Kolumnen

Splitter aus Las Vegas #11

Fußballstimmung am Centercourt der WSOP. Wenn George Danzer am Finaltisch sitzt, so können seine Buddies nicht weit sein. Die Liste der Railbirds liest sich wie das Who is Who der Pokerszene und die Vollständigkeit ist in keiner Weise gewährleistet: Busch, Strothmann, Steindl, Langmann, Luckbox, Kibler-Melby, Behling, Drescher, Bücherl, Pohl, Manhertz  und und und. Aber auch internationale Stars schauten zumindest kurz rein, wie zB. Tom Dwan, Chino Rheem, Phil Hellmuth, del Grosso, Arnaud Mattern, David Chiu, Annie Duke, Dani Studer, Erich Kollmann, Pat Pezzin, Daniel Markowsky, Julian Herold, Dario Alioto …
Die Insassen der Luckbox-Villa skandierten Schlachtgesänge und Anfeuerungen, welche die WSOP zumindest in diesem Jahr noch nicht gehört hat. Nicht nur bei jedem Potgewinn, sondern auch zwischendurch und einfach so. Um jedem Image gerecht zu werden, wurden Deutschlandfahnen schwingend  Biere in kaum mehr zählbaren Mengen bestellt.

Als dann Tom Dwan den Zuschauerraum verließ, sangen sehr zur Belustigung aller Anwesenden, etwa 25 Stimmen, nicht ganz unhöhnisch

„Where is your bracelet, Tom
Where is your bracelet, Tom
where is, where is your Bracelet Tom“

Zuerst schien Durrr etwas verwirrt, lächelte aber dann doch zu den Schmährufen der „feindlichen“ Rail.
Das George die Anfeuerungen durchaus zu seinem Vorteil nutzen konnte sagte er im anschließenden Interview.

Selbst als PokerStar „Pusteblume“ Danzer ausschied, bekam er, fast ein wenig undeutsch, von der Rail eine Welle der Begeisterung für seinen 3. Platz. Auf jeden Fall tolle Buddies für einen tollen Spieler. So könnte jeder Finaltisch sein: mit deutscher Beteiligung und eine Stimmung, wie bei einem Länderspiel England gegen Deutschland.

Wie gut eine Party war erkennt man meist erst hinterher und diese Party am Feature-Table der WSOP war gut, zumindest wenn man die Spuren betrachtet

Eine anthropologische Sensation ereignete sich beim Event #20 PLO, als man erstmals in der Geschichte von Poker einen Schweden (H. Christianson aus Stockholm) das Wort „call“ sagen hörte. Bisher gingen die Linguistiker davon aus, dass Skandinavier auf Grund einer Fehlstellung des Gaumens dieses Wort gar nicht aussprechen können und statt dessen immer „raise“ sagen MÜSSEN.

Bryce Daifuku (anders gelesen: da i fuck you) hat nicht nur einen seltsamen Namen, er geht auch aus einem anderen Grund in die WSOP 2010 Geschichte ein, nämlich als „last men standing“ beim Event 22, dem Ladiesevent. Unter bösem Johlen, Kreischen und Applaus wurde er als 103. verabschiedet. Auf die Frage, weshalb er ausgerechnet diesen Event spielte musste, erwartete sich Werthan als Antwort eine verlorene Wette, bei der er Scotty Nguyen unverprügelt sein Bier wegnehmen hätte müssten oder ähnliches. Nein, es war ganz banal, nämlich dass er wegen seiner Bankroll nur einen 1k Event spielen konnte und nur an diesem Freitag Zeit hatte. Überrascht sei er aber über die Abneigung gegen ihn am Tisch gewesen, aber irgendwie machte es ihm doch Spass. Na ja, klingt eher nach sehr begrenzter Belustigung.

Julian „donkr“ Herold ist nicht nur das neueste Mitglied von „FoP“ (Friends of Pokerfirma), sondern auch ein Spieler durch und durch. In Vegas angekommen und im Hotel eingecheckt, wollte er sich ursprünglich zum schlafen legen, um dem Jetlag zu entgehen. Allerdings funktioniert das so nicht. In Vegas sein und schlafen, liegt keineswegs in Julians Natur und so stand er nach 20 Minuten wieder auf, um sich für das Seven Card Stud Turnier einzutragen. Erfolgreich wie wir heute wissen, denn trotz Übermüdung und schwerer Konkurrenz spielte er sich ins Geld. Der Donkr-Boss litt zwar phasenweise sehr, allerdings bestätigte er damit das sogenannte „Saturday Night Fever Paradoxum“: Es kann ganz toll sein und Scheisse gleichzeitig.

Was war noch passiert? Jeff Lisandro quasi nackt. Werthan wollte Jeff mal im Gang der WSOP fotografieren, als er am Massagestuhl saß und seine Frau oder Managerin, auf jeden Fall seine Begleitung bat, das Foto nicht zu machen, mit der Begründung, dass er keinen Hut trägt. Weshalb er jetzt seinen breiten Mittelscheitel doch zeigt, ist ungewiss. Die Ermittlungen dauern an.

Wenn man in Las Vegas wohnt, denkt man nicht, dass man noch einen Sonnenbrand bekommen kann. So dürfte es Herrn Nguyen ergangen sein. Den Preis für den Sonnenbrand des Tages erhält Scotty Nguyen, oder ist es einfach der Alkohol?

Was haben Frauen von Discjockeys, Barkeepern und Pokerspielern gemeinsam?


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments