In Mecklenburg-Vorpommern ist die Anzahl der Spielhallen seit 2021 von 210 auf 135 gesunken. Das Spielhallen-Sterben in Mecklenburg-Vorpommern hat einen einfach nachvollziehbaren Grund: Durch die neu eingeführte Abstandsregelung muss jede Spielhalle einen Mindestabstand von 500 m zur nächsten Spielhalle und zu kritischen Einrichtungen wie Schulen und Suchtberatungsstellen einhalten. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass deutlich mehr in Online-Casinos gezockt wird.
Mindestabstand führt zu Spielhallen-Sterben
Im Glücksspielstaatsvertrag 2021 wurde ein verbindlicher Mindestabstand von 500 m für Spielhallen und andere Glücksspielanbieter eingeführt. Die Umsetzung obliegt allerdings den Bundesländern. In einigen Ländern wurden Übergangsregelungen geschaffen, um die bestehenden Spielhallen zu schützen. Doch in Mecklenburg-Vorpommern hat man das Abstandsgebot aus dem Glücksspielstaatsvertrag im Landesglücksspielgesetz übernommen.
In den vergangenen Jahren hat dies zu einem erheblichen Spielhallen-Sterben geführt. Seit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 ist die Gesamtzahl der Spielhallen um 75 auf 135 gesunken. Mehr als jede dritte Spielhalle musste schließen. In den meisten Fällen war der neu eingeführte Mindestabstand der Grund dafür, dass Spielhallen den Betrieb einstellen mussten. Die Zahlen stammen aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Landtagsabgeordneten Ann Christin von Allwörden.
Besonders auffällig ist der Rückgang in den großen Städten in Mecklenburg-Vorpommern. In Rostock wurde die Anzahl der Spielhallen von 24 auf drei reduziert. In Schwerin gibt es heute nur noch vier Spielhallen, während 2021 noch 18 Spielhallen verfügbar waren. Für die zahlreichen Glücksspiel-Fans ist das problematisch.
Die Spielbank Rostock soll das vorhandene Angebotsdefizit reduzieren. Allerdings soll die neue Spielbank ein hochwertiges Angebot mit Roulette und Blackjack präsentieren. Klassische Spielhallen sind hingegen eher proletarisch ausgerichtet. Aufgrund des fehlenden Angebots im terrestrischen Glücksspiel könnte die Spielbank Rostock trotzdem ein großer Erfolg werden.
Online-Casinos profitieren von fehlenden Spielhallen
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Anzahl des illegalen Glücksspiels gleichzeitig mit dem Spielhallen-Sterben nach oben geschossen. Während 2021 und 2022 nur acht Fälle vom Landeskriminalamt registriert wurden, waren es in den Jahren 2023 und 2024 insgesamt 166 Fälle. Interessant ist, dass es sich nach Auskunft des Innenministeriums in erster Linie um unerlaubte Online-Glücksspiele handelte.
Trotzdem verneint das Innenministerium die Frage nach einem Zusammenhang zwischen der deutlich reduzierten Anzahl der Spielhallen und der Nachfrage nach Online-Casinos und anderen Online-Glücksspielen. Auf Basis der verfügbaren Zahlen ist dieser Schluss vielleicht auch nicht zuverlässig möglich.
Aber es wäre erstaunlich, wenn das Online-Glücksspiel nicht davon profitieren würde, dass das Angebot im Bereich des terrestrischen Glücksspiels deutlich kleiner geworden ist. Für Glücksspielexperten ist es eine alte Erkenntnis, dass die Nachfrage nach Glücksspiel enorm hoch ist und sich kaum durch eine Begrenzung des Angebots reduzieren lässt.
Online-Casinos mit deutscher Lizenz sind mäßig erfolgreich, aber Online-Casinos ohne deutsche Lizenz machen gute Geschäfte mit Kunden aus Mecklenburg-Vorpommern und anderen Bundesländern. Für die Glücksspielanbieter auf dem Schwarzmarkt ist jede restriktive Maßnahme gegen legale Glücksspielanbieter ein Vorteil. Leider wird dieser Zusammenhang in der Politik kaum beachtet.
Zudem ist es erstaunlich, dass auf der einen Seite gegen Spielhallen Politik gemacht wird, während gleichzeitig eine Spielbank in Rostock gebaut wird. Logische Zusammenhänge erkennen bei derartigen Strategien nur Optimisten. Aber eventuell hat die Entscheidung für die Spielbank in Rostock auch etwas damit zu tun, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern durch die Spielbankenabgabe erheblich profitiert.