Kolumnen

Richter verbieten private Pokerclubs in der Schweiz

Eigentlich sind wir Schweizer „streng demokratisch“ und zugleich können wir noch abstimmen über Sachen wie Gesetze oder Zugehörigkeiten. Leider nicht über alle Vorlagen, sonst wären wir immer am abstimmen. So wurde 1999 in einer Abstimmung darüber entschieden, ob Casinos erlaubt werden. Das Volk sagt ja und ein Glückspielgesetz wurde vom Parlament anno 2001 erlassen, welches uns Schweizern endlich die ersten Casinos in der Schweiz ermöglichte.

Als Kontroll- und Reglementationsorgan wurde die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) gegründet. Im Jahre 2007 deklarierte genau diese, nach einem parlamentarischen Vorstoss des Jung SVP Politikers Lukas Reimann, dass Poker kein Glücksspiel sei.

So wurden Bewilligungen erteilt und ein Boom wurde generiert. Pokerclubs wurden neu gegründet und veranstalteten in geordneten legalen Formen Pokerturniere. Rino Mathis erfand das Swissranking, Sascha Crescionini die zentrale Anmeldeplattform Buy-in.ch, und die Strukturen mit wirklichem Geschicklichkeitsfaktor für Pokerturniere entstanden immer mehr. Die Dynamik war lobenswert und die private Pokerszene brachte endlich Pokerspieler, welche international auffielen, hervor.

Doch die Casinos haben gegen das Bewilligungsverfahren und den Entscheid der Spielbankenkommission noch im Jahr 2008 geklagt, dass Poker kein Geschicklichkeitsspiel sei. Das ganze wurde zuerst einmal vom Bundesverfassungsgericht um lange Zeit vertagt. Doch jetzt am 1. Juni 2010 wurde die Beschwerde vom Bundesgericht (der höchsten gerichtlichen Schweizer Instanz) des Casinoverbands gutgeheissen, weil es nicht erwiesen sei, dass der Geschicklichkeitsfaktor bei Pokerturnieren überwiege. (Link: http://www.bger.ch/index/press/press-inherit-template/press-mitteilungen.htm?id=tf1)

Entsprechend ist Poker in Turnierform ab sofort nicht mehr erlaubt und alle privaten von der ESBK mit einer Bewilligung ausgestatteten Pokerclubs müssen sofort schliessen. Vorbei ist es mit den zusätzlich geschaffenen Stellen, mit der öffentlichen, sauberen und transparenten Durchführung, durch die Veranstalter. Denn Poker bleibt in Privatrunden weiterhin erlaubt. Genau darum kommt jetzt eine Schwammigkeit des Urteils an den Tag, wo die Frage aufwirft, wie spiele ich legal Poker in der „Privaten Runde“. Gilt ein Memberclub als privat? .

Mit den 35’000 auf Buy-in.ch registrierten Spielern, welche sauber Poker spielen wollen, gibt es nämlich ein Problem. Sie können zwar weiterhin spielen, aber dies offiziell im Casino oder im Internet. Das Gefüge, welches ein Pokerclub bietet, gerät mit diesem Entscheid in die Illegalität und die bleibt dank diesem Urteil eine Interpretationssache.

Den Casinos kann es recht sein, weil die innovative Pokerszene in den letzten Jahren viel für den Nachwuchs getan hat, und neue Spieler generierte. Bei den Casinos wird Poker als Werbefaktor gelten, um genau diese Spieler in die Casino zu locken. Die Häuser werden dann bei den wirklichen rentablen Spielen ihre Kasse machen.

Natürlich könnten wir in der demokratischen Schweiz jetzt hunderttausend Unterschriften sammeln und eine Initiative für die Legalisierung von Poker starten. Doch leider sind nicht alle von den 35000 registrierten Pokerspielern stimmberechtigt und so eine Initiative kostet viel Geld und Zeit.

Persönlich gefällt mir der Entscheid nicht. Denn das Grand Casino Baden bei Zürich hat es vorgemacht und zur Drei Länder Tor mit privaten Pokerveranstaltern zusammen gearbeitet. Der Spieleranzahl und der Qualität des Anlasses hat dies sehr gut getan. Eine weitere Annäherung wäre auch durch andere Häuser durchaus möglich gewesen. Persönlich bin ich überzeugt: Wir hätten alle profitiert.

Schade,
Martin Bertschi


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