Kolumnen

Poker ist auch was für Vegetarier

Ich entschuldige mich hiermit beim Bundesverband der Vegetarier. In meinem neuen Buch, auf  den Seiten 15 bis 17 erkläre ich, das Poker ein Sport, ein Vergnügen, eine Leidenschaft für alle ist. Natürlich habe ich auch die Interessensgemeinschaft der Fleischunlustigen und somit die Menschen mit entsprechender Neigung und kulinarischen Vorlieben gewürdigt. Natürlich.

111 GRÜNDE TITEL   3D HIGHRESWEIL POKER FÜR ALLE DA IST

Kein anderes Spiel, keine andere Freizeitbeschäftigung, kein anderes Hobby und kein anderer Beruf hat es geschafft, alle Menschen so zu vereinen wie Poker. Wirklich alle Menschen. Quer durch jede Altersstruktur und durch soziale Schichten.
Die alten Klischees wie Hinterzimmer, Pistolen auf dem Tisch, gezinkte Karten und leichte Frauen, die ihren Körper für ein paar Chips verkaufen sind Geschichte. Und werden nur noch in schlechten Kinofilmen erzählt.
Heute ist es eine seriöse, unterhaltsame und ernstzunehmende Beschäftigung für alle Menschen geworden. Für Jung und Alt, für Doris und Peter, für Legastheniker und Vorstandsvorsitzende, für Klaus, Dirk, Ralph und Robert.  Aber natürlich auch für Claudia, Anja, Anke, Uschi und Michaela. Die übrigens bis letztes Jahr noch Michael hieß.

Poker ist für alle da. Für Blöde und total Verdummte. Für Einserabiturienten und Volksschulabbrecher. Für Horst und seine Nachbarin. Für Johann und seinen Bewährungshelfer. Aber auch für Chantal und ihren Stammfreier. Für Nonnen und Nachwuchsluden. Für Priester und deren Ministranten. Amen. Für Willi und Kevin, für Mike und Aaron. Aber natürlich auch für Nathalie, für Elke und sogar für meine Großtante mütterlicherseits.
Poker vereint alle Menschen. Egal, ob schwarz, weiß oder gelb. Oder leicht gebräunt. Egal, welcher Religion oder politischen Ideologie angehörig. Für alle Augenfarben, für alle Haarfarben und für alle Ohrengrößen. Für Menschen mit schlechter Frisur genauso wie für Glatzköpfe. Für Metzger, Obstfachverkäufer, Professoren. Für Klemptner, die nach dem Rohr verlegen schnell ein Ründchen spielen. Für die Hausfrau, die ihrem Kind gerade das Essen nicht aufwärmen kann, weil sie online in der Bubblephase ist. Für den Bankdirektor, der seinen Downswing aus dem Kundensafe reguliert.

Für Feinsinnige und Grobmotoriker. Für Svetlana. Ja, Poker ist für alle da. Für Jean-Pierre, für Matthias und für Mathias mit nur einem „t“. Für Oscar, für Karl, für Eva und sogar für Maria. Und für Adam. Für Brad, für Angelie, für Jennifer, für Heidi, für Johnny, den Depp und für Charlize. Natürlich auch für David, Naomi, Penelope und für Gisele, Kate, Pamela. Sogar für Boris. Und für Lothar. Und für Stephan und Miranda. Für Justin und für Til. Für Daniel, für den Paketboten, für George und Ashton. Und für die extrem süße Optikergehilfin. Sogar für Engländer. Und für Frauen mit leichtem Dreitagebartwuchs auf der Oberlippe. Und für Zehntklässler männlichen Geschlechts, die noch kein einziges Haar irgendwo haben. Sogar für Sven und Svenja, für Irina, Alexej, Igor und Ljudmila. Für Jürgen und seine Dauerverlobte. Für Lea und Lucas, für Sarah und Hugo. Der Boss. Für Poppy und Stevie, Scarlett und Mohammed. Für Lucy, Harry und Sally.
Für FDP-Wähler und sonstige Minderheiten. Für Rapper und sonstige Sprachbehinderte. Für Schlagerfreunde und sonstige Geschmacksverirrte.

