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Jörg Wacker – Bwin begrüßt die Entscheidung des EuGH

Am Mittwoch kippte der Europäische Gerichtshof (EuGH) das staatliche Sportwetten-Monopol (wir berichteten). Aus diesem Grund haben wir von Pokerfirma.de/Wettfirma.com haben uns mit jemandem zum Gespräch getroffen, den das Thema ganz besonders angeht – dem Direktor von bwin Deutschland e.K., Jörg Wacker.


Oliver Lipinski: Herr Wacker, erst einmal vorweg, wie erleichtert sind Sie?

Jörg Weiler: Wir haben die Entscheidung des EuGH begrüßt. Erstens wird damit die von uns bei der europäischen Kommission stets vertretene Rechtsaufsicht bestätigt, dass der Glücksspielstaatsvertrag und seine Verbote für private Anbieter gegen Gemeinschaftsrecht verstoßen. Und wir sehen in den Urteilen die historische Chance, Glücksspiel in Deutschland unter Berücksichtigung aller Vertriebskanäle zeitgemäß und richtungsweisend zu regulieren.

Oliver Lipinski: „Richtungsweisend“ sagen Sie. In welche Richtung soll es denn gehen, gibt es schon konkrete Pläne?

Jörg Wacker: Die deutsche Politik hat die Zeichen der Zeit schon frühzeitig erkannt und eine Evaluierung des bestehenden Glücksspielvertrags bereits Anfang des Jahres in die Wege geleitet. Auf Basis der vorliegenden Urteile ist es dringend notwendig, dass Deutschland – wie jüngst Frankreich und Italien – rasch eine moderne, marktgerechte und gemeinschaftskonforme Glücksspielregulierung etabliert. So wird sichergestellt, dass Konsumentenschutz auf breiter Basis gewährleistet ist und Rechtssicherheit für etablierte, seriöse Anbieter geschaffen wird. Die Beratungen der Länder sollten nach den bisherigen Planungen bis zum Ende des Jahres zu einem Ergebnis führen, dass dann im kommenden Jahr umgesetzt werden müsste. Der aktuelle Glücksspielstaatsvertrag wurde von den Ländern mit einer Laufzeit bis Ende 2011 abgeschlossen.

Oliver Lipinski: Erwin Horak, Präsident der Lotterieverwaltung Bayern und somit federführend beim Lotto- und Toto-Block, wollte sich uns gegenüber vorerst nicht äußern. Ist er jetzt ein schlechter Verlierer?
Jörg Wacker: Er ist in keiner einfachen Situation und sachkundig genug, die Tragweite der EuGH-Entscheidung einordnen zu können. Im Übrigen ist er eigentlich schon seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags Anfang 2008 insofern Verlierer, als dass seitdem die Marktanteile und Umsätze von Oddset massiv eingebrochen sind.

Oliver Lipinski: Könnte das auch daran liegen, dass er vielleicht auch lieber bei bwin wettet? Oder spielt er dann doch lieber den schlechteren Kurs bei Oddset um auf der legalen Seite zu sein?
Jörg Wacker: (lacht) Also wir sprechen grundsätzlich nicht über unsere Kunden. Ich bin aber sicher, dass Herr Horak, wenn er denn spielt, seine Einsätze bei Oddset tätigen würde.

Oliver Lipinski: In der Begründung des EuGH heißt es, dass bisher das „höhere Ziel“, die Vorbeugung von Spielsucht, nicht konsequent durchgesetzt wurde. Als Beispiel nimmt man da Spielautomaten oder Pferderennen. Lässt sich denn eine solche mögliche Sucht überhaupt durch Gesetze „verbieten“?
Jörg Wacker: Das ist eine gute Frage. Pathologische Spieler werden immer irgendwie einen Weg zum Spiel finden. Wir sehen die Gefahr, dass ein Monopol diese Spieler Schwarzmarktanbietern in die Arme treibt, die sich dann jeglicher staatlicher Kontrolle entziehen. Dieser Markt ist in den letzten Jahren rasant gewachsen! Sie können Spielsucht nicht gesetzlich verbieten, aber durch die Zulassung von Anbietern und eine entsprechende Regulierung viel dafür tun, dass ein bestmöglicher Schutz vor Spielsucht umgesetzt wird.

Oliver Lipinski: „Zulassung von Anbietern und eine entsprechende Regulierung“ ist also das Ziel. Malen Sie doch für uns mal ein Bild, wie der Wettmarkt zukünftig aussehen könnte.
Jörg Wacker: Der Markt wird weltweit schnell und stark wachsen. Der Trend in Europa zur Liberalisierung hat sich in den letzten Jahren immer weiter fortgesetzt, inzwischen sind auch frühere Monopolländer wie Frankreich oder Italien geöffnet. Da Sie im Internet keine Zäune errichten können, wird jeder, der wetten möchte, dies auch jederzeit tun können. Es ist daher ein Gebot der Vernunft, dies nun auch hier zu tun.

Oliver Lipinski: Wenn ich also, sagen wir mal, 2012 in Wanne-Eickel ein privates Wettbüro aufmache, werde ich dann reich oder verhaftet?
Jörg Wacker: Da kann ich Ihnen heute leider keinen Rat geben, zumal ich für einen reinen Onlineanbieter spreche. Aber im Internet werden Sie 2012 in Wanne-Eickel definitiv wetten können, egal wie die staatliche Regulierung aussieht.

Oliver Lipinski: Dann müssen wir also doch noch ein bisschen abwarten. Aber ein erster Schritt ist nun getan. Herr Wacker, vielen Dank für das Gespräch.


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