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Warum Poker anders ist

Die Schweiz hat in Sachen Poker hart durchgegriffen, Österreich versucht es auch. Erstaunlicherweise scheint gerade in Deutschland jetzt langsam die Umkehr vom knallharten Kurs zu beginnen. Ein Problem haben aber alle drei Länder gemeinsam – Poker gehört zwar in die Casinos, aber nicht nur und nicht ausschließlich.

Zu Jahresbeginn schrieb ich darüber, dass Poker kein Sport ist. An meiner Meinung hat sich nichts geändert, aber in der ganzen Diskussion um Pokerverbote, Glücksspielgesetze und Staatsvertrag kam mir ein sportlicher Vergleich, der meines Erachtens nicht treffender sein könnte, warum Poker nicht nur in Casinos gespielt werden soll.

Poker außerhalb der Casinos – sei es in den Cardrooms wie dem Concord Card Casino oder dem Pokerpalace oder auch bei Sachpreis-Turnierveranstaltern in Deutschland – ist ein anderes Poker als das, was man in den Casinos spielt. Ja, die Regeln sind dieselben, aber der Einsatz ist ein ganz anderer. Oder man kann es auch die Kreisliga – na gut, die Regionalliga nennen. Und das was in den Casinos angeboten wird, ist quasi die Bundesliga. Das spielt jetzt gar nicht auf die Qualität des Pokeranbieters oder auch auf das Können der Spieler an, sondern viel mehr auf die Höhe der Einsätze.

No Limit Hold’em mit den Blinds 1/2 kann von einem Casino nicht dauerhaft und profitabel angeboten werden. Darunter geht schon gar nichts. Dann gibt es zum Beispiel aber Cardrooms, die bieten sogar Pot Limit Omaha mit einem Blind 50 Cent an. Das geht tatsächlich und den Spielern gefällt es. Oder nehmen wir Turniere mit einem Buy-in von € 10. Im Preispool € 1.000 oder ein bisschen mehr. Für einen Hobbyspieler ein Turnier, das für ihn interessant ist. Einmal oder mehrmals die Woche sogar. Auch dieses Turnier kann von einem Casino weder in Deutschland, noch in Österreich oder in der Schweiz angeboten werden, ohne dass das Casino massive ungedeckte Personalkosten in Kauf nehmen müsste. Und dann kommt noch der Aspekt hinzu, dass die 10-Euro-Spieler keine „Glücksspieler“ sind. Nicht, weil es keinen Spaß macht, an den Roulette-Tisch oder zum Black-Jack zu gehen. Es ist viel mehr eine Frage des „Sich-Leisten-Könnens“.

Worauf ich dabei aber hinaus will, ist, dass die Cardcasinos und die (Sachpreis)Turnierveranstalter gleichzeitig auch die Lieferanten für neue Spieler sind. Kleiner Einsatz und die Möglichkeit, kostengünstig zu trainieren und sich eine Bankroll aufzubauen. Und irgendwann spielt man dann mit den Großen am Tisch – und das tut man normalerweise ja ohnehin im staatlich lizenzierten Casino.

Die CAPT der Casinos Austria, die Swiss Poker Champions Week im Grand Casino Baden, die Montagsturniere im Casino Wiesbaden, das Hamburg Poker Masters oder auch die 3 Länder Tour. Das alles sind Events, bei denen man schon ein wenig mehr Geld in der Portokassa haben muss, um hier dabei zu sein. Fakt ist, dass ich viele Spieler kenne, die sich über kleine Turniere hochgearbeitet haben, um dann auch einmal im Casino ein großes Event spielen zu können. Auch bei den Cashgames ist es nicht anders. NLH 1/2 kann auch für einen Verlierer teuer werden, aber es dauert normalerweise länger als bei NLH 2/4 oder 5/10. Für einen Hobbyspieler ist 5/10 kein Limit, das er öfters oder täglich spielen kann. Denn woher sollte er denn das Geld haben?

Für mich gehören die großen Events in die Casinos. Damit meine ich nicht eine EPT, die ohnehin in einer ganz eigenen Liga spielt. Turniere, bei denen Buy-ins von € 1.000 aufwärts gezahlt werden, oder auch hohe Cashgame-Runden, bei denen mehrere Tausender am Tisch liegen, sind meiner Meinung nach in den Casinos besser aufgehoben. Denn tatsächlich wird in den Casinos für etwas mehr Spielsuchtprävention und Spielerschutz gesorgt, als es oft scheint. Ja, man kann hier auch noch viel verbessern, aber es ist schon ein wenig mehr, als man glaubt und sieht. Und vor allem wird einem Spieler auch mehr Sicherheit gegeben. Soll ja schon vorgekommen sein, dass bei einem „privat“ veranstalteten Turnier plötzlich das Preisgeld verschwunden war.

Die Cardrooms und Turnierveranstalter bieten den Spielern den Platz zum Üben, die Casinos dagegen sind die große Bühne. Es schließt sich nicht aus, Poker in Cardrooms und in Casinos anzubieten. Im Gegenteil, es ergänzt sich.

In Österreich ist über die Jahre eine gute Pokerszene entstanden und eigentlich haben die Casinos Austria mit den Cardcasinos in fast friedlicher Symbiose gelebt, ehe die Novelle zum Glücksspielgesetz wieder alles durcheinander gebracht hat. Die Schweiz war mit den No Limit Hold’em Turnieren außerhalb der Casinos auf einem guten Weg und langsam fand man auch hier eine Basis zur Zusammenarbeit. Deutschland ist Deutschland und wenngleich einige Politiker jetzt Auswege aus dem Glücksspiel-Staatsvertrag suchen, ist es noch ein langer Weg zum ersten „richtigen“ Cardcasino.

Wenn man Poker schon rechtlich einordnen will, dann sollte man die Chance nutzen, es einmal richtig zu machen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, es gibt Mittelwege – und auch die führen zum Ziel. Weltweit herrscht eine Poker-Umbruchstimmung. Genau jetzt ist der Zeitpunkt für eine gute Lösung – Und ich glaube noch immer daran, dass es diese Lösung geben wird.


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