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Video-Poker-Mogul macht Vermögen in Alice Springs, Australien

  • Multimillionär im Outback: Sam Arnaout gehören 460 Video-Poker-Automaten in Alice Springs – jährlich fast 60 Mio. US-$ Verluste für Spieler.
  • Hoher Preis für die Armen: Besonders indigene Menschen verlieren regelmäßig ihre Sozialhilfe und Kunsthonorare an den Automaten.
  • Forderung nach Reform: Experten und Politiker fordern eine nationale Glücksspielgesetzgebung – doch die Lobby blockiert den Wandel.

Der milliardenschwere australische Unternehmer Sam Arnaout hat sich in nur wenigen Jahren vom ehemaligen Automechaniker zum dominierenden Akteur in Alice Springs’ Glücksspielszene entwickelt. 

Flagge der Aborigines.
Besonders Indigene sind von den negativen Folgen der Spielautomaten betroffen.

 

Seine Firma Iris Capital kontrolliert dort mittlerweile 460 Spielautomaten in Casinos und Pubs. Diese sind für fast 60 Millionen US-$ an jährlichen Spielverlusten verantwortlich – allein in der Wüstenstadt im Outback. 

Obwohl Iris Capital laut eigenen Angaben über 1 Milliarde US-$ Umsatz erzielt und 2.000 Mitarbeiter beschäftigt, entzieht sich das Unternehmen weitgehend der staatlichen Kontrolle. Finanzdaten werden nicht veröffentlicht, und laut australischer Wertpapieraufsicht ASIC erfüllt Iris möglicherweise die Kriterien einer „großen Kapitalgesellschaft“, ohne jedoch Berichtspflichten zu erfüllen.

Verlierer: Die indigene Bevölkerung

Während Arnaouts Geschäfte florieren, zahlen die sozial schwächsten Bevölkerungsgruppen den Preis. Alice Springs zählt laut Experten zu den Orten mit der höchsten Spielautomatendichte weltweit – und das bei einem überdurchschnittlich hohen Anteil an indigenen Bewohnern. Diese verlieren im Schnitt 2.130 US-$ jährlich an den Automaten – fast doppelt so viel wie Spieler in Westaustralien. 

Die bittere Realität der Aborigines in Australien

Australiens indigene Bevölkerung lebt in vielen Fällen in struktureller Armut. In Orten wie Alice Springs liegt das durchschnittliche Wocheneinkommen von Aborigines bei nur 452 US-$ – ein Drittel dessen, was nicht-indigene Einwohner verdienen.

Viele leben in überfüllten Unterkünften, ohne Zugang zu stabiler Arbeit, Bildung oder medizinischer Versorgung. Über 1.000 Menschen leben allein in Alice Springs in Elendsvierteln, oft ohne fließend Wasser oder Strom.

Hinzu kommen die Folgen von Kolonialisierung, Rassismus und generationsübergreifenden Traumata, die sich in Alkohol- und Spielsucht, häuslicher Gewalt und niedriger Lebenserwartung manifestieren. Studien zeigen, dass indigene Australier besonders anfällig für Suchterkrankungen sind – auch, weil viele nie gelernt haben, mit Geld umzugehen oder sich Unterstützung zu holen.

Besonders betroffen sind Empfänger von Sozialhilfe, Menschen mit traumatischen Erfahrungen und jene aus entlegenen Gemeinden, die oft in den Pubs der Stadt ihr Geld verspielen.

Politische Untätigkeit trotz klarer Faktenlage

Obwohl sich zahlreiche Politiker, Ärzte und Sozialarbeiter für Reformen starkmachen, agiert die Politik im Northern Territory weiterhin äußerst träge. Dabei gibt es durchaus laute Stimmen: Der ehemalige Generalstaatsanwalt Chansey Paech fordert beispielsweise drastische Maßnahmen wie eine Reduktion der Automaten-Zahlen und verpflichtende Spielkarten mit Verlustlimits. 

Die Regierung des Territoriums scheut jedoch vor dem Einfluss der Glücksspiel-Lobby zurück. Selbst die Einführung einer vergleichsweise milden Obergrenze für Poker-Automaten stieß auf massiven Widerstand. Ähnlich wie bei den Schusswaffengesetzen Anfang der 2000er, müsse der Wandel laut Paech von der Bundesebene ausgehen.


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