Kolumnen

Lieber Erich Kollmann

Mit Verwunderung habe ich nun gelesen, wie du George Danzer und mich als Kasperl bezeichnest – was ich, mit Verlaub, als Beleidigung empfinde. Wenn dir mein Kommentar bei der Show „German Highrollers“ nicht gefallen hat, dann hättest du mir das ja auch gerne persönlich mitteilen können. Da das nicht der Fall war, habe ich mich nun auch entschlossen, dir öffentlich zu antworten.

Dein Text scheint mir nur so von inhaltlichen Denkfehlern und Unwahrheiten zu strotzen.

Grundsätzlich, ein Kommentator muss nicht mehr erreicht haben als der, den er kommentiert. Ansonsten hätten wir in naher Zukunft Riesenprobleme z.B. beim Fußball, Tennis, Golf, der Formel 1 oder eben beim Pokern. Du könntest dann ja gar nicht mehr beim TV Pokern kommentiert werden – die beiden Phils, wahrscheinlich die einzigen die eine Berechtigung hätten dies zu tun, können ja kein Deutsch….

Du sprichst von Kommentaren „weit unter der Gürtellinie“ – führst aber kein Beispiel an. Bitte zeige mir EINEN Kommentar, der beleidigend oder verletzend war. Vielleicht solltest du aber auch bedenken, dass es hier um Poker geht und nicht um die D-Jugend Stadtmeisterschaft im Hallenfußball Graz.

Eigentlich dachte ich, du seist schon lange genug in der Pokerszene, um die Absurdität deiner Argumentation zu erkennen – anscheinend ist dem jedoch nicht so. Du sagst inhaltlich, George und ich hätten kein großes Turnier gewonnen, am Tisch sitzen jedoch Poker Europameisterin und EPT Gewinner. Eigentlich hatte ich gedacht, die Pokerwelt hat sich da selbst erklärt – wir hatten doch nun wahrlich genug Beispiele für pokertechnisch unverdiente und glückliche Turniersiege in den letzten Jahren. Das schöne am Poker ist doch, das jeder gewinnen kann – an einem guten Tag auch Erich Kollmann. Du hast dich ja über meine Erfolge im Turnierpoker informiert und meintest selbst die ältesten Leute konnten sich nicht daran erinnern – im Gegensatz zu deinem Resümee müssen die Leute da nicht so alt sein. Ich jedenfalls hatte zur Zeit deines letzten, und nach meiner Recherche auch einzigen Erfolges in einem Pokerturnier nennenswerter Größenordnung, noch nie von Flop, Turn und River gehört. Es wäre jetzt unfair, die Anzahl der gespielten Turniere zu vergleichen, laut Ergebnissen scheinst du deutlich mehr 200er und 300er Turniere in deiner Heimat zu spielen als ich jemals schaffen werde.

Schnell wird Neid und Missgunst vermutet, wenn man jemanden im Kommentar kritisiert. Wenn du wenigstens fachliche Beispiele nennen würdest, kann man ja diskutieren. Aber in deinem Blog bleibst du sehr unkonkret und schwammig, hoffentlich nicht wegen mangelnder Beispiele. Aber ich kann dich trotzdem beruhigen, neidisch bin ich noch nie gewesen – und bezogen auf die Highrollershow noch am ehesten auf Markus Golsers Outfit. Wenn man einen Pokerturniergewinner beneidet, dann sollte es doch bitte ein WSOP Main Event Champion sein. Das ist wirklich beneidenswert.

Dann schiebst du mir noch „Donkey Call“ in einer Situation unter, die man anscheinend nur mit Wissen der Hole Cards dementsprechend beurteilen kann. Auch hier bleibst du wieder jegliche Erklärung oder Beweis schuldig. Schade eigentlich und auch ziemlich unfair.

Zu guter Letzt unterstellst du auch noch den Versuch, den Pokerboom zu sabotieren. Gerade in Bezug auf die Highrollershow ist das wirklich lächerlich – seit 2 Jahren habe ich für diese Show plädiert. Die Show soll mehr als Poker sein, sie soll unterhalten. Und zu Unterhaltung gehört auch ein entsprechender Kommentar – manchmal darf der, nicht nur aus fachlichen Gründen, ruhig auch ein bisschen aggressiver sein. Es kann doch nicht Sinn und Zweck sein, alles schön und kuschelig zu reden. Sicher, damit schafft man sich im Zweifel keine Feinde, ob es der Sendung gut tut wage ich zu bezweifeln.

Schade wenn du nicht gut unterhalten wurdest – ich habe das gesagt, was ich mir wirklich denke. Ein ehrlicher Kommentar kann niemals wirklich falsch sein und ich werde zusammen mit vielen anderen weiter daran arbeiten, dass Poker groß bleibt in Deutschland. Wenn ich mich dadurch für dich zum „Kasperl“ mache, soll mir das auch recht sein.

Ben Kang


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