Glücksspiel in den Niederlanden: grundlegende Reform geplant

In den Niederlanden steht eine Glücksspiel-Reform an. Es geht um neue Spielregeln für Werbung, ein überarbeitetes Spielersperrsystem und eine neue Glücksspielsteuer. Vor allem die Steuerpläne sorgen allerdings für Kritik. Ein Blick nach Deutschland könnte helfen, die größten Fehler an dieser Stelle zu vermeiden. Im Rahmen einer öffentlichen Anhörung im niederländischen Parlament wurden interessante Details zu den Plänen bekannt.

Komplettes Werbeverbot oder nur Einschränkungen?

Wenn es nach der niederländischen Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) geht, wird Werbung für Online-Glücksspiele komplett verboten. Allerdings soll ein komplettes Werbeverbot nur Glücksspiele umfassen, die nicht klar und eindeutig in den Niederlanden zulässig sind. Zudem soll die legale Werbung weiter verschärft werden.

Branchenvertreter von Circus.nl und anderen Glücksspielanbietern wiesen in der Anhörung allerdings darauf hin, dass Werbung für legale Glücksspielanbieter ein wichtiger Bestandteil eines regulierten Marktes ist. Wenn Werbung für legale Glücksspielangebote zu stark eingeschränkt wird, hilft dies am Ende wahrscheinlich eher den Anbietern auf dem Schwarzmarkt.

Ein Vertreter von Verslavingskunde Nederland (VKN), einem Behandlungsnetzwerk für Suchtkranke, argumentierte hingegen für ein uneingeschränktes Werbeverbot. In einer idealen Welt wäre dies vielleicht eine sinnvolle Lösung. Aber in einer Welt mit einem schwer zu kontrollierenden Internet und sozialen Netzwerken ist es wichtig, dass die legalen Glücksspielanbieter nicht mit stumpfen Waffen gegen die Konkurrenz auf dem Schwarzmarkt kämpfen.

Spielersperrsystem CRUKS soll mehr Spieler erfassen

Das niederländische Spielersperrsystem CRUKS basiert auf Selbstsperren. Bei der KSA geht man davon aus, dass nur etwa ein Drittel der Problemspieler in den Niederlanden eine Selbstsperre eingerichtet hat. Um diese Zahl zu erhöhen, soll die Anmeldung vereinfacht werden. Zudem wird auch die Einführung von Fremdsperren oder eine Pflicht zur Selbstsperre für bestimmte Spieler diskutiert.

Allerdings ist eine Spielersperre, die nicht auf Einsicht basiert, am Ende wahrscheinlich nur bedingt wirkungsvoll. Auch in den Niederlanden ist es jederzeit möglich, in internationalen Online-Casinos zu spielen, die sich nicht an Spielsperren halten. Dieses Problem soll gelöst werden, indem die Bekämpfung des Schwarzmarkts intensiviert wird.

Steuererhöhung für Glücksspielanbieter geplant

Die niederländische Regierung plant eine Erhöhung der Glücksspielsteuer auf 37,8 % des Bruttospielertrags. Gegen die Erhöhung wehren sich die Glücksspielanbieter, da es nach ihrer Auffassung jetzt schon schwierig ist, profitabel in den Niederlanden zu arbeiten. Ein Blick nach Deutschland zeigt allerdings, dass durchaus schlimmere Steuerregeln möglich sind.

In Deutschland müssen die Glücksspielanbieter 5,3 % von jedem Spieleinsatz an den Staat als Steuer abführen. Die Einsatzbesteuerung führt unter dem Strich nicht nur zu einer Steuerbelastung, die höher ist als die geplante Steuer in den Niederlanden. Noch problematischer ist, dass die Glücksspielanbieter durch die Besteuerung des Einsatzes praktisch dazu gezwungen sind, die Auszahlungsquoten der Spiele zu reduzieren.

Bei der Besteuerung von Glücksspielanbietern sollte immer auch der Blick auf den Schwarzmarkt erfolgen. Wenn die steuerliche Belastung so gestaltet ist, dass die legalen Glücksspielanbieter einen erheblichen Nachteil gegenüber Offshore-Casinos haben, wird der Schwarzmarkt gestärkt und das Steueraufkommen sinkt.

Dieser Effekt lässt sich in Deutschland beobachten. Die Glücksspielsteuer führt zu einer hohen Belastung der einzelnen Glücksspielanbieter, aber der Staat profitiert nicht wie geplant. Die Einsatzbesteuerung ist ein wichtiger Grund dafür, dass der deutsche Online-Glücksspielmarkt seit Jahren schrumpft.

Eine faire Besteuerung sollte beim Gewinn ansetzen, nicht beim Spieleinsatz. Jede Besteuerung, die dazu führt, dass die angebotenen Glücksspiele weniger attraktiv sind, trägt dazu bei, dass sich Spieler vom legalen Markt abwenden und attraktivere Angebote auf dem nicht regulierten Markt suchen. Das ist schlecht für den Spielerschutz und schlecht für die Staatskasse.


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