Kolumnen

Das Letzte

Liebe Frau Angela Merkel, mit Freude habe ich vernommen, dass unsere Regierung uns bei Fehlinvestitionen auch ein- oder zweimal heraushaut. Meine Kollegen bei der IKB, der Commerzbank und der BayernLB haben mir nur Gutes von der Zusammenarbeit mit Ihnen berichtet.

Zur Problematik: Mein Investitionshaus steht kurz vor dem Kollaps, der einen Einbruch der gesamten Pokerbranche nach sich ziehen könnte. Das wiederum hätte extrem negative Folgen für unsere Gesamtwirtschaft. Einbrüche im Milliardenbereich bei Elektronika und Gadgets wären unvermeidlich.

Die Fehlinvestitionen hätten so nicht prognostiziert werden können. Wir haben unseren professionellen Zockern (alles extrem gut ausgebildete Profispieler) das Kapital für eine eigentlich solide Anlage zur Verfügung gestellt. Wer hätte sich auch denken können, dass Staking im Deuce to Seven Triple Draw eine Varianz von über 200 BB/100-Händen haben könnte? Besonders, da in unserem Beruf die Mathematik und im besonderen die Berechnung von Risiken keine allzu große Rolle spielt …

Wir brauchen eigentlich nur Bürgschaften für Kredite, um ordentlich weiterzocken zu können. Aus dem Loch kämpfen wir uns schon selber wieder heraus. Wir denken da insbesondere an Investitionen in Chinese-Poker-Spieler, über deren Renditen wir bisher nur Gutes erfahren haben. Unsere Tätigkeit trägt ja erwiesenermaßen extrem viel zur Wertschöpfung bei; daher sollte unsere Anfrage bei Ihnen ein wohlwollendes Kopfnicken herbeiführen.

Ich will auch betonen, dass ich natürlich nicht den Anspruch erhebe, wir Pokerinvestoren hätten ungefähr das gleiche Recht, von Ihnen gerettet zu werden, wie diese Banken. Diese Zocker haben natürlich viel mehr Verantwortung. Sie tragen das Risiko im Gegensatz zu uns Pokerspielern komplett selbst und haben auch keine Freeroll auf Bonuszahlungen bei Gewinnen, die mit dem Einsatz von Geldern kleiner Investoren gemacht wurden!

Deshalb verlange ich ja auch keinen Milliardenbetrag, sondern zum Start erst einmal eine Summe von vernünftigen zwanzig Millionen, um unseren Starspieler in ein Mixed Game von No Limit Hold’em und Pot Limit Omaha gegen Phil Ivey, Patrik Antonius und Tom Dwan zu schicken. Sie merken schon an den komischen Namen der Gegner, dass dies einen gelungenen Coup verspricht.
Ich habe auch kein Problem damit, mein Gehalt bei Hilfe Ihrerseits ein wenig zurückzuschrauben. Auch um weniger aufzufallen, kann ich den Lambo gerne eine Zeitlang in der Garage stehen lassen und mir zum Herumfahren einen kleinen Porsche dazuleasen. Ich gehe davon aus, dass der Steuerzahler voll hinter diesem Rettungspaket stehen wird und freue mich schon darauf, Ihnen bei der nächsten Wahl wieder ein Kreuzchen hinter den Namen machen zu dürfen.

Sincereliest,
George Danzer


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