Kolumnen

Kleine Zweifel und große Gedanken

Schwer eine Sache aus einer Sicht zu definieren, was sich nur aus einer anderen beurteilen ließe. Denn die Sicht, selbst von der Sache beeinflusst, wenn nicht gar daraus geformt, kann nur aus Reue und Wünschen handeln und somit ein wenig verblendet ein schlechtes Urteil abgeben. Wäre ich ein Freund von Pro- und Contralisten, könnte ich wenigstens Geld in die linke Spalte setzen. Tückisch, dass mir Poker stets gelehrt hat, Geld nicht zuviel Wert beizumessen. Da bräuchte man wohl eine teure Leidenschaft, um nächtelanges Sitzen in den Rauchschwaden von sogenannten “erfolgreichen” Leuten, die als Art der Unterhaltung Poker gewählt haben, zu rechtfertigen. Moment.

Ich reise gerne.
Somit hätte ich noch etwas für die linke Spalte. Viel gesehen von der Welt und viel gelernt über die Leute darauf. Viel gelacht und gut gegessen. Womit wir die zwei meist gelobten Begleiterscheinungen dieses Spiels genannt hätten.

Doch so oft sie auch genannt werden, so wenig werden sie auch geschätzt.  Wem kann man schon vorwerfen, nach Jahren des Spielens, in dem sich sämtliche emotionale Energie auf das Verarbeiten von Swings, von Verlusten und Gewinnen richtet, ein wenig gefühlstaub zu werden. Ein wenig selbstironisch, wenn man ihn fragt, ob er denn glücklich sei, vielleicht zu gut erzogen, zu viel Anstand besitzend, um eine ehrliche Antwort zu geben. Vielleicht aber auch einfach wirklich schon zu lange dabei. Oder einfach einfacher gestrickt. Oder auch freiwillig, um sich nicht für die Arroganz kritisieren lassen zu müssen, andere abzuurteilen. Und für die Arroganz, sogenannte “gescheiterte Existenzen”, also jeden zweiten Casinobesucher, mit Mitleid zu strafen.

Neben dem Luxus der westlichen Bildung, sein Leben selbst zu gestalten, seinen Sinn selbst zu begründen, findet so mancher auch noch Romantik, obwohl selbst erzogen, in seinem Dasein.

Ist es gut, seinen Umstand zu Glück zu formen zu suchen?

Sollte ich nun dankbar sein, wieder etwas Distanz zu etwas gewonnen zu haben, das mich eine lange Zeit so eingenommen hatte, um mir solche Fragen zu stellen? Gäbe es eine Einheit um Arroganz zu bemessen, wieviel würde es wohl zählen, der Menschen Glück infrage zustellen?

Mir bleibt wohl nur die Freude daran, wahrscheinlich schon viel Geld mit einer kleineren Chance, richtig zu liegen, investiert zu haben. Oder es noch machen werde. Irgendwie schade, dass sich dieses “Richtig” nicht mit einem Odds Calculator im Internet berechnen lässt.


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