Pokerstrategie

Sit’n Go – die Anfangsphase

Zum einen ist das Sit’n Go eine Kurzform eines Multi Table Pokerturniers und bietet alle diese Vorzüge an. Der Vorteil ist allerdings, dass es nicht annähernd solange dauert. Es ist also ein idealer Zeitvertreib für den gestressten Pokerspieler. Zum anderen ist diese Form Action- und Variantenreich. Gerade in der Endphase geht es heiß her. Schön ist auch, dass es wiederum viele Formen der Sit’n Gos gibt. Auf dem Pokernetzwerk Ongame kann man sogar ein Turbo Shorthanded Sit’n Go mit Stacks von gerade mal fünf Big Blinds spielen. Für eine kurze Pokeraction ideal.
Doch trotz aller Action bedeutet das nicht, dass die Strategie auf der Strecke bleibt. Wir beschäftigen uns in diesem Artikel mit einem 10-Mann Sit’n Go, der eigentlichen Standardform.

Tight is right
Zu Beginn des Turniers heißt es tight spielen. Man sollte sich wirklich nur in eine Hand verwickeln wenn man eine Starthand hat, die das rechtfertigt. Andernfalls ist man besser beraten, die Füße still zu halten und auf bessere Gelegenheiten zu warten. Viele denken, dass anfangs die Blinds klein sind und man sich deshalb möglichst viele günstige Flops anschauen sollte. Schließlich könnte man eine Megahand floppen und gleich zu Beginn verdoppeln oder verdreifachen. Das ist leider nur teilweise richtig. Natürlich sind die Flops meist günstig, aber selbst günstig angesehene Flops summieren sich. Schnell verbraucht man die Hälfte seines Stacks und wenn sich dann die günstige Gelegenheit anbietet aufzudoppeln, ist man gerade mal wieder beim Anfangsstack!
Ein weiterer Grund sich zu Beginn aus dem Getümmel heraus zu halten ist der, dass nur die Gegner, nicht aber Sie bei knappen Entscheidungen profitieren können. Pushen Sie bei der ersten Hand mit AK allin, werden von 88 gecallt haben Sie zwar eigentlich nichts falsch gemacht, denn Sie sind mindestens “even money”, aber tatsächlich verlieren Sie bei diesem Zug an Equity, genauso wie Ihr Gegner. Profitieren tut nur der Rest vom Tisch.

Verfeinerte Strategie
Während es eher unsinnig ist konkrete Hände niederzuschreiben, die Sie spielen sollten, werfen wir lieber einen Blick auf knifflige Situationen, die man nicht mit einem “Starting Hand Chart” lösen kann. Denn das Problem bei solchen Charts und Richtlinien ist, dass man mehr wie ein Roboter fungiert ohne zu verstehen warum man überhaupt so spielt wie man spielt. Auf lange Sicht ist es besser zu verstehen, warum man wie vorgehen sollte.
Es ist zwar korrekt, dass man nicht in das Schema fallen sollte, sich viele günstige Flops anzusehen. Doch es gibt derart günstige Flops und gute Voraussetzungen, dass man diese Richtlinie außer Acht lassen kann. Wenn fünf Spieler vor einem gelimpt, also nur gecallt haben, und Sie mit 85s im Small Blind sitzen, wäre es ein großer Fehler zu folden. Sie bekommen nämlich sehr gute Pot Odds und haben durchaus eine Hand mit Straight- und Flushpotential.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist es Situationen zu vermeiden, in denen man keinen ganz eindeutigen Vorteil besitzt. Erhöhen Sie zum Beispiel in mittlerer Position mit 99, was ohne Zweifel der richtige Zug ist, und bekommen vom Big Blind, der noch als letztes übrig geblieben ist, ein Allin vor den Latz geknallt. Sie bekommen gerade einmal 1,3:1 Pot Odds, schließlich sind die Stacks in der Anfangsphase noch sehr groß im Vergleich zu den Blinds bzw. Ihrer Erhöhung. An dieser Stelle sollten Sie einfach folden, selbst wenn Ihr Gegner nicht der tighteste ist und diesen Zug auch mit 66 ausführen kann. Der Grund hierfür ist, dass Sie bei Betracht der üblichen Hand-Ranges des Gegners und den Pot Odds, wenn überhaupt nur einen kleinen Vorteil haben können. Wie weiter oben in der Auseinandersetzung zwischen AK und 88 bereits erläutert, gewinnen nur Ihre Gegner wenn Sie sich zu Beginn des Turnieres auf solche knappen Entscheidungen bzw. Coinflips einlassen.
Daraus folgt auch, dass man mit sogut wie allen Händen -abgesehen von den Premium Händen wie AA, QQ und AK- auf die Entwicklung nach dem Flop warten sollte. Es macht wie wir gesehen haben keinen Sinn mit 77 vor dem Flop allin zu pushen. Die bessere Strategie ist es einen günstigen Flop in einem Multiway-Pot zu sehen und auf das Set zu hoffen.

Fortsetzung folgt – beim nächsten Mal betrachten wir die wohl schwierigste Phase eines Sit’n Gos, die mittlere Phase.


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