Kolumnen

Die Partouche Poker Tour – was alles falsch gemacht werden kann

Eigentlich sollte man sich ja darüber freuen, noch überrascht werden zu können. Diese Form der Romantik kann mir in den meisten Fällen aber gestohlen bleiben. Und um das Finale der Partouche Poker Tour zu beschreiben, ist „Überraschung“ wohl das einzig benutzbare Wort, das nicht eindeutig negativ konnotiert ist.

In den letzten zwei Jahren habe ich einiges an Turnieren gesehen. Große. Weniger große. Ultradeep bis Crapshoot. Zwei Table Shootouts bis 8.000 Spieler Freezeout. Das Finale der Partouche Poker Tour liegt auf den ersten Blick irgendwo dazwischen. Bis man dann selbst daran teil nimmt. Egal ob als Spieler oder – wie in meinem Fall – als Blogger.

Was sich die Turnierleitung im Palm Beach Casino von Cannes leistet, spottet eigentlich jeder Beschreibung. Noch nie habe ich einen derart langen ersten Spieltag erlebt. Die meisten der Spieler waren um zehn Uhr morgens zur Registrierung vor Ort und hatten das zweifelhafte Privileg, bis 4:30 morgens des nächsten Tages spielen zu dürfen. Wer Tag 1A spielte, war noch gut bedient. Spieler von Tag 1B hatten es noch schwerer, schließlich mussten sie nach wenigen Stunden Schlaf wieder für Tag 2 an die Tische.

Die Turnierleitung hatte ein Einsehen. Mehr als 18 Stunden könnten eventuell zu viel sein. An Tag zwei wurde ein Level gestrichen, um 02:30 sollte Schluss sein. Warum so lange gespielt wird, bleibt unbekannt. Anfangs war ich mir sicher, man wolle einfach einen Zeitvorsprung erspielen, um auf jeden Fall im Plan zu bleiben. Die Rechnung ging nicht auf: die letzten vier Stunden des Tages waren praktisch ohne Action. Niemand schied aus. Selten habe ich so viele Walks in Folge gesehen. Dafür an Tag 2 die Kehrseite der Medaille. Die All-ins überschlugen sich, zwei Drittel des Feldes flogen raus und nach einem halben Tag musste Schluss gemacht werden, um nicht schon nach zwei von sechs geplanten Tagen den Final Table zu erreichen.

Dafür hatten wir es im Media Room immer spannend. Dank nur sporadisch funktionierendem Internet mit Telefonmodem-Geschwindigkeiten wurde es nicht langweilig. Auch die langsamsten Schreiber haben hier die Chance, endlich einmal unter den ersten zu sein, die eine News Online stellen. Genauso gut organisiert der Shuttle Service. Immer wieder wurde versichert, dass man sich doch bitte kein Taxi bestellen solle, das Casino würde für An- und Abreise sorgen … dass dies mit Wartezeiten von bis zu 60 Minuten verbunden ist, wurde verschwiegen.
Der Fairness halber – nach vier Tagen Fiasko funktionierte das meiste dann doch wieder. Internet lief stabil (insofern man sich eines der Lan-Kabel ergattern konnte), der Shuttleservice schnell.

Einige der Stars werden es sich wohl überlegen, ob sie nächstes Jahr wieder nach Cannes reisen werden. Dieses Mal waren sie jedenfalls zahlreich vertreten, auch wenn die illustresten (gibt es das Wort?) wie Mike Matusow oder Gus Hansen bereits früh ausschieden. Die Preisränge erreichten unter anderem Antoine Saout, Vanessa Selbst, Jean-Robert Bellande, auf deutscher Seite unter anderem Tobias Reinkemeier und Tim ‚Nazgul‘ Kahlmeyer.


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