Kolumnen

Die Verhaftung der Pokertische – Razzia bei Other Poker in Basel

Illegale Pokerrunden, welche nicht im Freundeskreis stattfinden, sind in der Schweiz ausserhalb von Casinos verboten. Doch wenn zum Beispiel meine Tante von illegalen Spielrunden hört, dann denkt sie sofort an die Sopranos, welche sie absolut liebt. Auch ich musste mir schon einmal die Frage gefallen lassen,  ob ich für die Mafia arbeite, weil ich Poker spiele.

Wer meine letzten Berichte über die „Wildwest Organisation“ um Frau Wolfer bei der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) kennt, weiss dass ich persönlich die Kompetenz hinsichtlich der Verhältnismässigkeit der Razzien, betreffend von dieser Behörde, vorher als legal erklärten Kartenclubs, sehr wohl in Frage stelle. So kann sie schon einmal das halbe Polizeikorps eines Kantons dafür aufbieten. Und die Effizienz liess bis jetzt immer zu wünschen übrig: Keine Waffen oder verbotenen Substanzen wurden meines Wissens beschlagnahmt. Die Anwesenden konnte man immer ohne Widerstand befragen oder durchsuchen. So harmlos stellt sich nicht einmal meine Tante ein kriminelle Veranstaltung vor.

Seit gestern weiss man auch mehr darüber, dass diese Staatsorganisation bestens informiert ist über die Gepflogenheiten der Betreiber und über Insiderwissen verfügen muss. Denn bei Other Poker in Basel wurde eine Razzia durchgeführt. Und der Inhaber, ein gebürtiger Türke welcher schon lange Schweizer ist, befand sich gerade im Militärdienst fürs neue Land, in einem Wiederholungskurs für die Schweizer Eidgenossenschaft. Und es fand in seinem Pokerclub auch ein Turnier, „vermutlich im Freundeskreis“ statt. Wer wie ich einmal dort gespielt hat, weiss dass es auch durchaus 42 Freunde  aufhalten können (..).

Zirka fünfzig Beamte stürmten das Lokal in Basel am Dreispitz und beschlagnahmten Barschaften dieser zweiundvierzig Spieler, Spielchips, Computer und sogar alle neun Pokertische. Ein neuer Vorgang, denn bisher hatte die ESBK noch nie ein Lastwagen dabei und die Kosten für diese Polizeiaktionen steigen immer mehr und ich mutmasse langsam mit Beträgen im siebenstelligen Bereich, seit dem Verbot im Mai 2010, wenn sie jetzt auch noch damit beginnen, die Pokertische in die Forensik zu schicken.

Besonders interessant ist jetzt, welche Gegenwehr der Betreiber mit seinen Anwälten betreibt. Gemäss mündlichen Informationen war der Betrieb von Other Poker legal. Anscheinend verfügt man über eine gültige Bewilligung der ESBK, welche nicht vom Verbot im letzten Mai 2010 betroffen ist. Darum gewährten anscheinend die lokalen Behörden die Betriebsbewilligung. Und auch bei Other Poker fühlte man sich sicher und fabrizierte doch täglich einen Internet-Livestream  direkt aus dem Lokal und die Razzia konnte somit auch schön mitverfolgt werden. Die Polizei war selbst überrascht, dass es sowas gibt.

(Quellenangabe: Buyin.ch)

Eventuell hat man aber diese angeblich gültigen Bewilligungen bei der Eidgenössischen Bankenkommission berücksichtigt. Wenn dem nicht so wäre, dann hätte die Abteilung um Frau Wolfer den Beweis erbracht, dass sie ihre Akten nicht im Griff hat. Dann wäre ein spendiertes 100’000 CHF Freerollturnier von der ESBK, die günstigere Alternative für den Schweizer Steuerzahler.

Cheers

Martin Bertschi


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