Kolumnen

Alle hassen Raymond – Die Rache der Grande Nation

Seit diesem Sommer ist er vielleicht der meist gehasste Mensch in Frankreich. Die französische Presse hatte speziell für ihn neue Schimpfwörter erfunden und manch einer hatte das Gefühl, dass der Typ nach dem desolaten Abgang bei der Fussball WM in Südafrika, endgültig von der Mattscheibe verschwunden ist.

Doch Raymond Domenech hatte sich als Nationaltrainer von Frankreich über sechs Jahre lang gehalten. Vorher hatte er übrigens über zehn Jahre die U21 trainiert. Länger als manch einer glaubte. Für mich war der Typ immer der Inbegriff für das „Weissbrot“ schlechthin; zuwenig Salz und zu viel Zucker. Abgetreten ist er mit Geheul und nie und nimmer habe ich gedacht, dass der Typ wieder so schnell auftauchen würde. Tot gesagte leben eben länger.

Es war allgemein bekannt, dass er zur WSOP 2009 am Mainevent, schon einmal von Everest Poker sponsoren liess und er war mir in den Gängen des Rio’s damals auch über den Weg gelaufen. Publikumsscheu war der Typ nie und verstecken war auch nicht sein Ding.

Gerade jetzt wo er sich beim Arbeitslosenamt gemeldet hat, hat er doch noch eine Geldquelle gefunden und lässt nichts unversucht, noch etwas Knete bei der Werbebranche einzutreiben: Bei Bwin.fr (Frankreich) stellt sich Raymond Domenech zur Verfügung, dass sich die „Grande Nation“ an ihm rächen kann. In Werbespots wird geworben, gegen ihn Poker zu spielen.

Auch wenn dies mit der Rache im Pokerspiel meistens nach hinten losgeht, den Franzosen scheint diese Selbstironie zu gefallen und die Werbung ist ein Riesenerfolg. Auch wenn die gesamte Aktion nur für den abgeschotteten französischen Onlinepoker Markt bestimmt ist, macht dieser Werbespot in Karate Kid Manier, trotz der französischen Sprache und des grossen Spot(t)s viel Spass:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3Ki5OEmkhMY[/youtube]

Ob Raymond Domenech als ständiger Werbebotschafter à la Boris Becker etwas taugt, ist auf Dauer zu bezweifeln. Aber vielleicht hat er im Pokerspiel mit Hilfe von asiatischem Karma seine wahre Bestimmung gefunden und war gar nie Mannschaftsdiener, sondern eben wie im Werbespot dargestellt nur immer ein Einzelkämpfer (..) .

Cheers
Martin Bertschi


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