Kolumnen

Jamila von Perger im Interview: „Poker ist meine Leidenschaft, mein Beruf, mein Leben.“

Jamila von Perger wurde beim PokerFirma Award 2013 mit Rekordvorsprung „Pokerspielerin 2013“. Wir trafen sie in einem Wiener Kaffeehaus auf eine „Melange“ und ein Interview.

Bild3PokerFirma: Jamila, wie gehst Du mit Kritik um?

Jamila von Perger: Ich bekomme gerne Kritik.

PF: Du bekommst gerne Kritik?

JvP: Ja, es gibt ja auch positive Kritik.

PF: …und das Geflame?

JvP: Am Anfang hat es mich schon geschockt, weil es Vorwürfe waren, die ungerechtfertigt waren und gar nichts mit meinem Spiel zu tun hatten. Irgendwann hab ich dann aufgehört es zu lesen. Meine Mutter hat mich dann noch darauf aufmerksam gemacht, dass irgendwelche Leute unter meinen Namen gepostet hatten. Aber da muss man durch.

PF: Braucht man als Profispieler eine dicke Haut?

JvP: Das kommt darauf an wer du bist, als Frau sicher schon.

PF: Wärst Du als Pokerspielerin lieber unattraktiver?

JvP: Das ist eine schwere Frage, aber im Prinzip wahrscheinlich schon.

PF: Du lebst seit zwei Jahren in Wien. Hast Du auch hier zu pokern begonnen?

JvP: Nein, das ist schon länger her. Ich bin ja ein kleines Kneipenkind. Meinem Vater hatten zwei Gaststätten gehört und ich hab schon in sehr jungen Jahren fast alle Kartenspiele gespielt. Doppelkopf, Skat, alles Mögliche und Ungewöhnliche. Nur Poker war das einzige Spiel, das ich nie gespielt hatte. Begonnen hat es erst viel später mit einer Homegame-Runde in Kiel. Eigentlich wollten wir damals nur „vortrinken“ und dann feiern gehen. Ich war aber von Anfang an so fasziniert von dem Spiel, dass ich anstatt feiern zu gehen, nach Hause fuhr und alles las, was es über Poker zu lesen gab. Ich hab mich dann in Foren reingelesen, hab versucht Leute kennen zu lernen, die auch pokern usw.. Dann ging es Schlag auf Schlag. Ich hab dann bei den Poker-Vikings in Kiel mein erstes Live-Turnier gespielt, holte mir einen PokerStars Account und es wurde immer mehr. Dann bin ich nach Wien gezogen…

PF: Du bist wegen Poker nach Wien gezogen…?

JvP: Es war so halb-halb. Ich suchte eine Stadt, die schön ist und in der ich studieren kann und da passte Wien perfekt. Dann lernte ich Thomas Butzhammer, Gerald Karlic und die ganze Runde kennen…

PF: …wo war das?

JvP: Ich glaub es war im CCC Simmering bei der Wiener Landesmeisterschaft. Dann spielten wir zusammen online und so hat sich eine Freundschaft entwickelt. Die PCA letztes Jahr war dann quasi mein Start. Da spielte ich aber nur die kleinen Side-Events. Mehr ließ die Bankroll noch nicht zu. Aber es war aufregend mit Phil Hellmuth oder Ivey im gleichen Turniersaal zu spielen.

PF: Weißt Du wie viele Turnier du 2013 spieltest?

JvP: Ist schwer zu sagen. Ich war dieses Jahr zum ersten mal in Las Vegas. Wir waren sieben Wochen da und ich spielte fast jeden Tag. Da waren es schon 30 oder 40 Turniere, auch viele Zwei-Tages-Turniere. Über das ganze Jahr waren es schon an die 60 Live-Turniere.

PF: Welche Buy-ins?

JvP: Das war zwischen 400 Dollar und 1.500 Dollar und das 10k WSOP Main-Event.

PF: … und online?

JvP: Online war es extrem viel. 2013 hatte ich einen echten Downswing und das trieb meinen Ehrgeiz um so mehr an. Um die Varianz auszugleichen, spielte ich dann noch mehr. Aber es dürften schon an die 4.000 Games gewesen sein. Ich rechnete mir schon aus wieviele VPPs ich brauche und 2014 mache ich Supernova.

PF: Wow, gibt’s noch andere Vorsätze für ’14?

JvP: Die Vorsätze von Pokerspielern sind wahrscheinlich immer die selben. Viele EPTs spielen, den Downswing von 2013 wieder reingrinden und vielleicht eine Top drei Plazierung.

PF: .. und pokerstrategisch?

JvP: Es gibt immer Möglichkeiten, sich zu verbessern. Aber woran ich sicher noch arbeiten werde, ist Tells lesen, weniger Tells geben und spieltechnisch werde ich auch noch an meinen 3bet-Sizes arbeiten. Aber wie gesagt: Es gibt immer Möglichkeiten sich zu verbessern.

PF: Siehst Du Dein Lebensziel darin immer Poker zu spielen oder gibt es einen Plan B?

JvP: Nein. Ich wollte noch nie in meinen Leben etwas so sehr wie zu pokern. Ich hatte in meinem Leben immer schon Dinge, die mir Spaß machten, zum Beispiel das Soziologie-Studium, aber Poker ist mit Abstand das einzige, bei dem ich wirklich aus tiefstem Herzen sagen kann: Ich will das unbedingt, ich will nichts anderes. Poker ist für mich kein Spiel, sondern meine Leidenschaft, mein Hobby, mein Job. Poker ist mein Leben.

PF: Danke für das Gespräch.


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