Kolumnen

Wirre Gedanken – Wahre Fakten – Gelogenes

Robert Werthan hat es in die BILD geschafft! Dafür hat er mal meinen bedingungslosen Respekt für die nächsten zwei Monate fix und mit Brief und Siegel. Mit einem journalistischen Kunstgriff sind ganze Passagen aus Werthans Texten jetzt Teil des ubiquitärern BILD-Wissens. Statt einem seriösen Quellverweis gab es ein dünnes, wie der „Augenzeuge Robert W.“ berichtet. – Dabei rufen gerade Werthans Freunde – zu denen ich mich zähle – selbigen gerne mit seinem griffigen Nachnamen. Mir hätte in der BILD ein „Augenzeuge R.Werthan“ eindeutig besser gefallen.

Aber die Karriere als Augenzeuge geht noch weiter. Montag morgen um 6.30 Uhr im Sat1 Frühstücksfernsehen gibt es eine Tasse Tee und mehr an News, die eigentlich keine mehr sind. Ich bin zuletzt mitten in der Nacht aufgestanden wegen Muhammed Ali – der damals noch Cassius Clay hieß. – Oder war es die Mondlandung? Egal, morgen um 6.30 Uhr bin ich gestellt und wenn ich so lange wach bleiben muss.

Allerdings etwas macht mich misstrauisch. Zugegeben, Benjamin Kang ist gefühlte dreimeterzwanzig groß und schwer zu übersehen. Auf allen Kanälen in HD, in Farbe und wenn es sich nicht vermeiden lässt in Dolby Surround. Aber wieso lässt sich Kang den Sat1-Termin entgehen und gratis Frühstück gibt es auch? Wahrscheinlich jettet Kang da gerade über den Atlantik. Larry King und CNN wartet auf „The Big German Pokerwunderkind.“

Apropos unglaublich und ausnahmsweise ungelogen, ich wurde doch tatsächlich auf den „Tatbestand“ hingewiesen, dass es höchst mysteriös – wenn nicht gar „verdächtig“ sei, Erst wird die EPT überfallen und dann verkauft angeblich PokerToday das Tape des Überfalls für großes Geld. Das wäre mal eine Variante, Taschen mit Geld wegtragen und dann noch ein wenig Extrageld verdienen. Fingerabdrücke kosten extra und wieso war eigentlich Roy Decker in Budapest und sahen die Strumpfmasken nicht irgendwie ungarisch aus?

Zum Abschluss noch ein kleines Geständnis. Werthan und meine Wenigkeit als unbeabsichtigte Enten-Eltern. Überall war von den angeblich erbeuteten „€ 800.000“ die Rede. Nun jede Falschmeldung erblickt irgendwann zum ersten Mal das mediale Licht der Öffentlichkeit. Was war passiert? Unmittelbar nach dem Überfall, Werthan aufgeregt aber dienstbeflissen wie ein guter Reporter eben. In kurzen bellenden Halbsätzen berichtete er alles, was er wusste und es kam zirka zu folgendem Dialog.
Werthan: „Mit der Kasse sind die Täter weg. Die arme Marina war dabei.“
Götz: „Wie hoch war die Beute? Und wie geht es Marina?“
Werthan: „Marina geht es gut – Geld weiß ich nicht, was sie halt heute zum Auszahlen gebraucht hätten.“
Götz: „Drei Millionen Euro mit dem Finaltisch oder mehr?“
Werthan: „Blödsinn – Finaltisch ist morgen! Was sie heute brauchen plus Highroller Event vielleicht zum Teil.“
Götz: „Schreiben wir eine Million.“
Werthan: „Glaube ich nicht.“
Götz: „Schreiben wir € 800.000.“
Werthan: „Ist gut.“

Das war die Geburt der Presseente. Von uns geschrieben, von der B.Z. korrekt mit Quellverweis übernommen. Dann auf SPIEGEL Online, bald in NTV und weiter ging es bis nach Österreich und die Schweiz. Das schlechte Gewissen hält sich in Grenzen und im Nachhinein scheint es so, dass Kollege Henning Pohl von PokerToday mit seinen gemeldeten € 240.000 der Wahrheit viel näher lag.

Auch egal, weil morgen beim Frühstücksfernsehen in Sat1 sitzt immer noch unser Pokerfirma.de-Werthan, während Kang über den Atlantik düst. Glück für uns, Pech für Kang. Stimmenmäßig als Imitator habe ich nur zwei Amis im Repertoire: Mike Tyson und Larry King. – Einer von den beiden hilft immer. Guten Flug Ben!


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