Kolumnen

Von Bettnässen und anderen nicht gesagten Dingen

Jede Szene, jedes Spiel, jedes Hobby hat seine eigenen Regeln. Und seine eigene Sprache. Wörter, Sätze, Zusammenhänge und Begrifflichkeiten, die anderen Menschen nicht verstehen. Außerhalb der Kartenvergleichsbranche kennt niemand einen double belly buter straight draw. Ich persönlich frage mich, was in meinem Leben schiefgelaufen ist, dass ich den Begriff kenne. Und noch viele andere denglische Dinge, die wenig Sinn ergeben.

Ja, wir Kartenknicker sagen schon drollige Sachen. Manchmal sogar unpassend und völlig falsch. Nein, es gibt keinen Gutshot. Ja, wir auf den Riverhoffer unterhalten uns schon in strangen Satzgebilden. Nur für Insider zu entziffern.

Ja, Poker ist schon wie eine Insel im Meer der Geschwätzigkeiten. Mit vielen Fischen drumherum. Fische, die reden können. Fische, die reden, obwohl sie besser geschwiegen hätten. Dabei reden wir meistens ja nur pokerrelevantes Zeugs. Keine tiefgreifenden Diskurse über wirklich elementare Sachen wie den Weltfrieden oder Helene Fischer.

Ja, wir sagen schon viel bei unserem Kartenspiel. Und viel Ulkiges. Aber selbst bei uns gibt es einige Dinge, die wir nie, niemals sagen würden. Sachen wie „der bessere hat gestern gewonnen“ oder „ja, der Typ auf Platz 2 hat das hervorragend gespielt. Sein permanentes Runtergecalle war strategisch gut. Und es freut mich für ihn, dass er mir runner runner meine Asse kaputtgemacht hat“.
Ja, so etwas sagen wir nicht. Eine sprachliche No-Go-Area ebenso wie „mit elf Leuten am Tisch ist es auch schön“ oder „Onlinepoker ist nicht rigged“. Denn online, das wissen wir mittlerweile alle, gewinnt immer die bessere Hand. Natürlich.

Übrigens, heute Abend komme ich nicht zum Ranglistenturnier. Ich werde lieber zu Hause bleiben, mit meiner Frau reden und ein gutes Buch lesen.


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