Kolumnen

Das Dativ ist dem Genital sein Tod

Heute wird es wieder künstlerisch anmutend. Wie ja schon die Überschrift vermuten lässt. Die übrigens auch heute wieder nichts mit Poker zu tun hat. Und dieses Mal auch gar nichts mit dem nachfolgenden; in seiner künstlerischen Anmutung perfekt geschriebenen Text zu tun hat.

natalieDennoch ist sie nicht so unstimmig, wie es auf den ersten und auch auf den zweiten Blick erscheinen mag. Denn sie ist eine künstlerische Vision. Irgendwie. Visionär. Irgendwie. Und zweifelsfrei ist sie Kunst.

Kunst ist der perfekte Humus für Visionen. Poker übrigens auch. Visionen kommen und gehen. Unsere Vision eines perfekten Spiels bleiben uns. Träume, die schäumen. Träume, die wir tagtäglich pflegen und die dann doch immer wieder platzen.

Unsere Pokerträume sind keine Visionen einer besseren Welt; lediglich eines besseren Spiels. Mit ständigem Hinterfragen nach Sinn und Unsinn. Mit permanentem Nachhaken ob und was wir hätten anders, hätten besser machen können. Habe ich diese Hand richtig gespielt? Hätte ich nicht wissen müssen, dass der Gegner ein Set gefloppt hat? War nicht klar und eindeutig, das meine Bet zu hoch war? Fragen über Fragen. Die es zu beantworten gilt, damit die Vision des perfekten Spiels irgendwann halbwegs aufgehen wird. Wie die Sonne.

Trotz allem Zweifel, trotz der selbstkritischen Einstellung zu einer wieder mal total vergeigten Hand, trotz des frühen Sichverabschiedens von seinem Eintrittsgeld – die Vision bleibt. Und die sollten wir mit einer gewissen Lockerheit im Kopf und im Benehmen angehen. Wie der Rheinländer so treffend zu sagen pflegt „kütt et sowieso wie et kütt“. Und außerdem, um bei diesem Idiom zu bleiben, hätt et noch immer juut jejange. Nur beim HSV irgendwie nicht, aber das ist ein gänzlich anderes Thema. Obwohl die natürlich auch Visionen haben. Und Westermann.

Locker bleiben, sich entspannen, den Moment genießen. Wenn man mit der deutlich besseren Hand gegen die deutlich schlechtere Hand aus dem Turnier fliegt. Doch, auch das ist ein Genuss. Weil man ganz genau wissen zu tun pflegt, das man beim nächsten Mal in vergleichbarer Situation gewinnen wird. Und das ist keine reine Vision, das ist schlichte Mathematik. Auch wenn vielleicht dann die Wahrscheinlichkeit wahrscheinlich wieder einmal sehr unwahrscheinlich sein wird. Dann ist man wieder tot; schüttelt kurz sein Genital und geht an die Bar. Und pflegt seine Vision vom perfekten Rotwein. Und bleibt locker. Denn nächstes Mal gewinnen wir. Oder übernächstes Mal. Zumindest diese Hand. Und auch morgen wird die Sonne wieder aufgehen. Good luck. Und wenn wir wieder dieses nur uns gehörende unglaubliche Pech haben werden geht die Sonne trotzdem wieder auf. Und der Hund freut sich, wenn es endlich Futter gibt. Solange wir im Rahmen unserer Visionen gespielt haben, ist alles prima. Und solange wir ihm Rahmen unserer Möglichkeiten agiert haben, gibt es wenig zu bemängeln. Die meisten von uns sind nun mal nicht Ole oder Daniel. Die meisten von uns sind nicht mal Natalie. Oder Jan. Die meisten von uns sind irgendwie Udo.

Ach ja, übrigens, am kommenden Samstag pflege auch ich wieder einmal meine Visionen. Mit zwei Karten, mehr gefüllten Gläsern und einigen Käsehäppchen.

montesino_udo_bounty


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