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Pokerfloor Berlin startet umfangreiche Datenerhebung an den Tischen

In den Racks der Berliner 2/2 Cashtische befanden sich bisher € 100 in 5er-Chips. Diese wurden lediglich zum Wechseln von 10er-Chips aus dem Pot benötigt, um die Rake zu bedienen. Chips kaufen kann man direkt beim Dealer nicht, wer Nachschub braucht, legt Bargeld auf den Tisch, der Dealer ruft laut „Moneychange“ und die entsprechenden Chips werden dann vom Pokerpersonal an den Tisch gebracht.

Seit dem 1. August hat jeder Dealer zusätzlich einen kleinen Samsung Tablet PC im Chiprack liegen. Nach jeder Partie gibt er über die Bildschirmtastatur ein paar Zahlen ein, bevor das nächste Spiel beginnt. Das macht neugierig.

Auf Nachfrage teilt mir der Dealer mit, dass er die exakte Pothöhe in ein Excel-Spreadsheet eingebe.
„Zur Kontrolle oder zur Datenerhebung?“, frage ich schmunzelnd weiter. „Nur zur Datenerhebung“, ist seine lakonische Antwort.

Nun, ich will das Spiel nicht durch weitere Zwischenfragen verzögern und wende mich an den Floorman. Auch er teilt mir mit, es sei keine Kontrolle, sondern diene der Datenerhebung Und verweist auf ein gerahmtes Informationsblatt. Darauf ist Folgendes zu lesen:

„Wir bewerten die angebotenen Blinds, Limits und Strukturen am Poker neu. Hierzu werden für den Zeitraum von 30 Tagen ab Montag, 01.08.2011 an allen Cash-Tischen die Pots erfasst. Für eventuell entstehende Unannehmlichkeiten bitten wir Sie um Ihr Verständnis und wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in der Spielbank Berlin.“

Es entstehen keine Unannehmlichkeiten. Zwar dauert es geringfügig länger, weil die Dealer jeden Pot exakt zählen müssen (nicht nur die Größenordnung für die Rake abschätzen), aber das ist uneingeschränkt akzeptabel, wenn die einmonatige Datenerhebung repräsentative Informationen zu den Potgrößen liefert und daraus hoffentlich datenorientiert die richtigen Schlüsse gezogen werden.

Besonders das 2/2-Cashgame im Pokerfloor wird von vielen Spielern wegen seiner Rahmenbedingungen kritisiert. Seitdem 2/4 nicht mehr angeboten wird, ist es trotzdem das häufigste Limit im Pokerfloor, täglich laufen mehrere Tische und an den Wochenenden sind die Wartelisten lang. Bei 2/2 beträgt das Buy In mindestens €40, maximal kann man sich für € 200 einkaufen. Die Rake wird wie folgt erhoben:

no Flop, no Drop
bis Potgröße 49 € – Rake 2 €
von 51 € bis 99 € – Rake 5 €
von 100 € bis 399 € – Rake 10 €
ab 400 € – Rake 20 €

Die folgenden Eindrücke sind persönlich und „gefühlt“. Und deswegen ist die Datenerhebung über die Potgrößen so begrüßenswert, weil sie hoffentlich Transparenz in eine teilweise sehr emotional geführte Debatte bringt: An einem 2/2 Tisch sitzt meist eine Mischung aus Spielern, die sich zwischen € 40 und € 200 einkaufen. Es ist äußerst selten, dass jeder Teilnehmer das maximale Buy-In nimmt, viele kaufen sich bewusst für€ 40 oder € 50 € ein, weil sie Shortstack-Strategien anwenden oder weil es Ihnen an der erforderlichen Kaufkraft fehlt.

Dies Verhalten hat enormen Einfluss auf die durchschnittliche Potgröße. Es ist äußerst selten, dass bei 2/2 ein Pot über€ 400 beträgt. Dann wäre die Rake € 20, also etwa 5%. Wesentlich häufiger bewegen sich die Potgrößen zwischen 50 und 150 €. Und in diesem Intervall schlägt die Rake besonders brutal zu, sie beträgt dann nämlich häufig nahezu zehn Prozent.
Langfristig ist das Spiel unter den Bedingungen nicht zu schlagen. Das wissen die meisten der teilnehmenden Spieler und das äußert sich in massiver Kritik, wenn jemanden aus einem € 102-Pot mal eben € 10 abgezogen werden. „Dann gibt es eben kein Trinkgeld“, müssen sich die Dealer anhören, obwohl sie dafür nichts können, aber indirekt die Betroffenen sind.

Man darf gespannt sein auf die Ergebnisse der 30-tägigen Datenerhebung. Und es bleibt zu hoffen, dass sie für das Pokerfloor Management-Team um Olcay Kacak die richtigen Informationen liefert und dass diese dann auch – primär im Sinne von dringend nötiger Rakereduzierung – entsprechend ausgewertet werden.


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