Kolumnen

Auf ein Glas Orangensaft mit Charlotte Roche

In Las Vegas war es die berühmte Zigarette, bei der EPT Berlin schaffte ich nur ein Glas Orangensaft. Dieses zu trinken dauert genauso lange und so habe ich doch ein wenig von der charmanten Charlotte Roche erfahren können.

„Als ich gestern Morgen durch die Lobby des Hotels ging, sah ich zuerst den Philosophen Sloterdijk und kurz darauf dich. Mein erster Gedanke, war, dass dies ein ziemlich schräges Turnier werden könnte. Sloterdijk spielt aber eh nicht mit. Was tust du hier?“

„Ja, ich bin da, weil ich von PokerStars eingeladen wurde, so ein Turnier zu spielen und das ist für mich auch unglaublich ungewohnt, also ich wusste ja gar nicht was mich da erwartet und wie Pokerspieler überhaupt aussehen. Ich musste ja über mich selbst lachen, weil ich die Organisatoren gefragt hatte, ob es da so einen Dresscode gibt und da haben die gelacht und gesagt, „Ja hast du noch nie einen Pokerspieler gesehen, wie die so rumlaufen? Jean, T-Shirt, fertig“ und so war’s ja dann auch.“

„Hast du dir außer der Bekleidung auch überlegt wie du das Spiel anlegst?“

„Anfangs, viel wegschmeissen, um cool zu werden. Ich muss die Nerven wiederkriegen, muss mich akklimatisieren, weil ich so was ja überhaupt nicht kenne und die Pokerprofis haben zu mir gesagt, dass ich ruhig mal als Frau bis zum Ende mitgehen kann, wenn ich die Intuition hab, dass der Typ mich blufft, weil alle Männer denken, Frauen kann man gut bluffen und Frauen selbst bluffen selber nicht und das ist voll die gute Chance für mich (und lacht).“

„Du hast für eine Pokerspielerin ja die besten Voraussetzungen. Ich hörte damals nach deinem Buch (Feuchtgebiete) unzählige Interviews mit dir und du beantwortetest immer die gleichen Fragen mit einer stoischen Ruhe, also mit viel Geduld. Genau das was man als Pokerspielerin braucht. Bist du geduldig?“

„Ja, geworden, zum Beispiel durch das Buch. Sehr gut beobachtet. Ich habe mir irgendwann gedacht, dass es keinen Sinn hat sich aufzuregen, wenn man immer die gleichen Fragen bekommt, weil es geht ja immer ums gleiche Buch und es wäre ja unfair jedem Journalisten gegenüber, wenn er über das Buch schrieben will, zu denken, er soll sich komplett originelle Sachen einfallen lassen, der muss es ja auch von Grund auf jedem Leser erklären. Ich war dann sehr amerikanisch, ich kam mir vor wie so ne abgewichste amerikanische Medienhure, die bei jeder Frage immer so tut, als wär‘ die Frage der absolute Hammer, bis ich mir dann dachte „Oh, Gott ich kann nicht mehr“, aber man schafft das. Und auf Poker bezogen, hab ich immer das Gefühl, dass die Zeit unwahrscheinlich schnell vergeht. Wenn wir spielen in unserem kleinen Verein in Köln, vergehen locker acht Stunden ohne dass man vorher auf die Uhr geguckt hat. Apropos Uhr, ich muss zum Turnier.“

Charlotte Roche schied an Tag zwei aus.


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