Kolumnen

Schneller – Höher – Weiter?

Dabei meine ich nicht einmal Jens Kyllönen, der sich für einen sechsstelligen Betrag ins All schießen lässt und den Betrag aus der Portokasse bezahlt. Aber brauchen wir für die Weiterentwicklung des beliebten Kartenspiels wirklich Mega Events mit 30.000 Spielern oder einem Buy-In von 1 Million USD (inklusive Re-Entry), bei dem einige wenige ausgewählte Spieler noch reicher werden und abenteuerlustigen Multimillionären das Geld aus der Tasche ziehen?

Auch die European Poker Tour lässt sich nicht lumpen und bietet in seiner neuen Saison eine extra Rangliste für seine Highroller, alle Events mit einem Buy-In ab 10.000 Euro, USD oder GBP fließen dabei in die Wertung ein und dies ist 16 Mal der Fall für Season 9 der EPT. Der Erfolg gibt Ihnen mit Rekordteilnehmerzahlen beim ersten Poker Festival in Barcelona bislang recht, aber wie viele neue „Fische“ kann man auf Dauer für solche Formate wirklich gewinnen? Sind nicht vielmehr fast immer die gleichen Namen vertreten? Natürlich ist dieses Kräftemessen der Creme de la Creme des Poker für die Medien interessant, aber wie viele Superlative kann man realistischer Weise setzen, ohne das über kurz oder lang aus dem Ozean eine Wüste wird?

Ähnliche Tendenzen lassen sich auch beim Online Poker erkennen. Everleaf ist nach einem zwischenzeitlichen Jungbrunnen auf Grund des Black Friday und der proklamierten Attacke des Department Of Justice wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Mit International Game Technology (IGT) hatte der größte Slothersteller in den USA das Entraction Netzwerk im März 2011  übernommen und alle Beteiligten erhofften sich ein florierendes Geschäft, doch der neue Besitzer schenkte Poker wenig Beachtung und wird nun wohl basierend auf den letzten Medienberichten nach weniger als 2 Jahren alle Stiefkinder in neuen Familien unterbringen und das Netzwerk zum Jahresende 2012 schließen.

Was bleibt übrig? Natürlich der Online Poker Gigant PokerStars, der mit der World Championship of Online Poker erneut Maßstäbe setzt und auch sonst seine dominierende Marktstellung mit der Rettung des ehemals größten Konkurrenten Full Tilt Poker weiter festigen wird. Doch ist das Ökosystem mit einem Hai und so vielen kleinen Fische im Becken wirklich auf lange Sicht hin ausgeglichen? An der Professionalität von PokerStars besteht wenig Zweifel auch wenn sich Spieler nach Bad Beats immer beschweren werden, während andere Anbieter sich gerne einmal selbst in den Fuß schießen.

Es klingt fast wie ein modernes Paradoxon und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass viele Spieler verwirrt und verunsichert sind über die aktuelle Entwicklung. Mit den Skandalen in den letzten Jahren hat das Kartenspiel in gewisser Weise seine Unschuld verloren und es wird schwierig, das Vertrauen wiederzugewinnen. Denn wenn die Qualität einmal leidet, so wird aus einem Gipfelstürmer ganz schnell die nächste Hiobsbotschaft. Nicht nur im Sport sondern auch bei Poker gilt: Unlautere Mittel sind nicht erlaubt und werden entsprechend bestraft, natürlich nur wenn man auch wirklich erwischt werden sollte.

Investoren scheint dies hingegen wenig abzuschrecken, denn nach der Highstakes Action in Macau zieht auch Las Vegas Sands’s Besitzer Sheldon Adelson nach und hat die spanische Hauptstadt Madrid auserkoren für sein EuroVegas Projekt, um dort möglicherweise ein halbes Dutzend Casinos und 12 riesige Hotels mit insgesamt bis zu 36.000 Hotelzimmern zu erschaffen.  Und auch im Wüstenstaat Nevada selbst blickt man gespannt auf die Regulierung von Online Poker und der Vergabe von Glücksspiellizenzen und schmiedet bereits Kooperationen, um bestmöglich vorbereitet zu sein.

Da fehlt eigentlich nur noch Eines: Neu-Vegas auf dem Mond. Verfilmt wurde das ganze schon in einer etwas kitschigen Sci-Fi Komödie aus dem Jahre 2002 mit Eddy Murphy unter dem Titel “ Pluto Nash – Im Kampf gegen die Mondmafia“.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
2 Comments
Inline Feedbacks
View all comments