Pokerstrategie

Deichmann „Most wanted Poker Camp“ – Zur Hand vs Pius

Im Kontext der aktuellen Deichmann-Kampagne „Most Wanted“ spielten fünf Aktionsgewinner ein SnG mit Pius Heinz und mir (Pokerfirma berichtete). Ich schied mit Assen gegen Pius‘ Könige aus und erfahre seitdem Mitleidsbekundungen. Warum eigentlich?

Ich behaupte, dass Poker ein Entscheidungsspiel ist. Ich behaupte, dass ich gewinne, weil die Summe meiner Entscheidungen positive Spielentwicklungen fördert. Nie behaupte ich mehr. Mehr braucht es auch nicht: positive Erwartungswerte und einen langen Atem. Dann „mittelt sich brav alles aus“ und man erntet letztlich, was man fortwährend gesät hat.

Valuespots, Cooler, Suckouts – sie alle verlieren sich im Trend. Was bleibt, ist einzig die Qualität der Entscheidungen eines jeden einzelnen.

Welche Entscheidungen haben Pius und ich in unserer großen Hand getroffen? Was ist überhaupt passiert? Wir spielen zu siebt ein SnG „Winner takes it all“. Es sind insgesamt 175.000 Chips am Tisch. Bei Blinds von 600 – 1.200 und Running Antes von 200 sind wir noch zu sechst am Tisch. Most Wanted Gewinnspielsieger Benjamin eröffnet UTG mit 3.000. Ich halte UTG+1 Asse und spiele eine kleine 3-Bet auf 6.500. Alles foldet zu Pius im Small Blind. Er führt den Chipcount knapp vor mir an. Wir halten zusammen ca. 60% aller Chips. Pius pusht mit Königen in die gegebene Action hinein und nur ich bezahle. Pius findet einen König am Flop. Ich habe Feierabend.

Dennoch bin ich mit meinem Spiel an diesem Tag zufrieden. Ich bin das ein oder andere Mannöver eingegangen und viele meiner Ideen haben funktioniert. Im Video sieht man beispielsweise zwei ziemlich enge Rivercalls gegen Pius, eine sehr früh und recht hart gespielte 3-Bet mit A9 bei zwei weiteren Bluffkugeln auf Flop und Turn – und viele kleine Hände mit ebenso kleinen Karten.

In meiner letzten und entscheidenden Hand haben weder Pius noch ich irgendetwas geleistet. Sie spielt sich von ganz alleine. Langfristig zieht hier niemand Value. Ich weigere mich, hier von einem Bad Beat zu sprechen. Für mich ist das ein Flip. Denn ich halte es nicht für angebracht, auf meine gut 80% Equity nach Aktion zu pochen. Welche Aktion? Es gab keine Aktion. Wir haben einfach per Autopilot auf die Regie der Karten reagiert. Ich sitze im richtigen Sessel oder eben nicht. No-Brainer sind somit einfach Flips – egal wer zwischenzeitlich vorne oder hinten liegt. Warum?

– Ich habe nicht mehr Recht auf Asse gegen Könige als auf Könige gegen Asse.
– Ich habe nicht mehr Recht auf Seat 6 als auf Seat 3.
– Ich ende bei jedem denkbaren Rollentausch dieses Setups im Preflop All In.
– Ich bin somit genauso oft weit vorne, wie hinten.
– Die Hand hat taktisch keinen Wert.
– Sie entspricht einer Wette, die bereits vor Kartenausgabe abgeschlossen wird.
-> Es ist ein Flip.

Poker findet zwischen diesen fatalen Höhen oder Tiefen statt. In PokerMagazin 16 werde ich meinen taktischen Spielverlauf nachzeichnen.

Jetzt erstmal wünsch ich euch allen ordentlichen Badespaß bei diesem Super Wetter – Petri Heil. 😉

Zahler zocken – Könner kalkulieren

Stephan Kalhamer für
gaming-institute.de


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