Kolumnen

Keine Ahnung

Traurig, dass die allermeisten Menschen, die so gar keine Ahnung haben, keine Ahnung haben, dass sie keine Ahnung haben.
Das betrifft alle Menschen; natürlich auch Pokerspieler. Böse Zungen würden jetzt die Begrifflichkeit „vor allem“ in den Satz einbauen.

Dabei müssten wir doch von und mit Poker lernen können. Und uns Ahnung aneignen können. Poker als Lektion, als Unterricht. In vielen Bereichen. Und tatsächlich fürs Leben. So bekommen wir eine Ahnung davon, wie es ist, mit Verlusten umzugehen. Und das öfter als uns lieb ist. Als uns lieb und teuer ist. Wir bekommen eine Ahnung von Niederlagenserien, die an Tasmania Berlin erinnern.

Mal wollen wir unsere Verluste einschränken, eher selten bis kaum wollen wir unseren Gewinn optimieren. Mal gegen einen einzigen tighten Spieler, mal gegen drei angetrunkene, russische Donks. Mal sitzen wir gut, mal hat man halt eine schlechte Position. Auch das müssen wir lernen. Auch hier müssen wir aus Ahnung Wissen werden lassen.

Ja, Poker lässt uns eine Ahnung von Schmerzen bekommen. Sadomaso vom Feinsten. Kein Spiel ohne Schmerzen. Und Jammern. Jammern über Schmerzen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie viele Weicheier und Heulsusen es unter den Pokerspielern gibt.

Enden wir heute mit Johann Wolfgang von Goethe (3. Akt, 1. Auftritt „Die natürliche Tochter“):

„Der nur verdient geheimnisvoll Weihe,
der ihr durch Ahnung vorzugreifen weiß“.

Ich habe absolut keine Ahnung, was er uns damit sagen will. Aber ich muss ja auch nicht alles wissen. Oder auch nur ansatzweise verstehen.


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