- Negreanus Kritik: Hohe Preisgelder täuschen, reale Verluste oft verborgen durch getauschte oder verkaufte Anteile.
- Kostenexplosion: Buy-ins für High Roller Turniere stiegen laut Negreanu von 250.000 auf über 12 Mio. US-$ pro Jahr.
- Widerspruch von Profis: Spieler wie Adrian Mateos und Sean Winter widersprechen – und sorgen für ironische Reaktionen auf X.
Pokerlegende Daniel Negreanu hat auf der Plattform X (ehemals Twitter) für Aufsehen gesorgt. In einem ausführlichen Beitrag erklärte der siebenfache WSOP-Bracelet-Gewinner, dass die hohen Gewinne, die viele High Roller Turnierspieler vorweisen, oft mehr Schein als Sein seien.

Wer sich etwa auf The Hendon Mob die Preisgelder anschaut, sehe lediglich die Cashes – nicht aber die Verluste. Tatsächlich liege der finanzielle Aufwand für ein Jahr High Roller Poker inzwischen bei über 12 Millionen US-$. In den 1990er-Jahren seien es noch rund 250.000 US-$ gewesen
Negreanu spricht aus Erfahrung: 2023 beendete er mit einem Verlust von über 2,2 Millionen US-$, obwohl er den prestigeträchtigen 50.000 US-$ Poker Players Championship mit einem Preisgeld in Höhe von 1.178.703 US-$ gewann. Auch in diesem Jahr läuft es bisher mäßig für den Kanadier: Zwar feierte er zwei High Roller-Siege, bei der U.S. Poker Open war jedoch nur ein kleiner Cash drin.
Einblicke hinter die Kulissen
Laut Negreanu verkaufen oder tauschen fast alle High Roller Profis Anteile ihrer Buy-ins – sogenannte „Action“ – um die immensen Kosten zu reduzieren. Wer also 7 Millionen US-$ eincasht, hat vielleicht effektiv 3–5 Millionen US-$ verloren, aber dank verkaufter Anteile dennoch einen persönlichen Gewinn erzielt.
Zudem beklagt der Kanadier die Turnierstruktur vieler Events: Schnelle Blindlevels („Turbo-Formate“) sollen Freizeitspieler anlocken, erhöhen aber die Varianz und verringern den Vorteil erfahrener Spieler. Sein Tipp für angehende Profis: „Wer vom Pokern leben will, sollte sich besser auf Turniere mit niedrigen bis mittleren Buy-ins konzentrieren.“
Widerspruch aus der Szene
Nicht alle teilen Negreanus Sichtweise. Der spanische Ausnahmespieler Adrian Mateos, der 2024 über 13 Millionen US-$ gewann, widersprach. Er habe an den meisten High Roller Events teilgenommen und dabei deutlich weniger als 12 Millionen US-$ ausgegeben. Mateos zählt mit über 52 Millionen US-$ an Turniergewinnen und vier WSOP-Bracelets zu den erfolgreichsten Profis weltweit.
Auch andere Spieler wie Sam Greenwood oder Sean Winter reagierten sarkastisch oder mit Humor. Winter schrieb etwa, er müsse dann ja „23 Millionen US-$ im Minus“ sein, wenn man den Maßstab von 12 Millionen US-$ Einnahmen anlege.
Ganz Unrecht wird Negreanu aber wohl nicht haben: Denn neben den Startgeldern für Turniere fallen oft auch erhebliche Reisekosten an, die in Statistiken meist unsichtbar bleiben. Die Wahrheit hinter den beeindruckenden Zahlen auf Spielerprofilen ist also komplexer – und genau das wollte Negreanu mit seinem Post zeigen.