Kolumnen

Ein Besuch in der Pokerlounge Berlin

Die Manfred-von-Richthofen-Straße im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg – nur unweit vom mittlerweile stillgelegten „Zentralflughafen“ gelegen – ist eine kleine Einkaufsstraße mit kieztypischen Geschäften und Lokalen wie Bäcker, Kaffeeboutique, Schuhmacher, Antiquitäten- und Spätkauf-Läden, asiatischen Restaurants und Kiezkneipen.

Radelt oder spaziert man die Straße in südwestlicher Richtung und blickt nach rechts, so kommt man an einem mediterranen Feinkosthändler vorbei und wird vermutlich unweigerlich stutzen, denn das benachbarte Lokal mit der Hausnummer 20 ist die „Pokerlounge Berlin“.

Neugierig geworden habe ich mich kürzlich mit einem der Betreiber, Henrik Theiler getroffen, um Informationen über diesen Berliner Pokerclub zu bekommen.

Henrik Theiler ist ein sympathischer junger Mann, Student der Wirtschaftswissenschaften und kurz vor erfolgreichem Abschluss seines Studiums. Er hat die Pokerlounge zusammen mit Bruder Marvin vor zwei Jahren aus Passion für das Pokerspiel gegründet. Nachdem er über Online-Pokerrooms mit Poker in Berührung kam und über Freunde von einem Pokerlokal in Rostock erfahren hatte, nahm die Idee zur Eröffnung einer ähnlichen Einrichtung in Berlin langsam Gestalt an.

Nach langwierigen Verhandlungen mit den Berliner Behörden wurde abgeklärt, unter welchen Rahmenbedingungen ein Pokerlokal in Berlin betrieben werden kann. In Anlehnung an die Genehmigungspraxis bei Sachpreisturnieren dürfen aus dem Spielbetrieb in der Pokerlounge keinerlei Gewinne erwirtschaftet werden. Das bedeutet, die Veranstaltung von Cashgames – egal ob mit oder ohne Taxierung der Pötte – wäre illegal. Selbstverständlich – so berichtet Henrik Theiler – hat es mehrfach Besuche von „Beamten in Zivil“ gegeben, die sich erkundigt haben, ob es nicht auch die Möglichkeit zu einer Cashgame-Runde gäbe. Diese Ansinnen wurden in allen Fällen konsequent abgelehnt.

Die Pokerlounge Berlin erzielt Ihre Gewinne zum einen aus normalem Gaststättenbetrieb, zum andern aus dem Anbieten von Poker als Dienstleistung. Für eine Gebühr von 30 € pro Stunde kann ein professioneller Pokertisch mit Dealer und Equipment gemietet werden. Dieser Service wird vielfältig angenommen. Henrik Theiler berichtet von feuchtfröhlichen Junggesellenabschieden mit Poker, von Firmenveranstaltungen für Kunden und Mitarbeiter und von Promotion-Aktivitäten. Anlässlich meines Besuchs war ein Tisch besetzt mit 11 Damen allen Alters, die in einem dreistündigen Basiskurs von einem erfahrenen Dealer in die Grundzüge von Texas Hold’em eingeführt wurden. Die Damen hatten ihren Spaß, das war schon an der ausgelassenen Stimmung am Tisch erkennbar.

Darüber hinaus hat die Pokerlounge ein wöchentliches Turnierprogramm mit sehr kleinen Buy-ins, aus denen allerdings kein Preispool gebildet werden darf, denn das verstieße gegen die behördlichen Auflagen.

Im Laufe der zwei Jahre hat sich in der Pokerlounge ein Stammpublikum etabliert. Die Regulars sind bunt gemischt, es kommen Jung und Alt, Groß und Klein, vom Restaurantbesitzer aus der Richthofenstraße über Ärzte zu Studenten. Viele Gäste kommen regelmäßig und die Turniere sind oft ausverkauft, so dass die Kapazität an fünf Tischen zu je 11 Plätzen voll ausgenutzt werden kann.

Poker als ernstzunehmendes Spiel funktioniert nicht ohne Anreiz und Sanktionen. Der Anreiz besteht bei den Turnieren in der Pokerlounge aus verschiedenen Sachpreisen im Rahmen eines Punktesystems und ist eher ideeller Natur.

Nichtsdestotrotz konnte ich in meinem Turnier beobachten, dass durchweg solide gepokert wurde und dass Entscheidungen basierend auf Informationen und Situationseinschätzungen gefällt wurden. Einige Spieler waren so freundlich, im Anschluss an einen gewonnenen Coup die Gründe für ihre Entscheidungen genau zu erklären ;-).

Fazit: Aus der Faszination für das Spiel und einer anfänglichen Liebhaberei der Gebrüder Theiler hat sich eine interessante Möglichkeit entwickelt, Poker abseits von Casinos und/oder Online-Cardrooms kennen zu lernen. Wer sich für Poker als Ereignis unter Freunden interessiert und für wen der Aspekt der „Profitorientierung“ zweitrangig ist, der sollte unbedingt einen Besuch in der Pokerlounge Berlin einplanen. Angenehme Atmosphäre ist garantiert, freundliche Bedienung, professionelle Dealer und Equipment stehen bereit.

Nähere Einzelheiten zur Lokation und zu den Angeboten findet Ihr unter www.pokerlounge-berlin.d.


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