Kolumnen

Rab Bit Hunting: Schwules Arschloch

Gestern hörte ich, wie ein offensichtlich französischer Spieler und ebenso offensichtlicher Onanist, von seinem teuer bezahlten WSOP-Tisch und nach einem äußerst dummen All-in Call,  aufstand und in diesem Aufstehen ein geflüstertes „schwules Arschloch“ in Richtung Jason Somerville auf seinen Lippen führte. Manchmal hab ich das Gefühl, dass, wenn man einem völlig normalen Menschen 2/3 des Gehirnes herausschneidet, sein erster Satz, „Wie hoch ist das Buy-in?“, lautet – nicht bei allen, aber bei einigen.

Ein schwuler Politiker prägt ein geflügeltes Wort, die Homo-Ehe steht vor der Tür. Am Sonntagabend zur besten Sendezeit kann man im ersten deutschen Fernsehen einem schwulen Paar bei der Erziehung ihres HIV-infizierten Quasi-Adoptiv-Sohns zusehen und einem lesbischen Flirt beiwohnen. Um Viertel nach Acht folgt der gutgemeinte Versuch einer imitation of life, wenn die populäre TV-Kommissarin Lena Odenthal endlich ihr coming out erleben darf, das Ulrike Folkerts dank BILD längst hatte. Ein Mensch ist ein Mensch und ein Arsch ist ein Arsch. Unabhängig seiner  Religion, Hautfarbe, Herkunft oder der geschlechtsspezifischen Auswahl seiner Sexualpartner. Jason Somerville ist schwul – na und? Die Spieler hier auf der WSOP werden  sicherlich nicht offen darüber reden und wenn doch, dann nur hinter vorgehaltener Hand – na und? Schwule Pokerspieler gibt es. Na und?

Jason Somerville ist eine coole Sau am Pokertisch, genauso wie Michael Mizrachi oder Gus Hansen und Jason ist ein großartiger Pokerspieler. Ein Bracelet, vier Finaltische bei der WSOP und wesentlich mehr Hendon Mob Einträge als viele der „echten Männer“ sollten Beweis genug sein. Wir sollten lernen, dass “homosexuell“ und „heterosexuell“ Adjektive sind, die Handlungen aber niemals Menschen beschreiben. „Du bist hetero? Du bist also: Ungebildet, schlecht gekleidet, stillos, prügelnd und hast üblen Körpergeruch?“ Oder ist es doch nicht so? Sexuelle Orientierung hat unter Menschen nicht als Beleidigung zu dienen.

David Sedaris, ein schwuler amerikanischer Autor, erklärt manches in seinem Buch „Besser geht’s nicht“. Er wird des öfteren gefragt, wer denn nun in ihrer Beziehung „der Mann“ sei. Sedaris meint daraufhin sinngemäß, dass es kaum eine dümmere Frage gibt. Sein Mann steht vormittags vor dem Haus und hackt mit nacktem Oberkörper Holz und abends steht er in der Küche und kocht mit umgebundener Schürze. Was ist davon jetzt typisch männlich und was ist typisch weiblich? Gar nichts, schon gar nicht im aufgeklärtem 21. Jahrhundert.
Poker ist ein Spiel für echte Kerle, für die ganz harten Jungs, dies will uns zumindest Hollywood so verinnerlichen, und ist ein grober und sehr sehr dummer Unfug. Selbstverständlich ist Poker ein Spiel, dass die  wichtigsten männlichen Attribut verlangt, nämlich hollywoodhafter Kampf, „so-tun-als-ob-man-dicke-Eier hätte“ und heiße Luft verblasen. Allerdings sagt eine homophile Orientierung nichts darüber aus, wie männlich ein Mann ist, nicht mal in Hollywood.

Wenn das nächste mal der französische Spieler eine notgedrungene  Turnierpause einlegt und von seinem Tisch auf steht, dann soll er über seine  Hand reden, anstatt seinen besseren Gegner als schwules Archloch bezeichnen. Nein, nicht die, die er als letztes spielte, sondern die, die ihn gestern Abend in den Schlaf begleitet hat. Nein? Jason Somerville hat offensichtlich mehr Eier als er, weil er den Mut hatte sich zu Outen. Na und!

Einen schönen Gruß aus Las Vegas an alle Männer fickende Männer, und  Frauen fickenden Frauen und Männer fickende Frauen und Frauen fickenden Männer

Rab Hunting exklusiv für die Pokerfirma


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