Kolumnen

Inklusiv-Interview mit Carsten Joh

Es gibt 1,8 Millionen Pokerspieler in Deutschland. Ich freue mich über jeden deutschen Turniergewinner, bei einigen mehr, bei anderen weniger. Von den Zweien, deren Sieg mir die größte Freude bereitet, ist einer Carsten Joh. Ein alter Freund aus Backgammon Zeiten, mein Nachbar und Paddeltennis Partner, als ich 2001/2 in Marbella lebte. Um der Journaille das Stellen der ewig gleichen dummen Fragen zu ersparen, was nach dem Interviewen von 50 Siegern furchtbar langweilig für alle Beteiligten ist, hier:

10 Fragen an Carsten Joh

Marmorstein: Nochmals herzlichen Glückwunsch zu Deinem Sieg. Wer war Dein schwerster Gegner?

Mit dem Bracelet

Joh: Die vielen Stunden, die ich spielen durfte. Von Mittags bis 2 in der Früh den Fokus nicht zu verlieren, ist extrem anstrengend. Am Finaltisch hat mich David Walasinski beeindruckt, der dann Dritter wurde.

Marmorstein: Wann hast Du die Größe Deiner Leistung voll registriert, der erste Deutsche zu sein, der bei der WSOP ein Hold’em Bracelet gewinnt?

Joh: Erst nachdem es mir gesagt wurde.

Marmorstein: Gibt es einen Ratschlag für unsere Leser, wie man sich die beste Chance gibt, ein solches Turnier zu gewinnen?

Joh: Sein eigenes Spiel zu spielen, nicht den Stil der anderen aufdrücken lassen. Lasst euch nicht von großen Stacks oder großen Namen beeindrucken. Sich bei jedem Spielzug Zeit nehmen, nicht übertrieben, nur im Rhythmus bleiben.

Marmorstein: Wie gefällt Dir Pokerspielen in Las Vegas im Vergleich mit europäischen Events?

Joh: Mir gefallen die frühen Startzeiten und dass man diese auch akkurat einhält. Nur zu neunt am Tisch zu sitzten, ist bequemer und bringt mehr Aktion ins Spiel. Außerdem gibt es strikte Benimmregeln, deren Einhaltung penibel überwacht wird. Die Siegerehrung fällt durch das Abspielen der Nationalhymne etwas zu lange aus.

Marmorstein: Wie verkraftest Du die Zeitumstellung und die Temperaturstürze zwischen draußen und drinnen?

Joh: Nach Möglichkeit so wenig wie nötig vom Turniersaal nach draußen gehen. Mal kurz aufwärmen führt mit Sicherheit zu einer Erkältung. Mit Jetlag habe ich kein Problem, weil ich es langsam angehen lasse.

Marmorstein: Die Last, die Ehre Pokerdeutschlands verteidigt zu haben, lag nur einen Tag auf Deinen alleinigen Schultern. Bist Du erleichtert?

Joh: Ich hab das ursprünglich nicht so empfunden. Als ich angefangen hab darüber nachzudenken, gab es bereits einen zweiten Sieger.

Marmorstein: Dein Herz hängt am PLO Cashgame. Du hast hier auch 3 PLO Turniere gespielt, bist allerdings nie in den zweiten Tag gekommen.

Joh: Ja, dieses Turnier habe ich mit durchschnittlich guten Karten gewonnen. Beim Omaha hab ich mein Geld immer mit der besseren Hand in die Mitte gekriegt, um mich dann am River zu verabschieden. Ich wäre gern mal in die Geldränge gekommen, um zu sehen ob ich dort bestehen kann.

Marmorstein: Du bist ein Hundefreund und hast momentan 4 kanine Mitbewohner. Tausche Bracelet gegen lebenslange Hundefutterversorgung. Deal -No Deal?

Joh: Deal

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Am Final Table

Marmorstein: Realistisch gesehen, gibt es nur wenige Möglichkeiten diesen Sieg zu überbieten. Ist Stillstand Rückschritt? Wie geht’s weiter?

Joh: Vom Prestige her geht es wirklich nur noch mit einem Sieg im Main Event der WSOP. Ansonsten werde ich mehr EPT Turniere spielen.

Marmorstein: Ich habe den Finaltisch live miterlebt und empfand die Stimmung elektrisch. Was hast Du empfunden?

Joh: Die Unterstützung meiner Freunde hat mich in die richtige Stimmung versetzt. Kleine Ratschläge und Aufmunterungen in den Pausen und zwischen den Händen haben mir geholfen, wach und konzentriert zu bleiben. Meine Frau hatte den Tag in LA verbracht und kam gerade rechtzeitig zum Beginn des Finales zurück. Um 5 Uhr früh ging ihr Flug nach Marbella. Was hätte es für einen dramatischeren und schöneren Abschluss für sie geben können? So und jetzt lass uns einen Strawberry Daiquiry trinken gehen!


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