Kolumnen

Was ich so sehe, Was ich so höre

Seltsam ist es schon ein wenig, wenn man über Beobachtungen und Erfahrungen schreiben will. Aber gerade in diesem Fall möchte ich über eigene Erlebnisse, Gespräche und Begebenheiten schreiben, ohne jemandem zu nahe zu treten. Lest einfach und schaut mal, ob ihr da nicht auch Parallelen findet.

Gegner unter Druck setzen
Verhandlungen mit Partnern führen. Ob privat oder geschäftlich – nach den Freundlichkeiten wird sofort eine Frist gesetzt. Als nächstes holt man Gegenangebote ein.

Bluff Call
Ein Mitarbeiter versucht mehr Lohn rauszuholen für seine Arbeit. „Mehr Geld, sonst geh ich!“ sagt er dann. Sofort wird ihm die Türe aufgehalten und nahegelegt, dass er NOCHMAL nachdenken soll. Schließlich hat er ja eine Familie zu ernähren.

Durchdrehen
Ihr kennt das Gefühl, nach dem Beat und dem nächsten gleich danach, wie die Körpertemperatur ansteigt. Die Atmung wird streng, das Verhalten immer aggressiver. Der vorher knurrende Magen wird stumm, der Hunger ist plötzlich weg. Auf einmal  ist jede J6 suited einen Reraise Call wert – denn es könnte ja immerhin Flush kommen.

Das Brandschnarchen
Nachdem man sich den Rest gegeben hat und einsieht, dass in der Partie nix mehr zu holen ist, findet man sich beim Roulette wieder. Da gibt es ja die Möglichkeit, den Rest an Groschen zur Brandlöschung zu investieren. Oder man gibt sich zumindest selbst den Rest, weil mit ganz leeren Taschen schläft man nachweislich am besten.

Das Herausschinden-Value

Man steht bei der Ampel und der hintere Fahrer rollt einem mit 3 km/h hinten in den Arsch. Sofort wird ein Schleudertrauma simuliert. Die Ambulanz muss kommen, nur um den schlaffen 1000er Schmerzensgeld rauszuholen.

Der Realitätsverlust

Nach einem 12 k Bluff Call frage ich ihn, warum dieser Call? Sagt er: „Der schubst mich schon den ganzen Tag herum, der kann nicht immer was haben. Wollte mal sehen, was der so macht.“
Auf der Heimfahrt will ich zum Tanken, da sagt er mir, dass sieben Kilometer weiter eine Tanke ist, wo der Sprit drei Cent billiger sei!

Die Mitscham

Zu viert sitzen wir in einem tollen Lokal. Er hat gesagt, er lädt uns alle ein zum Geburtstag und zu seinem guten Cash beim Event. Als der Kellner die Rechnung bringt, legt er ganz stolz 500 Euro rein und sagt: Des passt so. Die Rechnung betrug 497 Euro. Nachdem ich das mitbekommen hatte, legte ich dem Service noch einen 50er dazu.

Keine Mühe gescheut
Folgende Situation: Da zieht einer einen 15 k-Pot mit Runner Flush bei Omaha. Drei Spieler putzt er komplett. Der Berg an Chips ist gewaltig. Fünf Minuten sucht und sucht er, bis er endlich einen 1-Euro-Jeton gefunden hat, um ihn dem Dealer als Trinkgeld zu geben.

Nemesis, der Racheengel
Man kennt die Situation: Der Kerl, wegen dem man sich an diesen Tisch gesetzt hat, gibt dir eine Watsche nach der anderen. Plötzlich steht er auf und geht. Wie ein Spürhund nimmst du die Fährte auf und jagst ihn durchs ganze Casino. Am Schluss landet ihr wieder an einem Tisch. Nachdem du ihn dann endlich erwischt hast, fühlst du dich wie neugeboren.

Anlegen mit hohen Verlusten
Prozente bei erfolglosen Spielern einkaufen. Frei nach dem Motto: Auch ein blindes Huhn etc. Die Frage ist ja: Warum bieten sich nie die Top-Gewinner und Strahlheimer für %-Deals an, sondern fast immer nur die Loser?

Gesprächswille
Nach dem Bad Beat wartet der Junge sehnsüchtig drauf, dass ihm endlich jemand die Frage stellt.  Dann kann er alles detailliert erklären. Vor allen Dingen, wie der Ochse auf Platz fünf ihn doch bezahlt hat und wie übel der Call war. Dass er unmittelbar davor fünf Leute mit Gutshot gecalllt und eliminiert hat, wird dann gerne vergessen.

Pleite, aber das Hemd ist gebügelt
Stockstier durch die Casinos und die Events spazieren. Bei jedem verschuldet, aber immer noch von den glorreichen alten Tagen erzählen und prahlen. Irgendwann muss der schlechte Lauf ja sicher aufhören (aber ob dann noch genug Roll vorhanden ist?).

Geiz ist ungeil
Verspielen Zigtausende im Live- und Online-Game, aber alle Buchungen sind von der Billigklasse. Auch die Flieger, die Hotels und das Essen. Sogar bei den Frauen (bei den bestellten natürlich) wird gespart.

Kein Style
Wie viele Spieler laufen rum wie die letzten Sandler?! Kenne nur ein paar gut gekleidete Spieler. Gerade die Gewinner sollten doch mal ein bisschen auf gepflegte Kleidung achten (besonders in den USA ganz schlimm).

Never Showdown Bluff
Die Karten nicht zeigen wollen nach dem Call – eher  werden sie aufgegessen oder verbrannt. Auch eine Zeitstrafe wird lieber in Kauf genommen.

Also, ich finde nicht bei jedem Spieler all diese Eigenschaften. Aber gerade ein paar der Charakterzüge sind echt typisch – oder findet ihr nicht? Jedenfalls, nix für ungut. Bleibt, wie ihr seid, sonst wäre doch alles nicht mehr so lustig..


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