Kolumnen

Ein Pokerturnier in Bregenz und der fehlende Promibonus

Die Casino Austria Gruppe hat eine Monopolstellung. Aber auch da gibt es Unterschiede und Casinos, welche gut besucht sind, und solche mit weniger Publikum. Dasjenige in Bregenz ist solches, welches topografisch am Bodensee mit Blick auf die Berge im Dreiländereck (Oesterreich, Schweiz und Deutschland) liegt. Eben wunderschön.

Der aufmerksame Besucher wird jedoch auch erkennen, dass eigentlich immer das gleiche freundliche Personal in Bregenz den Laden schmeißt. Dies zeigt sich auch in der konstanten Gastronomieleistung und daher nimmt man gerne ein paar Stunden für Hin- und Rückfahrt für ein Turboturnier mit einem Buy-in von 300 Euro in Kauf.

Natürlich habe ich auch die Handynummer von Joe Fuchshofer, dem Pokermanager in Bregenz, in meinem Adressbuch gespeichert. Am Vortag schreibe ich dann schnell eine SMS und möchte ein Ticket reservieren. Die Antwort kommt genauso schnell: „Ausgebucht, kannst Dich aber gerne auf die Nachrückerliste setzen, wenn Du bis 18.15 Uhr im Casino bist. Wir kriegen alle rein“.

Um 18.00 Uhr nach diversen Umwegen bin ich dann mit meinen Freunden im Casino angekommen. Markus hat sich in Weisheit vorher übers Internet ein Ticket gekauft und bekommt seine Platzkarte schon beim Eingang. Ich schmeiße meine Eintrittskarte in den Topf und Urs will Cashgame spielen. Zwar hat das Casino noch einen Tisch mehr aufgestellt, doch mit dieser langen Liste mit 65 zusätzlichen Interessenten, stehe ich der Sache etwas kritisch gegenüber.

Aber Joe Fuchshofer hielt sein Wort. Es konnten alle am Turnier spielen, welche wollten. 21 Anmelder haben sich dann wieder aus dem Staub gemacht, weil sie nicht an eine Chance glaubten. Joe ließ sich auch nicht von besonders „Schlauen“ dazu überreden, ihren Platz abtauschen. Und so ging alles geordnet ab und einer nach dem anderen rückte nach. Ich wurde an Position 17 der Alternateliste gezogen und stieg im späten Level 2 ein. Mit dem Startstack von 10.000 Chips, und Mischmaschinen auf jedem Tisch konnten jeder der Nachrücker noch gut und viele Hände spielen. 164 Spieler waren es insgesamt.

Trotzdem musste ich mir Sprüche anhören, „Ich hätte doch Promibonus, weil ich bei Pokerfirma.de schreibe“. Nein, es war nur Losglück und ich konnte relativ schnell nachrücken; ich hätte auch nichts gegen eine chronologische Alternateliste (first come, first serve) gehabt. Ich bin doch nur ein schlechter Pokerspieler, welcher ab und zu mal zur Feder greift…

Und so ging mein Turnier auch als sechzigster zu Ende. Chips bekam ich mit zwei Mal den Assen, einmal traf ich sogar den Drilling und squeezte zwei Mal mit Müll, einmal sogar preflop in einen 4 Way Pot rein. Ansonsten wurde mir nicht geglaubt und meine Erhöhungen wurden vielmals „All-in“ gesetzt. So kam ich nie auf viele Chips und hatte an diesem Abend keine großen Chancen. Den letzten Einsatz tätigte ich dann mit A9 Preflop mit einem kleinen Stack rein. Aus früher Position wollte ich Stärke signalisieren. Und so wachte Gerd M. mit den Damen auf und ich bekam keine Hilfe.

Generell scheint mir die Bodensee Championship Week 2010 ein Großerfolg zu werden. Alle Turniere werden gut besucht sein und wenn die Usanz der Gästebehandlung weiter so gut ist, werden viele Spieler einfach immer wieder kommen. Egal von wo.

Natürlich werde ich mich nicht um einen Promistatus bemühen. Denn in der Schweiz gibt es dafür eine Unterscheidung und Klassen welche bildlich benannt sind: Wer will da schon ein Cervelatpromi sein? (Anm. der Redaktion: Cervelat ist die Schweizer Nationalwurst)

Cheers,
Martin Bertschi


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