Kolumnen

Mehr Poker Casinos braucht das Land!

Rekordzahlen bei Pokerturnieren wohin man schaut. Nur nicht in Deutschland und Österreich. Zwar ist Österreich noch schneller aus den Corona-Restriktionen gekommen, aber pokertechnisch sind uns quasi alle Nachbarländer weit überlegen.

Österreich – einst Paradies der Livepokerspieler, jetzt in gespannter Erwartungshaltung, wie viel Poker die Casinos Austria wirklich bieten können. Deutschland – das Land mit vielen Weltmeistern, EPT und WPT-Titelgewinnern, aber mit der wohl schlechtesten Poker-Infrastruktur nach jenen Ländern, in denen es so gut wie gar kein Poker gibt.

Zehn Jahre lang litt die Schweiz unter dem Verbot der Pokerturniere außerhalb der Casinos, nun hat sich innerhalb eines Jahres wieder eine blühende Community entwickelt und Poker endlich auch wieder aus den illegalen Clubs und Hinterzimmern geholt.

Deutsche Pokerspieler haben schon lange resigniert zur Kenntnis genommen, dass – mit wenigen Ausnahmen – die Casinos nicht auf Poker setzen und Sachpreisturniere oder Hinterzimmer-Runden die einzigen Alternativen sind. Durch Corona wurde die Situation jetzt noch verschärft, Sachpreisturniere wurden lange Zeit auch nicht angeboten – und die Spielbank Berlin als Pokerhauptstadt befindet sich im Umbau.

Anders war die Situation in Österreich. Die privaten Card Casinos verwöhnten die Spieler mit einem üppigen Angebot, die Casinos Austria lieferten dann noch einige größere Events wie die CAPT und die Poker EM dazu und der gemeine Pokerspieler hatte alles, was das Pokerherz begehrt. 2020 sollte alles anders werden – zuerst die Schließung der CCCs, dann Corona. Und was vom Tage übrig blieb, ist der langsame Start der Casinos Austria, zumindest ab und zu größere Turniere mit kleineren Buy-Ins anzubieten. Die Pokermania im Casino Baden fand rasch ihre Anhänger, zeigt aber auch, wie groß die Nachfrage der Hobbyspieler tatsächlich ist.

Interessanterweise liest man kaum noch etwas über Razzien – weder in Deutschland noch in Österreich. „Nur“ eine illegale Pokerrunde auszuheben, ist keine Schlagzeile mehr wert, es müssen schon auch noch andere Verstöße vorliegen. Hinterzimmerpoker ist leider überall zur Normalität geworden und für die Glücksspielkritiker kommt dann auch noch jede Straftat, die damit im Zusammenhang steht, sehr gelegen.

Ein Teufelskreis, dem die Regierungen so einfach Abhilfe schaffen können. Deutschland hat es nach einem Jahrzehnt geschafft, Online-Gaming tatsächlich zu regulieren (ok, man arbeitet daran). Warum aber nimmt man sich nicht der großen Poker Community an und bietet auch hier eine Lösung wie mit Spielhallen für die Automatenspieler? Der Österreicher neigt zur „schauen wir mal“ Politik und Philosophie, die lange Zeit auch Peter Zanoni mit seinen CCCs zu Gute kam. 27 Jahre nach der Gründung der CCCs wurde ein Machtwort gesprochen und den privaten Cardrooms nun doch der Garaus gemacht. Nur um damit eigentlich den noch viel schlimmeren Zustand der Hinterzimmerrunden zu etablieren. Es wird immer illegale Partien geben, aber dass in Wien sicherlich jedes Wochenende mehr als 30 Cash Game Tische laufen und das Casino Wien vier oder fünf anbietet, das zeigt dann doch, wie weit Angebot und Nachfrage auseinander klaffen. Von Turnieren in der Millionenstadt ganz zu schweigen.

Die Casinos rund um Deutschland und Österreich reiben sich die Hände – Holland Casinos setzt ebenso auf Poker wie das Casino Namur in Belgien. Die Franzosen haben exorbitant hohe Nebenkosten und dennoch einen florierenden Pokermarkt. Die Schweizer buhlen um die Spieler, Clubs veranstalten jedes Wochenende feine Turniere. Der Admiral Pokerroom in Mendrisio setzt ebenso voll auf Poker, auch in Campione soll es bald wieder losgehen. Das Grand Casino Liechtenstein fischt sich Deutsche, Österreicher, Italiener und Schweizer als reguläre Kunden und nimmt mit offenen Armen alle jene Spieler auf, die von „ihren“ Casinos kein oder nur wenig Poker geboten bekommen. Die deutsch-österreichischen Grenzen sind von Asch bis Bratislava zugepflastert mit Casinos und nicht nur das King’s lässt sich den Millionenmarkt nicht entgehen. Das Banco Casino Bratislava sowie das Grand Casino Asch tanzen schon jahrelang mit am internationalen Pokerparkett, nun kommen auch das Imperator, die American Chance Casinos und das Card Casino Bratislava.

Immer wieder heißt es, Poker ist nicht lukrativ, Poker ist personalaufwändig. Aber warum bieten alle anderen Casinos Poker an, warum gibt es auch einige Casinos wie eben das Casino Schenefeld oder die Spielbank Berlin, die Poker forcieren, wenn Poker so ein undankbares Geschäft ist?

Es gibt tausende Pokerspieler in Österreich, Hunderttausende in Deutschland. Ist es wirklich so schwer, eine rechtliche Grundlage zu schaffen, damit Pokerspieler das finden, was sie suchen? Die Schweiz macht es doch mit den Clubs vor, man kann gute Pokerqualität mit rechtlichen Vorgaben bieten.

Es ist kein Geheimnis, dass der einzig effektive Weg, um Illegalität zu bekämpfen, ein besseres legales Angebot sein muss. Sinnvolle, rechtliche Grundlagen für Pokerrooms würden nicht nur Poker und die Spieler wieder aus den Hinterzimmern holen, sondern auch das alles möglich machen, was von den Glücksspielkritikern angeprangert wird. Spielsucht- und Geldwäscheprävention sind nur möglich, wenn man Poker auf solide, legale Beine von seriösen Anbietern stellt. Kaum ein Politiker und auch keine Partei will sich Poker auf die Agenda schreiben. Die Poker Community ist keine Randerscheinung von Sportwettern, Automatenspielern und Lottofans. Vielleicht überschneiden sich die Interessen bei einigen, aber der Pokerspieler existiert und hat das Recht, dass seine Anliegen Gehör finden – auch wenn kein Milliardenmarkt dahinter steckt.


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