Kolumnen

Ich spiele Poker!

Ich spiele Poker! Boris Becker steht dazu. Rafa Nadal steht dazu. James Woods steht dazu. Aber immer weniger Pokerspieler selbst stehen dazu. Ist Poker deshalb wirklich salonfähig geworden? Von wegen. Poker wird immer mehr in die Anonymität gedrängt und die Stimme der Pokerspieler versiegt ungehört.

Die Liste derjenigen, die ihren Namen nicht in Zusammenhang mit Poker genannt werden wollen, wird immer länger. Einige haben auf Grund ihrer beruflichen Positionen Angst davor, dass ihr Hobby bekannt wird. Ein Fonds-Verwalter, ein Banker oder auch ein Anwalt, der seine Freizeit im Casino beim Kartenspielen verbringt, dafür haben die Kunden wenig Verständnis. Die anderen haben Angst vor dem Finanzamt. Obwohl Poker als Glücksspiel gilt, haben die Steuerbehörden die lukrative Einnahmequelle entdeckt und wollen für Geld, das ohnehin schon doppelt und dreifach besteuert ist, auch noch ihren Anteil. Auch dass der Chef und die Familie nichts vom Poker-Hobby wissen sollen, ist für viele Grund genug, nur noch als Nomen nescio in Ergebnislisten geführt zu werden.

Wenn Pokerspieler selbst nicht zu ihrem geliebten Spiel stehen, wie sollen dann Außenstehende Poker akzeptieren? Innerhalb der Community sind alle große und erfolgreiche Spieler. Die besten Spieler der Welt überhaupt und jeder weiß sowieso am Besten, wie eine Hand zu spielen ist. Gewinner sind ohnehin alle – wenn nur diese dumme Varianz nicht wäre. Warum erzählt man nicht beim Morgenkaffee im Büro, dass man gestern wieder mal am River ausgesuckt wurde? Warum erzählt man nicht beim 90. Geburtstag der Großmutter, dass man gestern ein Pokerturnier gewonnen hat?  Es ist das beste Kartenspiel der Welt und jeder der es spielt, liebt es. Warum aber erzählt man diese Geschichten nicht in der Öffentlichkeit? Warum verheimlichen viele ihre Leidenschaft?

Egal ob Hausfrau, Student, kleiner Büroangestellter, Kassakraft, Putzfrau, Manager, Anwalt, Banker oder Vorstandsvorsitzender – am Pokertisch sind alle gleich. Und es ist der spannendste Teil des Spiels, dass am Tisch so viele verschiedene Charaktere zusammentreffen und plötzlich alle dieselben Voraussetzungen haben. Ein paar Karten, ein paar Chips, ein bisschen mathematisches Verständnis und Menschenkenntnis.

Die abgewählte CDU/FDP Regierung in Schleswig-Holstein hat sich gegen alle anderen Bundesländer behauptet und ist für (Online)-Poker eingetreten. Das Aufbegehren wurde durch die neue Regierung wieder zu Nichte gemacht. Aber Schuld daran sind auch wir Spieler. Weil wir uns verstecken und zu leise sind. So lange wir nicht selbst zu unserem großartigen  Spiel stehen, so lange werden es auch die anderen nicht tun. Warum sollten sie auch? Fangt an Poker zu leben und versteckt Euch nicht hinter einer Anonymität.

PokerStars sagt: „Wir sind Poker!“ Nehmen wir uns ein Beispiel daran. Wir spielen Poker. Wir sind Poker. Und die ganze Welt kann es wissen!


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
6 Comments
Inline Feedbacks
View all comments