Kolumnen

WIR SIND POKER

Na also, bitteschön, es geht doch. Ein Landsmann am Final Table. Herrlich, phantastisch und großartig. Der Heinz also vertritt unsere Farben. So was Schönes hatten wir lange nicht mehr. Da müssen wir wirklich lange zurückdenken.

Früher einmal, waren wir ein Sommermärchen; dann waren wir Papst. Dann waren wir mal ein Volk, aber auch diese Euphorie verflog schnell.

Nun haben wir einen neuen Lichtblick. Einen uns alle verbindendes und selig machenden Hoffnungsschimmer. Poker. Ja, wir sind Poker. Pius ist Poker. Pius ist lateinisch und bedeutet „der Fromme“. Der Gottesfürchtige. Und ja, wir alle werden für ihn beten. Möge er uns würdig vertreten, möge er uns erhellen.

Denn, ja, wir sind Poker. Nichts bringt mehr Menschen zusammen, schafft Freude und Freunde. Wir stehen eng beisammen, wir haben gemeinsame Interessen. Einer aktuellen Studie zufolgen spielen 85 % aller Deutschen Poker. Jeden Tag, überball, immer. Darin sind die kleinen privaten Runden, natürlich ohne Geldeinsatz, bei Ali und Peter enthalten.

Poker verbindet. Poker ist die einzig und einzig wahre massenkompatible gesellschaftliche Komponente. Poker ist das moderne Caritas. Wir Pokerer geben der Nation Wärme, Freundschaft und Hoffnung. Also, machen wir was draus.

Und forden beispielsweise die Verschiebung der Gottesdienste auf pokerspielertaugliche Anfangszeiten und die Einführung von Multibank-Turnieren. Die ersten 10 Prozent teilen den Klingelbeutel unter sich auf.

Und fordern wir die sofortige Wiedereingliederung von Österreich. Damit Spieler wie Kollmann und Golser für die deutsche Pokernationalmannschaft starten können. Weil wir Pokern zur Olympischen Sportart machen. Winters wie Sommers.

Lasst uns die WSOP nach Deutschland verlegen und auf 394 Turniere erweitern. Lasst uns Sport 1 auffordern, auf alle Übertragungen von Randsportarten wie Fussball, Formel 1 und Handball zu verzichten und stattdessen 24 Stunden täglich Poker zu senden. Wie auch immer Michael Körner das hinbekommen mag.

Ja, wir sind Poker. Und wir stehen dazu. Ich ja sowieso. Und ich freue mich immer noch und immer wieder aufs neue auf meine Straße mit Kicker Bube.

Das ist wahre Leidenschaft. Und das wahre Leben. Poker ist Leben, und das Leben muss spannend und verrückt sein, ansonsten ist es doch nur eine Aneinanderreihung von Montagen. Und das geht nur mit Poker, nicht mit Volleyball oder 30 Kilometer Gehen. Volleyball ist was für Tunten. Echte Kerle spielen Poker, Fussball oder hauen sich grundlos auf die Fresse. Und wir alle hoffen, dass der Pius sie bald alle vermöbeln wird.

In diesem gewaltfreien Sinne verbleibe ich für heute. Und empfehle mich.


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