Die Bedeutung der Position
Ohne Zweifel kann man eine besser fundierte Entscheidung treffen wenn man als letzter agiert, also in Position ist. Man sieht was die Gegner vor einem machen und kann alle verfügbaren Optionen auswerten bevor man überhaupt einen Chip in die Mitte schiebt.
Dieser Vorteil ist natürlich nicht einheitlich zu bewerten. Manchmal ist er sehr viel wert, manchmal auch gar nichts. Auch hängt er von der gespielten Pokervariante und vor allem dem Limit ab. Während man in Limit Hold’em nur einen kleinen Vorteil hat, sieht dies bei der No-Limit Variante wieder ganz anders aus. Auch gibt es Unterschiede zwischen den Varianten. Bei Pot-Limit Omaha ist der Positionsvorteil meist noch wichtiger als in Hold’em. Und bei Deuce-to-Seven-Lowball in der No-Limit Variante ist der Vorteil noch viel deutlicher, vielleicht sogar am gravierendsten von allen Poker Varianten.
Das Spiel in Position
Wie auch immer der Vorteil aussehen mag, er ist in den allermeisten Fällen gegeben. Angenommen Sie treffen beim No-Limit Hold’em Middle Pair am Flop und sitzen am Button, agieren demnach als letzter. Der Small Blind bettet, ein Spieler in Middle Position raist und Sie können ohne Bedenken folden. Nun tauschen Sie mit dem Spieler aus Middle Position den Sitzplatz. Wieder haben Sie Middle Pair und wieder bettet der Small Blind. Ihre Hand ist sicher stark genug für einen Call und Sie investieren demzufolge eine gute Portion an Chips. Nun raised der Spieler am Button mit dem Sie den Platz getauscht haben und Sie sind dazu gezwungen zu folden. Ihre vorherige Position am Button hat Ihnen immerhin den Call einer Bet gespart – ein klarer Vorteil!
Oder Sie spielen gegen einen aggressiven Spieler, der mit vielen Händen eine Continuation Bet anbringt. Wenn Sie Position auf ihn haben, bieten sich viele profitable Situationen. Sie können zum Beispiel mit einer starken Hand diese Bet nur callen und ihn melken. Oder Sie callen mit einer mittelstarken Hand nur um am Turn weitere Informationen zu bekommen. Oder aber Sie callen mit der Absicht im späteren Verlauf den Pot wegzunehmen, sogenanntes Floaten.
Beispiele für Vorteile des Innehabens von Position gibt es viele, sie aufzuzählen macht wenig Sinn. Wichtig ist nur, dass Sie selbst erkennen wann Sie in Position sind, dadurch einen Vorteil haben und diesen eiskalt ausnutzen.
Das Spiel out of Position
Wenn man als erster agieren muss, hat man natürlich den Nachteil, dass noch keine Informationen vorhanden sind. Man weiß einfach nicht was die Spieler nach einem haben. Aber dennoch muss das Agieren out of Position kein Nachteil sein – im Gegenteil, es gibt sogar Situationen, in denen es besser ist als erster agieren zu können.
Das klassische Argument hierfür ist der First-Mover Vorteil. Wenn Sie als erster den Pot angreifen, wird Ihnen mehr Respekt entgegen gebracht. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Rest foldet ist höher und daher bieten sich gute Gelgenheiten für Bluffs und Semi-Bluffs.
Ein weiteres Beispiel ist der Check-Raise, der out of Position zu einer möglichen Option wird. Damit lässt sich meist auf einen Schlag eine große Portion an Chips in die Mitte bekommen. Auch ist der Check-Raise ein effektiver, wenngleich teurer Bluff. Gegen manche Spieler aber eine gute Option.
Der Vorteil der Position kann also nicht pauschal bewertet werden. Grundsätzlich ist es besser in Position zu agieren, es gibt aber auch Fälle, wo man besser bedient ist als erster zu agieren. Wichtig ist, dass man sich die Vor- und Nachteile stets vor Augen hält und sein Spiel anpasst.