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Pokerboom in Brasilien: Wie ein Land das Spiel neu definiert

  • Anerkennung als Denksport: Brasilien treibt die weltweite Anerkennung von Poker als Denksport maßgeblich voran.
  • Rekordpreisgelder: Die BSOP vergibt jede Saison Preisgelder in Millionenhöhe – und zieht tausende Spieler an.
  • Rechtlich begünstigt: Poker ist in Brasilien vom Glücksspielgesetz ausgenommen und kann legal expandieren.

Poker entwickelt sich in Brasilien seit einiger Zeit weg vom stigmatisierten Glücksspiel und hin zum gesellschaftlich anerkannten Denksport. Das sorgt für einen regelrechten Boom: Die Zahl der aktiven Pokerspieler in dem südamerikanischen Land wird mittlerweile auf rund 12 Millionen geschätzt. 

Zuckerhut in Rio de Janeiro, Brasilien bei Sonnenuntergang.
Brasilien entwickelt sich zu einem globalen Poker-Epizentrum.

 

Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung ist unter anderem die Brazilian Texas Hold’em Confederation (CBTH), die nicht nur Turniere organisiert, sondern auch zur Institutionalisierung des Spiels beigetragen hat. Die CBTH hat gezielt internationale Allianzen geschmiedet, Standards für die Turnierorganisation entwickelt und sich erfolgreich dafür eingesetzt, Poker weltweit als mental anspruchsvolle Sportart zu positionieren.

Auch die in Brasilien gegründete World Poker Federation (WPF) vereint inzwischen 54 Länder unter ihrem Dach und war maßgeblich daran beteiligt, dass Poker im November 2024 von der International Mind Sports Association (IMSA) offiziell als Denksport anerkannt wurde.

Auf dem Weg in die Poker-Weltelite

Der Fortschritt zeigt sich auch bei Events im Land: Insbesondere die Brazilian Series of Poker (BSOP) hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Megaevent entwickelt. Bereits 2022 wurden Preisgelder von 46 Millionen R$ (rund 7,2 Millionen Euro) ausgeschüttet, 2024 ging es allein beim Finale um 60 Millionen R$ (rund 9,4 Millionen Euro). 

Über die ganze Saison gerechnet kamen über 150 Millionen R$ (rund 23,5 Millionen Euro) zusammen – Summen, die in Brasiliens Sportwelt sonst überwiegend im Fußball erreicht werden. Das ist im Begriff, sich zu ändern: Laut WPF-CEO Leonardo Cavarge sei Poker inzwischen wirtschaftlich auf Augenhöhe mit den populärsten Sportarten des Landes.

Auch international spielt Brasilien mittlerweile in der ersten Liga mit. Mit 35 WSOP-Bracelets belegt das Land weltweit Rang sieben, liegt bei den Cash-Finishes mit über 18.000 Spielern sogar auf Platz drei – hinter den USA und Kanada. Stars wie André Akkari (WSOP-Sieger 2011), Thiago Decano (2015) und vor allem Yuri Martins mit fünf Titeln stehen stellvertretend für den Erfolg. Neue Gesichter wie Ricardo Nakamura (BSOP-Champion 2024) oder Carlos Serrano, der aktuell die BSOP 2025 anführt, schicken sich an, diese Erfolgsgeschichte fortzusetzen.

Promis, Pandemie und Plattformen: Ein perfekter Sturm

Ein weiterer Grund für den Pokerboom liegt in der Prominenz von Unterstützern wie Fußballstar Neymar, der seit 2015 als PokerStars-Botschafter aktiv ist und immer wieder bei Turnieren erblickt wurde. Auch andere Stars wie Rennfahrer Thiago Camilo, der 2024 das High Roller Event der BSOP Winter Millions gewann, ziehen mediale Aufmerksamkeit auf sich. 

Die Pandemie wirkte als zusätzlicher Katalysator: Viele entdeckten Online-Poker als spannendes Hobby während der Lockdowns, woraufhin Plattformen massiv investierten, um ihre Angebote moderner und sicherer zu gestalten.

Poker profitiert in Brasilien zudem von einem rechtlichen Vorteil. Im Gegensatz zu Sportwetten oder Online-Casinos unterliegt es seit einer Gesetzesänderung Anfang 2025 keinerlei Einschränkungen mehr. Der Grund: Brasilianisches Recht stuft Poker seitdem als Geschicklichkeits- und nicht weiter als Glücksspiel ein. Dadurch können Anbieter wie CoinPoker und andere legal und ohne Lizenzzwang operieren. Dies könnte sich – zumindest vorerst – als echter Standortvorteil erweisen.


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