Kolumnen

Spielverderber

Ich habe eine Vision.
Jeder, der meine deutlich bessere Hand mit Schrott wie Dame 3 off callt, muss bestraft werden. Zum einen darf er die Hand nicht gewinnen (daher werden erst keine Karten ausgeteilt, sonst hätte er sein Full House ja schon auf dem Turn), außerdem muss er Buße tun.
Irgendwas mit entweder Rotwein, Bargeld oder sexuellen Gefälligkeiten. Das werde ich spontan im Einzelfall entscheiden.

Ja, das ist eine prima Vision. So kann Spielverderben nicht mehr oder nur noch reduziert vorkommen. Das wäre eine phantastische Vorstellung. Ja, Phantasie habe ich. Und immer wieder verdränge ich dabei, dass die Wahrheit ein gänzlich andere ist. Meine Träumereien sind nicht realisierbar. Sonst wäre ich schon seit acht Jahren der erfolgreichste deutsche Pokerspieler. Gemessen an Titeln und an Geld. Quasi der Helene Fischer des Kartenvergleichens. Oder einer der beiden Amigos.

Nein, das ist dann doch so keine gute Vision. Es würde ja auch für mich und meine Donkcalls gelten. Und davon mache ich ja bekanntermaßen eine ganze Menge. Für mich ist jede Hand vor dem Flop eine gute Hand. Meistens, weil ich von dieser meiner Einstellung völlig überzeugt bin, schaue ich erst gar nicht drunter und bezahle jedes Raise bis hin zum dreikommafünffachen Einsatz. Sonst wäre es mir zu langweilig.

Nein, begraben wir also meine Vision und meine Idee. Und lassen alles so wie es ist. Und schon immer war. Lassen wir uns den Spaß am Donken behalten. Und die große Freude, wenn wir mit 8 4 schon auf dem Flop ziemlich weit vorne sind. Und uns das niemand glaubt. Ja, belassen wir es dabei. Irgendwie hat sich das ja so schön eingebürgert.


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