Pokerstrategie

WSOP ME2013 im Recap: Die Startphase des Finaltisches (Teil 1/3)

Der WSOP Main Event ist einfach das Turnier des Jahres – 6.352 Teilnehmer und fast 60 Mio. Dollar an Preisgeldern! Alle Spieler von Rang und Namen fanden sich im Rios in Las Vegas ein, um den Weltmeister 2013 zu ermitteln. Nach sieben aufregenden Tagen voll Poker schied Ex-Weltmeister Carlos Mortensen als Zehntplatzierter aus und die finalen neun Spieler im Kampf um den Titel standen fest.

Mit folgenden Chipcounts startete man wieder bei Blinds von 200k/400k mit 50k Ante:

JC Tran 38.000.000
Amir Lehavot 29.700.000
Marc Etienne McLaughlin 26.525.000
Jay Farber 25.975.000
Ryan Riess 25.875.000
Sylvain Loosli 19.600.000
Michiel Brummelhuis 11.275.000
Mark Newhouse 7.350.000
David Benefield 6.375.000

Gespielt wurde neben Ruhm und Bracelet um eine Menge Geld. Ab Platz sieben war man gesichert Dollar-Millionär, auf den Sieger warteten über $ 8 Mio.

1. Platz $8.361.570
2. Platz $5.174.357
3. Platz $3.727.023
4. Platz $2.791.982
5. Platz $2.106.893
6. Platz $1.601.024
7. Platz $1.225.356
8. Platz   $944.650
9. Platz   $733.224

Wer nun glaubte aufgrund der großen Preissprünge und der Drucksituation für die Spieler würde der Final Table ruhig und beschaulich starten, hatte sich getäuscht. Nach dem „Shuffle up and deal“ von Vorjahreschampion Greg Merson ging sofort die Post ab.
In Hand #5 kam es schon zum ersten gecallten All in. McLaughlin eröffnete auf 850k, Mark Newhouse stellte daraufhin den zweitkleinsten Stack am Tisch mit 7.1 Mio. (knapp 18 BBs) in die Mitte. McLaughlin callte ohne Umschweife, hielt er doch Kings. Newhouse hatte mit den Queens auch eine super Hand gefunden und ganz einfach Pech, dass er gegen eine noch stärkere Hand lief. Das Board machte dem Kanadier aber einen Strich durch die Rechnung. Eine Dame im Flop bedeutete das Set für Newhouse und das reichte für den Double Up und einen Pot von knapp 15 Mio.

Hand #12 und wieder gab es All in & Call. Benefield stellte am Button seine restlichen 4.4 Mio. All in, als open spot in seiner Situation mit mehr als legitim. Loosli (Stack 18.45 Mio.) fand im Big Blind , wusste um den großen Druck auf Benefield und dass KJ hier durchaus die beste Hand sein kann. Eine richtige Einschätzung des Franzosen, er dominierte Benefield sogar. Doch wieder obsiegte die schlechtere Starthand, denn das Board brachte den Flush für Benefield und der nächste Shortstack verdoppelte glücklich.

In Hand #29 sollte es zum bis dato größten Pot des Finaltisches kommen. Lehavot eröffnete vom Hijack und wurde von McLaughlin im Cutoff gecallt. Am Flop setzte Lehavot 1.65 Mio., und McLaughlin callte erneut. Der Turn brachte den und Lehavot check-callte nun die 2.5 Mio. Bet von McLaughlin. Der am River ließ Lehavot erneut checken, ehe er auch die 7.2 Mio. Bet von McLaughlin zügig callte. McLaughlin zeigte mit KJ das Full House, Lehavot hatte mit AK Trips mit Top Kicker.
Eine unglückliche Hand für Lehavot, der mit einem Monster eröffnete, den Flop perfekt traf und auch im weiteren Handverlauf zu Recht daran glauben durfte, die beste Hand zu halten. Und doch check-callte Lehavot auf Turn und River lediglich. Er sah wohl durchaus die Möglichkeit eines Sets von McLaughlin oder dass er durch den Jack am Turn überholt worden sein könnte. KJ ist durchaus in der Range, mit der McLaughlin das Preflopopening in Position und auch den Flop bezahlen würde. Außerdem induzierte er mit seinen Checks Bluffs von McLaughlin, von denen er sonst keine weiteren Jetons mehr bekommen würde. Alles in allem gut gespielt von Lehavot, er verlor hier das absolute Minimum. Pech für ihn, dass er gegen Nuts am River lief. Für McLaughlin wiederum war es ein riesiger Pot, der ihm fast den Chiplead einbrachte.

29

In Hand #36 musste der erste Spieler den Tisch verlassen. Newhouse fand im Hijack 99 und ging mit 5.1 Mio. All in. Riess (31,63 Mio.) callte mit AK im Cutoff. In diesem Standardszenario hatten beide keine andere Wahl. Newhouse verlor diese 50:50 Situation und schied als Neunter für $733.224 aus.

Der nächste Busto ließ nicht lange auf sich warten, denn schon zwei Hände später schob Benefield nach einem Raise von Tran am Button auf 1.1 Mio. seine restlichen 8.55 Mio. aus dem Small Blind All in. Jay Farber (28.775 Mio.) bezahlte das All In aus dem Big Blind und Tran foldete. Benefield hatte versucht gegen den Buttonraise mit dem Reshove zu stehlen und hielt nur Ks2s. Gegen Trans weiten Openingrange hätte das vermutlich auch funktioniert. Zu seinem Unglück jedoch fand Farber im Big Blind mit AK ein Monster. Das Board entwickelte sich jedoch spannend, da Farber am Turn zwar schon die Straße hatte, doch Benefield boten sich sowohl noch Outs für den Flush als auch zum Split. Die am River brachte kein Happy End für Benefield, der sich mit $ 944.650 und Platz acht begnügen musste.

In Hand #53 stellte Brummelhuis UTG seine letzten 7.5 Mio. All in und Riess (47.5 Mio.) bezahlte direkt UTG+1. Nachdem alle anderen foldeten kam es zum Coinflip zwischen dem Holländer mit 99 und dem Amerikaner mit AdQd. Dieses Mal hielt das Pocketpair und Brummelhuis verdoppelte.
Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn nur zwei Hände später prallten beide Kontrahenten erneut aufeinander. Brummelhuis erhöhte aus dem Small Blind auf 1.5 Mio., Riess ging auf 3.2 Mio. und Brummelhuis schob seine 15.6 Mio. in die Mitte. Riess hielt die Asse, bezahlte sofort und war gegen die neuerlichen Neuner von Brummelhuis 80:20 Favorit. Ganz klar ein Cooler für Brummelhuis, dem hier fast nichts anders blieb als broke zu gehen. Seine Hand war im Battle of the Blinds einfach zu gut – selbst nach einer 3bet kann er hier sehr oft noch die beste Hand halten – und ein Call mit einem mittleren Pocket Pair ohne Position wäre wohl die schlechteste Option. Es blieb ihm nur der Shove und Riess bekam mit den Rockets volle Auszahlung. Das Board brachte keine Überraschungen und Riess holte sich den bis dato größten Pot mit knapp 31.5 Mio.

55

Brummelhuis durfte sich auf Rang 7 als erster Millionär ($ 1.225 Mio.) des Tages vom Tisch verabschieden. Sixhanded sollte es nun ein hartes und zähes Ringen werden, bis sich der nächste Spieler an die Rails musste… (Teil 2/3)

Zahler zocken – Könner kalkulieren

Stephan Kalhamer mit
Sven Lucha, Jürgen Bachmann und
Rouven Alpers für
gaming-institute.de


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