Kolumnen

Bald ist der alte Mann in Vegas

Ich habe schon einen Seniorenteller in irgendeiner Kaschemme abseits des Strips in der irrsten Stadt des Planeten vor meinem geistigen Auge. Überteuertes Fleisch. Ich habe schon einen Private Lab Dance in irgendeiner Kaschemme auf dem Strip in der irrsten Stadt des Planeten vor meinem geistigen Auge. Überteuertes Fleisch.

Ich bekenne nicht zum ersten Mal meine Abneigung gegen Las Vegas. Ich mag diese Stadt einfach nicht. Nichts davon. Wenn wir etwas nicht mögen, müssen wir nicht wissen oder begründen, warum. Es reicht, dass es so ist.

Aber – ich muss ja dahin. Betsson hat es befohlen. Die haben mich gezwungen, die WSOP zu spielen. Ich habe es mehrfach versucht, zu verhindern, aber irgendwie …
Also machen wir das beste draus. Und treffen uns mit allen Pokerspielern und solchen, die sich dafür halten. Alle Pokerfetischisten auf einen Haufen. Inklusive dem eigenen angeborenen Verhalten und den antrainierten eigenen Gesprächen, Sprüchen und nicht immer interessanten, nicht immer inhaltlich wertvollen Monologen. Niemand auf der Welt bekommt so viel Zeug zu hören, wie Bilder in einem Museum. Und wie Pokerspieler. Als Monumentalinstallation in einem der großen Museen dieser Welt würde dieses Werk „Unbehagen des Betrachters“ heißen. Interpretationsfreie Konversation zwischen Geistesaristokraten. Artistische Autisten. Und ich mittendrin. Und dabei.

Also auf nach Vegas. Ein Ort voller Plastik und Silikon. Ein Ort, der Popkultur ist. Wie Entenhausen auch. Ein Ort der Glücksritter und solcher, die es nie schaffen werden. Scheitern im Neonlicht. Around the ganze Uhr. Ein Ort der definitiven Herausforderung für alle Sinnesfähigkeiten. Besinnung geht anders. Stille Nacht auch. Der erste Elvis, der mich anspricht, wird kommentarlos umgehauen.

Wenn ich Euch mit dieser Kolumne gelangweilt hätte, wäre ich untröstlich. Wenn ich euch mit dieser Kolumne beleidigt habe, ist es mir egal. Ich zieh mir denselben Schuh ja auch an.

Ich freu mich auf Euch in Vegas. Auf Euch alle. Echt.  Also auf zum Kartenknicken.
Und nie vergessen – heute ist Freitag. Es gibt immer einen Mittwoch. Und es gibt immer jemanden, der es besser kann als Du. Oder einfach nur mehr Glück hat; der dumme Fisch, der niemals hätte callen dürfen.
Wer mich jetzt missversteht, hat das Wesentliche begriffen.


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