Für Anlagentechniker und Anlagebetrüger, für Piloten und Stewards, Betonbauer und normale Bauer, für Chemielaboranten und Yogalehrer. Sogar für Opelfahrer und Frauenfußballversteher, für Weissweinschorletrinker und Hamsterzüchter. Für kleinwüchsige Fernsehmoderatoren, für Linksträger, für Freunde von linkdsdrehendem Joghurt und für Rechtsaußen. Für Strategen und für Nichtspeiler.
Für Singles, Singles aus Überzeugung, Geschiedene, Verheiratete, die bald wegen übermäßigem Poker geschieden werden, für Witwen und für Menschen, die noch nie Geschlechtsverkehr hatten. Und sogar für Fremdgeher.

Für Gesunde und für Kranke. Für Menschen mit Grippe, Heuschnupfen und eingewachsenen Zehennägeln. Sogar für Alektorophobiker; Menschen, die Angst vor Hühnern haben. Und für
Anthrophobiker; Mitmenschen, die sich vor Blumen fürchten. Oder die Athonophobiker, mit ihrer Angst vor Pflanzen. Auch die Chaetophobiker lässt Poker nicht alleine, hier wird es allerdings mit der Angst vor Haaren etwas schwierig; es sei denn, der Dealer setzt sich einen Fahrradhelm auf.
Auch für Dendrophobiker; Leute die tatsächlich Angst vor Bäumen haben. Vom Wortstamm ncith zu verwechseln mit Dentophobiker. Das bin ich. Ich habe tierisch Angst vor dem Zahnarzt. Ein Enophobiker bin ich hingegen nicht – Wein flößt mir keine Angst ein. Und auch die Gymnophobie hat mich noch nicht ereilt; die Angst vor Nacktheit. Poker ist aber auch für die behandelnden Ärzte und die Sachbearbeiter bei den Krankenkassen da.

Poker ist für alle da. Poker macht alle glücklich. Den Koch, den Gast, den Menschen vom Gewerbeaufsichtsamt, den Makler, den schlecht bezahlten Schreiber, das gut bezahlte Aktmodell, die Hausfrau, den Hausmann, den Nikolaus, wenn es den dann tatsächlich geben sollte und den Osterhasen. Einschränkung bei ihm siehe den Nikolaus. Ja, Poker ist für alle da. Für mich. Und für Dich.

Ja, Poker ist für alle da. Sogar für Vegetarier.

Post Scriptum in eigener Sache. Letzte Woche wurde mein offener Brief an den Stern veröffentlicht. Die Resonanz war unglaublich. Dafür bedanke ich mich bei Euch. Das macht mich stolz und wieder einmal froh, Teil dieser Community zu sein. Es beweist, dass wir als Pokerfreunde eine große und starke Gemeinschaft sind. Natürlich gibt es schwarze Schafe und mehr als nur unhübsche Begebenheiten, das haben wir auch nie verschwiegen. Aber wegen den verschwindend wenigen Störfaktoren eine ganze Gemeinschaft unter Generalverdacht zu stellen und pauschal zu verurteilen – das geht nicht. Die Millionen Pokerspieler, die wir sind, haben das Recht, sich entsprechend zu wehren und ihre Meinung zu artikulieren. Den tragischen Tod von Johannes Strassmann; für den ich übrigens immer noch keine Worte finde; in einen nicht einmal bewiesenen Kontext zum Pokern generell zu stellen und als Aufhänger für eine Generaldiskriminierung einer ganzen Branche; einer extrem großen und extrem zugewandten Bewegung; zu nehmen, ist nicht in Ordnung. Das wollte ich mit meinem Brief an den Stern nur ausgedrückt wissen. Ich danke Euch allen für die Likes, die Kommentare und die persönlichen Worte dazu. Das beweist, dass wir doch trotz allen Egoismus betreff des passenden Rivers oder des gefloppten Full Houses, zusammenhalten und uns einig in der Liebe und in der Leidenschaft zu diesem Spiel sind. Danke.

Hier nochmal zu Nachlesen:

http://www.pokerfirma.com/news/udo-gartenbachs-offener-brief-an-den-stern-bezueglich-gefaehrliches-spiel/238945


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