. Soraya hatte eine besondere Art ihre Zigaretten zu rauchen. Sie führte ihren Zigarettenspitz nicht seitlich zum Mund, sondern von unten. Dabei legte sie ihren Kopf leicht seitlich in den Nacken. Es hatte die Grandezza einer Aristokratin im Paris der 20er Jahre.

Einmal flogen wir mit Meike Busch und Ralph Klement mit einem Helikopter in den Grand Canyon. Soraya saß vorne und strahlte voll Lebenslust. Mit fast kindlicher Freude beobachtete sie abwechselnd den Piloten und die Landschaft. Sie saugte alles in sich und strahlte Zufriedenheit aus. Ich konnte es nicht glauben, dass jemand, der schon so viel gesehen und erlebt hat, so bereit ist Dinge zu erleben und immer wieder neu zu erleben.

Soraya legte großen Wert auf Höflichkeit, auf den behutsamen Umgang miteinander, Aufmerksamkeit und Tiefgang. Nichts war schlimmer für sie als die Oberflächlichkeiten, wie sie in der Pokerwelt leider normal sind. Soraya selbst war nie oberflächlich, ganz im Gegenteil. Man hatte das Gefühl, dass je achtloser ihre Umgebung wurde, desto freundlicher und aufmerksamer wurde sie selbst.

Was von Soraya in unseren Herzen bleiben soll, ist das Zeichen dass es im Pokeralltag auch ohne Oberflächlichkeiten und Beschimpfungen funktioniert. Denk daran, wenn du das nächste mal ein suck out bekommst und anstatt dein Gegenüber zu beschimpfen, lächle und sag „Nice Hand“ so wie Soraya es getan hätte. Menschen wie Soraya machen die kalte Pokerwelt ein klein wenig besser und dafür möchte ich ihr danken.

Robert Werthan

 

 

„Liebe Soraya, ich bin traurig über diese Nachricht. In meinem Herzen werde ich Dich als liebenswerter, großzügiger und sehr weiser Mensch in Erinnerung behalten.“
Katja Thater

Soraya sitzt am Pokertisch, sie hat die Leidenschaft im Blut, immer eine Kanne Schwarzen Tee zur Seite. Ihr erster Las Vegas Besuch, eine Marathonsitzung im Seven Card Stud, als gäbe es kein Morgen mehr. Pokeretikette war ihr wichtig, ein bad beat war unbedeutend, das schlimmste war schlechtes Benehmen am Tisch.
So wird sie mir in Erinnerung bleiben.  Auf Wiedersehen Soraya.
Sigi Stockinger


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