So, da bin ich also schon wieder. Kurz nach meinem Erstlingswerk; welches ja kontrovers aufgenommen worden ist. Wie auch sonst ? Nennt mich der extrem geschätzte Kollege Lasse K. den „Gossengoethe des Pokerns“, so hat das Urgestein der Szene Ralph K. meinen Pathos nicht ansatzweise verstanden und auch „nicht zu Ende“ gelesen. Meiner Frau war das alles nur peinlich, sie ist froh, einen anderen Nachnamen zu haben und nicht mit mir in Verbindung gebracht zu werden.
Am tiefsten allerdings hat mich persönlich berührt, dass ich zusammen mit Sandra Naujoks und Dragan Galic in einem Satz, auf einer Ebene beleidigt werde. Dieses ist in der Tat eine große Ehre für mich. Das ich das in meinem Alter noch erleben darf. Ja, ab und zu ist das Leben doch gut zu mir.
Nur nicht beim Pokern. Böse Zungen behaupten, es läge an meinem Spielstil. Ich schiebe es eher auf mein Pech. Und mein Unvermögen. Ich mache oft das Falsche, das aber im richtigen Moment. Und dennoch kann ich nicht davon lassen. Poker hat mich gepackt und durchgeschüttelt. Zu oft schon. Bewusstseinsverändernd und grosshirnschädigend. Und dennoch bringe ich mich nicht in Sicherheit, springe nicht ans rettende Ufer, sondern lasse mich treiben. Auf zum nächsten Cash Game, auf zum nächsten MTT Turnier, welches für mich meistens gleichbedeutend mit einem OneTT ist.
Das Leben wie auch mein Pokerleben besteht ohnehin zum größten Teil aus Wiederholungen. Ein paar Grunderfahrungen und dann lediglich abgewandelte Variationen davon. Also kann ich, können wir auch weiterhin pokern. Um Liebe, Lust und Trauer zu erfahren. Und Ungerechtigkeit. Aber ich will mich nicht beklagen, ich hatte es schön.
Ich bin ein Pokerlegastheniker. Und auch anerkannter und bekennender Kartenanalphabet. Trotz eifrigen Lernens und permanenten Weiterbildungsmaßnahmen. Stephan Kalhamer hat sich meiner angenommen, aber nach elf Einzelstunden verzweifelt abgebrochen. Selbst die gutgemeinten und auch wohl guten Ratschläge von Jesus F. haben mich nicht erleuchtet. Ich werde es demnächst einmal mit Hypnose versuchen. Muss der Hypnotiseur dann eigentlich selber ein guter Spieler sein oder muss er wenigstens um die entsprechenden Skills Bescheid wissen oder reicht einfach ein „Du wirst besser, wenn du bei drei aufwachst“? Das kann dann bitte auch direkt für Qualität und Quantität außerehelichen Geschlechtsverkehrs genutzt werden, wenn das so einfach sein sollte.
Ja, ich weiß, ich sollte versuchen, Sex nicht so sehr in den Mittelpunkt meines bescheidenen und langweiligen Lebens zu stellen. Poker aber auch nicht. Und dennoch habe ich Hunger. Auf unerreichbare Frauen, auf unerreichbare, weil realistisch gesehen völlig unrealistische Erfolge beim Pokern.
Es ist keinesfalls besser, reich an Missgeschicken zu seine als arm an Erfolgen. Das Credo meiner Pokerkarriere. Und dennoch komme ich nicht los davon. Auf zum nächsten Misserfolg, geschieht mir aber auch recht, warum mache ich Sachen, die ich nicht kann. Ich hänge mir ja auch kein Schild mit der Aufschrift „Frauenarzt“ an die Haustür. Obwohl …
Aber solange ich mein gutes Aussehen und meinen Altherrenhumor behalte, ist alles in Ordnung. Auch wenn ich manchmal, meistens, fast immer aufgrund meines Spiels all meine Organe in alphabetischer Reihenfolge rauskotzen könnte. Rein pokertechnisch betrachtet werde ich wohl folgenden Grabspruch der Nachwelt hinterlassen: „Ich will mein Geld zurück. Ich hab nichts kapiert“.
Trotzdem wird bald schon wieder am Tisch gesessen und gespielt. Ganz bestimmt. Die Leidenschaft ruft oder wie sang schon der große Peter Alexander „Das tut man alles nur aus Liebe“. Das muss es wohl sein, denn die Vernunft, respektive, dass bisschen, welches dank erhöhten Rotweinkonsums noch übrig geblieben ist, sagt etwas anderes. Eindeutig, ich stehe an einer Grenze, an der Pforte zu einer magischen Megalopolis, zu der ich allein den Zugang habe. Wider aller Vernunft, respektive, dass bisschen, welches dank erhöhten Champagnerkonsums noch übrig geblieben ist, schrecke ich nicht zurück, drehe mich nicht um, sonder zurre mich fest, hole tief Luft und springe ins Becken.
Ja, ich bin ein Tier im Wasser. Oder wie unser aller DSDS-Liebling Pietro L. den Moderator bezeichnete. Pietro, so „herrlich authentisch“, wovon ich mich am Samstag live im Studio überzeugen durfte, fehlt noch bei einer Raab-Runde. Oder vielleicht wird er ja das neue Aushängeschild eines Online-Anbieters. Nach Loddar ist nichts mehr unmöglich. Ja, das Ende naht…
Apropos musikalische Genies. Gerade – dieses private, fast schon intime Detail will ich den Lesern nicht vorenthalten – läuft in einer Endlosschleife meine Lieblingscassette von Helene Fischer. Die Göttin des deutschen Schlagers. Mit meinem Lieblingssong „Und morgen früh küss ich dich wach…“
Vielleicht ist das ein programmatisches Omen. Vielleicht küsst mich ja morgen die Muse; das auch ich endlich mal vernünftig schreiben kann. Oder mich küsst der Pokergott und schenkt mir endlich das Talent für Texas Holdem. Wahrscheinlicher allerdings küsst mich morgen früh um 06.10 Uhr mein Hund. Wenigstens die liebt mich…
Ich habe fertig. Für heute. Ich komme aber wieder. Ja, das ist eine Drohung. Jetzt mach ich mir erstmal ein Brot mit Honisch. Dazu eine Apfelschorle.