Kolumnen

Amerikanischer Größenwahn

Ich bewundere die Amerikaner ja. Die können noch mehr saufen, fressen und vögeln als ich, nur schaffen sie es irgendwie, das alles ganz anders zu verkaufen. Las Vegas zum Beispiel. Steht auf jedem Schild, dass die Stadt „fabulous“ ist und überhaupt „Entertainment Capital of the World“ und so Zeug.

Ok, Vegas ist schon geil mit all den Casinos, Black Jack und Nutten und so. Hab aber kürzlich in irgend so einem Qualitätsblatt gelesen (lag zufällig auf ner Toilette rum), dass Vegas eine der höchsten Kriminalitätsraten der USA hat. Und das ist ganz schön schaurig, wenn man bedenkt, dass selbst so ein Hasenkopf wie ich hier mit ner Knarre durch die Gegend laufen darf. Egal, mir passiert schon nichts. Kann mich extrem gut selbst verteidigen oder einfach schnell abhauen, aber eher das Zweitere.

Mit den Turnieren hat es bis jetzt ja nicht so gut geklappt. Paar Mal knapp vorm Geld ausgeschieden. Muscle Bill ist schon recht ärgerlich, hat mir immerhin 10k vorgestreckt. Seine Oberarme sind schon recht beeindruckend, aber gegen mich hat der trotzdem keine Chance. Egal, irgendwann die Tage muss es dann mal klappen mit nem Cash. Das Problem ist nur: gegen diesen ganzen Haufen Amis ist da in den Events echt kaum was zu machen. Dachte ja immer, bei der WSOP würden Spieler aus aller Welt an den Tischen sitzen. „Größte, wichtigste, tollste, beste, prestigeträchtigste Turnierserie der Welt“ heißt es überall. Dabei sind da nur Amis am Start. Und die spielen ja Poker schon in den Windeln. Kein Wunder, dass da selbst so Größen wie ich kaum eine Möglichkeit haben, bisschen was vom Preispool abzugreifen. Da spiel ich doch lieber ein Turnier in einem abgefuckten Cardroom in Wien oder sonst wo. Da ist das Teilnehmerfeld internationaler und die Spieler nicht so gedrillt, wie hier in Vegas.

Wenn ich es dann an einen WSOP-Finaltische schaffe, was doch eher früher als später der Fall sein wird, werde ich auf jeden Fall auf einen Deal bestehen. Mir geht das ganze Gezocke ja eigentlich unheimlich auf die Eier. Deswegen penn‘ ich am Tisch auch ständig ein. Hab so zwar schon das eine oder andere Turnier gewonnen, aber in diesem Jahr hat’s noch nicht geklappt. Ist mir im Prinzip eigentlich echt egal, ob ich jetzt 180k oder 250k bekomme. Hauptsache ich bin so schnell wie möglich an der Bar. Hab da was von einer Hookers Bar im Rio gehört. Klingt geil, da muss ich jedenfalls bald hin. Angeblich ist da ja verboten mit den Deals bei der WSOP. Machen trotzdem alle, aber halt nicht offiziell. Hat wohl irgendwas damit zu tun, dass das Preisgeld für den Sieger möglichst groß ist. Amerikanischer Größenwahn eben. Ich lass mir das sicher nicht verbieten. Ein Rebell hält sich bekanntlich an keine Regeln dieser Welt. Und wenn sie noch so idiotisch sind.


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