Kolumnen

Porschefahrer haben kleine Pimmel

Eines der großen und dummen, weil falschen Klischees unserer Zeit. Und das kann ich aus eigener Sicht und Ansicht bestätigen. Genauso ein schlechtes Vorurteil ist das 5-Better sonst nichts im Bett haben. Oder können. Eine 5-bet ersetzt kein kunstvolles Betting. Oder Petting. Im Bett. Oder auf dem Küchentisch. Oder im Porsche. Oder wo auch immer.

Das mit dem 5-betting weiß ich nur vom Hörensagen; ich persönlich habe so etwas noch nie gemacht. Ich steige meistens schon bei einem Reraise auf mein Raise in the Volldark aus. Auf dem River dann auch garantiert allerspätestens. Für mich ist eine 3-bet schon das Viagra der Kartenleidenschaft. Ich Weichei, ich Mädchen. Ja, Pokern ist für mich immer noch Ponyhof und Harmonie pur. Innovation ist garantiert nicht meine Tradition. Das ist tatsächlich mein Bewusstsein für die dialektische Struktur meiner Pokerwirklichkeit. Hier halte ich es mit Hegel: das Begriffene wird im Begriff aufgehen. Mein Poker ist Realismus. In echt. In dubio pro Durchchecken bis hinten. Und dann Kartenvergleichen. Kein Sakrileg, keine Scheinhaftigkeit. Sondern immanente Identität und old-style-Spiel. Ja, klasse, du hast zwei Paar, du gewinnst, herzlichen Glückwunsch, freu mich für Dich. Hier ist die Kohle. Du hast sie dir verdient. Übrigens, das in der Überschrift genannte Vorurteil trifft nicht auf Jaguarfahrer zu.

Nicht alle Porschefahrer haben ein unterdurchschnittlich kleines Genital. Manche sind da deutlich über Average. Nicht alle Pokerspieler bringen eine massive 5-overbet erfolgreich nach Hause. Und wieder haben wir alle Vorurteile widerlegt. Doch dankt irgendjemand dem Autor dafür? Oder stehe ich wieder alleine im weiten, kalten Wald der Meinungen?  Bin ich ein Fremder auf Erden, der nicht kalkuliert, der keine Ranges der Gegner kennt? Der lediglich sein Bauchgefühl walten lässt. Und seine wohlgeschliffenen, sorgfältigst ausgesuchten Worte wirken lässt? Es gilt das gebrochene Wort. Auch wenn mir solche Etikettierungen fremd sind, so ist es dann am Ende doch das Programm meines Pokerspiels. Und auch ein Manifest meiner Zuneigung zu diesem Spiel. Dem letztendlich dann doch wohl allergeilsten Spiel auf dieser Erde. Vielleicht sollte ich lernen, vielleicht sollte ich anfangen, Poker anders zu begreifen. Gedanklich und gestalterisch. Nicht länger als Fremdling. Auch wenn sich das jetzt dann doch beim wiederholten Lesen und Redigieren als zu kitschig anhört. Geschriebene Worte, die wie niedliche Katzenfotos und Tiervideos auf Facebook wirken. Keine große Kunst. Auch wenn Tierbabys natürlich total süß, total lieb sind. Und jede Frau schneller dahinschmelzen lassen als der neueste Porsche. Ich, der Welpe des Pokerns.

Auch dieses Mal ist die Kolumne kein wirklich metaphysisches oder sonstiges Erlebnis und ich bin just jetzt, hier an dieser Stelle auch begreiflicherweise verwirrt. Ich weiß nicht genau, was ich ausdrücken wollte. Aber ich habe den Schwung von Porsche und Penis zu Poker und Tierfotos gut hinbekommen. Eine Brücke gebaut, einen Bogen der sinnlichen Leidenschaften gespannt. Ich werde mir nachher noch ein paar Katzenfotos in mein Auto legen. Der zu dieser Jahreszeit schön zugedeckt in der Garage überwintern darf. Und zur großen Freude vieler meiner Leser kommt jetzt ein weiteres Tierfoto.

fanny für kolumne


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