Kolumnen

Udo seine Cousine macht Urlaubsvertretung

Der Gartenbach macht schon wieder Urlaub. Er nennt es  „Erholungswoche vor dem Las Vegas-Nonsens“. Da er aber vertraglich fixiert wöchentlich abliefern muss, hat er seine Cousine beauftragt, über das Kartenspiel, welches die meisten nicht können, eine Abhandlung zu schreiben. Diese fällt sehr sexistisch und in Teilen männerfeindlich aus. So wie Udos Cousine halt auch ist. Mehrfach verlassen worden, tiefenenttäuscht vom Leben, männerverachtend und zu alt aussehend für ihr tatsächliches Alter. Da reißen auch die selbstgehäkelten Strümpfe nichts mehr raus. Aber – es ist halt Familie, auch wenn der Gartenbach diesen Teil der Verwandtschaft gerne verschweigt. Udo lässt sie schreiben, möchte den Text auch gar nicht redigieren, geschweige denn lesen und er distanziert sich hiermit schon mal vorsichtshalber von den möglicherweise negativen Beschreibungen seiner wahren Freunde.
Sie spielt kein Poker, dafür aber mit ihren vier Katzen. Und ab und zu mal, wenn sie in Zockerlaune ist, kommt Scrabble auf den Tisch.  Meistens gewinnt sie gegen sich. Aber sie hat in der Nachbarschaft mehrere Pokerspieler; alles männliche Mitmenschen. Sie mag sie nicht wirklich, aber mit irgendwem muss man sich ja mal unterhalten.

Männer sind so eindimensional. Entweder definieren die sich über ihren Schwanz, ihr Auto oder seit neuestem über Poker. Schon ein Wahnsinn. Diese Treffen der Vereinigung der Wahnsinnigen. Nicht hinterfragte Sinnhaftigkeit mit Deftigkeit garniert. Und mit dümmlichen, anglizistisch angehauchten Sprüchen oder Wortfetzen. Und alle haben sie den Größten. Mehr Erfolgsgeschichten erzählt wohl nur Dieter Bohlen. Der vierte Platz bei einem Sachpreis-Event mit 9 Teilnehmern wird gefeiert, als ob die iranische Regierung auf dem Mond gelandet ist. Und dort bleibt.

Mein Auto, mein Schwanz, mein Cash. Was im Übrigen der passende Werbeslogan für dieses Spieleseiten im Computer ist. Und mein Cousin ist genauso so einer. Ich fand den ja noch nie so wirklich nett, aber seitdem der Poker spielt, dreht der völlig ab. Bezeichnet sich selber als Gottheit oder sein Vertreter auf Erden. Ist ständig unausgeschlafen und schlecht gelaunt. Was fürn Depp. Lässt sich sein Leben von 48 Karten diktieren.
Hätte der mal lieber in der Schule besser aufgepasst, aber nein, dazu war er ja schon immer zu cool. Warum eigentlich erlauben ihm seine Eltern dieses Spiel. Es ist doch klar, dass er in diesem Milieu noch weiter abrutschen wird und noch deutlicher seinen Alkoholismus pflegen wird. Seltsam erratische Persönlichkeit mit pathologischen Problemen.

Und, was bitte schön, soll an diesem Spiel so toll sein? Es gibt ja nicht mal Trumpf. Poker ist doch tiefenpsychologisch betrachtet nichts anderes als die ganz reale Unwirklichkeit.
Meine Leidenschaft hingegen gilt dem traditionellen klassischen Ballett und philippinischer Plastikschnitzerei aus Holz. Aber das ist natürlich nichts für die ganzen Möchtegern-Kerle. Poker lässt Männer zu unbeholfenen Softies werden. Nur am Tisch meinen sie Eier zu haben, ansonsten sind es doch Weicheier geworden. Reden nur noch über ihre vergurgten Hände und ihre vergeigten Karten.  Ja, Poker lässt die Männer wirklich verjammerlappen. Schrecklich. Ausgestoßen von der Gemeinschaft der Coolen, der Cowboys, der Abenteurer. Eindimensional in Denken, Reden und Handeln.

Ich rege mich schon wieder auf, dass ist nicht gut.


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