Viel falsch machen kann man überall, jeder Zeit, in allen Belangen des täglichen Lebens. Das fängt von der falschen Weinauswahl zum Kaninchen in Olivensauce an, geht über die fehlerhafte Selektion der Lebensabschnittspartnerin bis hin zum Call auf dem River mit 9 hoch. Was als allseits bestaunter Herocall geplant war, zeigt sich als Rohrkrepierer. Zumindest haben die anderen Spieler am Tisch etwas zum Schmunzeln, Lächeln, lauthals Lachen.
Beim Poker kann die Fehlerquote exorbitant hoch sein, nahezu jede Hand kann aus Gründen der Ungeschicklichkeit oder der Dummheit desaströs enden. Herrlich, im Prinzip; denn davon lebt das Spiel. Wie beim Fußball.
Das Schöne beim Poker ist, das Anfängerfehler auch Fortgeschrittenen passieren. Jede neue Hand ist eine Chance. Eine Chance, Chips zu gewinnen; aber auch eine Chance, miserabel zu spielen. Fehler sind menschlich. Die Angst vor der Niederlage begleitet unser Pokerleben ebenso wie die unbändige Lust auf jeden neuen Flop. Der sich allerdings in durchschnittlich 92,4 Prozent zu einem Flop entwickelt. Nur Fedor Holz trifft jedes Mal.
Aber – nur wer nicht spielt, macht keine Fehler. Und das ist ja nun wirklich nicht erstrebenswert und außerdem extremst langweilig. Lieber Fehler beim Pokerspiel als ohne Tadel beim Aufsagen altgriechischer Gedichte. Leistung ohne Makel gibt es nun einmal nicht in unserer Welt. Außer; siehe oben; bei Fedor Holz.
Und aus Fehlern lernen wir. Angeblich soll es so sein. Ich persönlich habe das noch nicht feststellen können. Auch bei der nächsten Runde läutet der Floorman wieder früher als uns lieb ist das Totenglöckchen, gefolgt von einem Seat Open. Aber auch das gehört dazu. Scheitern ist ein Teil des Lebens und damit logischerweise auch ein Teil des Spiels. Aller Spiele, übrigens. Lasst uns dahin kommen, unsere Fehler als Nichtgewinnen anzusehen, nicht als Niederlage. Das hilft. Mir zumindest. Und auch beim Poker gilt die alte Bauernweisheit – Wer früh verliert, ist länger an der Bar.
