Poker-Pro Erick Lindgren hat sein Schweigen gebrochen. Der 36-jährige US-Amerikaner gab ein ausführliches Interview bei Bluff Magazine und sprach offen über seine Spielsucht sowie seine Schulden bei Full Tilt Poker und Mitgliedern der Poker Community.
„From Hero to Zero“ – so in etwa kann man Lindgrens Karriere in jüngster Zeit beschrieben. Der amerikanische Pokerspieler ist nach dem Black Friday fast völlig untergetaucht. Aus gutem Grund mag man meinen, denn nach und nach wurde bekannt, dass ‚E-Dog‘ Schulden in Millionenhöhe angehäuft hat.
Nun hat sich der ehemalige Vorzeigestar einem Interview mit dem Bluff Magazine gestellt. Ein wenig hat man das Gefühl, dass der Familienvater Vergebung sucht. Vor allem jedoch möchte Lindgren wieder akzeptiert werden und an die Pokertische zurückkehren.
An einem Rückzahlungsplan hat er gearbeitet, jedoch auch eine persönliche Insolvenz angemeldet. Über Schulden bei Full Tilt Poker gibt Lindgren an: „Kredite waren die Normalität bei Full Tilt. Es gab niemals viel Kommunikation über diese Darlehen. […] Mir wurde immer abgeraten, meine Anteile außerhalb der Firma zu verkaufen [Anm.: Lindgren hielt Anteile im Wert von $10 bis $15 Millionen] und es war allgemeinhin bekannt, dass Chris [Ferguson] sich um finanzielle Engpässe, die wir hatten, kümmerte. Ich wollte ein paar Schulden bezahlen und eine Bankroll für die World Series [of Poker] haben, daher habe ich Chris um einen Kredit gebeten.“
Zwei Millionen wollte Lindgren kurzzeitig haben. Durch einen Buchungsfehler wurden es sogar vier Millionen. Als dieser Fakt bekannt wurde, entbrannte eine hitzige Diskussion über Lindgren und die Missstände bei Full Tilt Poker.
Doch Schulden in Millionenhöhe sind nichts Neues für Lindgren. Im Jahr 2004, noch bevor er bei Full Tilt Poker eingestiegen war, hatte er $6 Millionen Schulden, zahlte allerdings auch $3 Millionen zurück. „Ich habe ein paar Rückschläge gehabt und stand bestimmt $10 Millionen in der Kreide, als es am schlimmsten war. Vor dem Black Friday war ich runter auf weniger als $2 Millionen“, so Lindgren gegenüber Lance Bradley.
Nach eigenen Angaben versuchte Lindgren nach dem 15. April das Führungstrio Bitar, Ferguson und Lederer abzusetzen. „Wir hatten eigentlich genug Stimmen, doch ein paar Jungs änderten kurzfristig ihre Meinung, sodass der Führungsrat immer noch die Macht inne hatte.“
Lindgren spricht auch über die Übernahmeverhandlungen, speziell PokerStars: „Howard und der Führungsrat glaubten [Poker]Stars wäre der Feind. […] Ich denke es gibt eine Art wetteifernden Hass zwischen Chris, Ray und Howard sowie Isai [Scheinberg].“
Erick Lindgren hat von Howard Lederer keine hohe Meinung und auch über Haralabos Voulgaris hat er keine hohe Meinung. Voulgaris, der wie Lederer, Lindgren öffentlich angeprangert hat, steht auf Ericks persönlicher Rückzahlungsliste ganz unten.
Vor kurzem war Lindgren auch in einem Institut, um seine Spielsucht in den Griff zu bekommen, denn erst die unkontrollierten Wetten häuften den Schuldenberg an. Doch dazu gelernt hat Lindgren offenbar nichts, denn der 36-Jährige will an seinem Beruf festhalten: „Ich habe keine wirkliche Bankroll. Wir leben so ziemlich Monat für Monat. Ich wurde gestaked für Poker und Sportwetten und versuche Geld zu machen. Wir haben genug, um die Rechnungen zu zahlen aber noch nichts ansparen können.“