WSOP auf ESPN – Eine Analyse

Was würden wir Poker-Junkies ohne ESPN machen? Vermutlich die WSOP auf einem anderen Sender schauen, denn lukrative Sportrechte finden immer einen Abnehmer – beispielsweise hatte der Discovery Channel 2000 und 2001 die Rechte für die World Series inne. Sieht man von dieser Unterbrechung ab, besitzt aber ESPN seit den späten 1980ern durchgehend die Sendehoheit und seit kurzem steht fest: Bis 2017 sehen wir die WSOP garantiert exklusiv auf ESPN.

Wir haben uns schon längst an die Coverage des „Entertainment and Sports Programming Network“ gewöhnt, vor allem weil sie es waren, die uns die berühmten „Pocket-Cams“ beschert haben. Und somit auch am No-Limit-Hold’em Boom maßgeblich beteiligt waren. Man kann sich das heute ja kaum mehr vorstellen, aber früher gab es „tape-delayed“ Re-Live Broadcastings, bei denen die jeweiligen Hände einfach nicht sichtbar und bekannt waren. Gab es eine Hand ohne Showdown, wusste auch niemand außer den beteiligten Spielern, wer was hatte. Ungleich spannender für den Zuschauer natürlich die Variante mit Hole Cards. Um ungefähr eine Vorstellung zu bekommen, wie das damals aussah: Die letzte Hand des Main Events 2002. Das Video ist nur sieben Jahre alt, wirkt aber wie aus den späten Siebzigern…

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Ungleich dynamischer dann im folgenden Jahr: Pocket Cards, eine vernünftige Grafik und noch dazu Wahrscheinlichkeiten – eine Revolution in der Poker-Coverage. Verstärkt wird der darauffolgende Hold’em Boom zweifelsfrei durch die Cinderella-Geschichte von Chris Moneymaker, der als Amateur und Online-Qualifikant den großen Pro Sam Farha schlägt und 2.5 Millionen Dollar einstreift.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=mUn1Td4iatw&feature=related[/youtube]

Ab 2003 gab es dann auch Interviews und Porträts der Spieler, die die Sendezeit kurzweiliger gestaltet haben. Dazu kamen Sende-Elemente wie „The Nuts“, produziert von „441 Productions“, die senderunabhängig für verschiedenste amerikanische Senderriesen produzieren. Oft geht es bei den „Nuts“ um pokerrelevante Dinge, die nicht zwingend mit der Action am Tisch zu tun haben müssen. Ein kleines Beispiel:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=D93YehzGZz0&feature=related[/youtube]

Mittlerweile zeigt ESPN 32 Stunden der WSOP, heuer fällt aber auf, dass kaum mehr kleine und „exotische“ Turniere gezeigt werden, dafür eine massiver Teil des Main Events. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Zu oft wurde der Sendeplan fixiert und erst im Anschluss stand der Final Table der jeweiligen Turniere fest. Mit Glück kannte man – wenn überhaupt – einen der Spieler und ESPN musste zwei Stunden Sendezeit mit unbekannten Gesichtern füllen. Nicht gut, im Star-besessenen amerikanischen TV-System. Um das zu vermeiden, konzentriert man sich heuer auf Main Event, das 40k-Hold’em und ein Special zu „Ante up for Africa“. In allen drei Formaten tummeln sich genügend Stars und ESPN ist fein raus. Naja, zumindest ein kleines Omaha-Turnierchen hätte uns gefallen.

Was über die Jahre aber gleichgeblieben ist, ist das Kommentatoren-Duo Lon McEachern und Norman Chad. Abgesehen davon, dass mich McEachern’s Stimme furchtbar nerven kann, habe ich mich relativ gut an „Ernie und Bert“ der WSOP gewöhnt. Lon McEacham ist der klassische „Play-by-Play“ und Chad der sogenannte „Color-Commentator“. Im deutschsprachigen Raum ist das ja eher unüblich, bei den US-Sportarten steht aber oft eine Armada an Reporten und Kommentatoren bereit. So ist es üblich, dass bei einem US-weit ausgestrahlten Basketball-Spiel drei Kommentatoren und ein Field-Reporter ihren Dienst versehen, oft zusammengesetzt aus ehemaligen Profis und gestandenen US-Sport-Journalisten.

Norman Chad fühlt sich wohl in dieser Welt, er ist auch für ESPN’s legendäres Format „Pardon the Interruption“ am Start und kennt sich mit den großen US-Sportarten extrem gut aus. 1993 veröffentlichte er das Buch mit dem vielsagenden Titel „Hold On, Honey, I’ll Take You to the Hospital at Halftime. – Confessions of a TV Sports Junkie“. Dementsprechend routiniert wirkt er, wenn Größen aus der Welt des Sport am Pokertisch sitzen – für ihn eine „Win-Win-Situation“… Beim Main Event heuer beispielsweise, spielen John „Spider“ Salley, viermaliger NBA-Champion mit den Chicago Bulls und Jordan Farmar, frischgebackener Champion mit den LA Lakers. (Ab ca. 8:00)

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Wir freuen uns also auf weitere neun Jahre mit Norm und Lon, und hoffen trotzdem, dass High Stakes Poker mit Gabe Kaplan eine Fortsetzung findet…


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