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Deutschland – Ist die Regulierung gescheitert?

Zu strenge Auflagen für die Betreiber, zu wenig Auswahl für die Kunden. Deutschland hat die Regulierung durchgeboxt, doch es gibt Nachholbedarf.

Egal ob Poker, Casino oder Sportwetten, das Spiel im Netz ist in Deutschland lizenziert und reguliert. Eine Erfolgsgeschichte sieht jedoch anders aus. Wie der Deutscher Sportwettenverband (DSWV) auf der eigenen Website kommentiert, ist die “Fehlentwicklung deutlich”.

Grund zur Kritik ist die Jahresbilanz. Obwohl mit der Fußball-WM ein Großereignis stattfand, war der Wettmarkt rückläufig. Im Vergleich zu 2021 (€9,4 Mrd) sank das Wettvolumen auf €8,2 Milliarden. Zumindest, was die lizenzierten Anbieter betrifft.

Die Schwarzmarktanbieter, die sich auf ihre europäische Lizenz berufen, können nicht nur mehr Wettmärkte anbieten, sondern kassieren auch nicht die Sportwettersteuer von 5 % auf jede Wette ab. Dies ist für Kunden attraktiv.

Leider ist 2022 genau das Szenario eingetreten, vor dem wir immer wieder gewarnt haben: Der legale Markt muss sich gegen die unzähligen Schwarzmarkt-Anbieter, die sich an keinerlei Vorgaben und Regeln halten, behaupten. Für die meisten Kunden ist zweitrangig, ob ein Anbieter über eine Erlaubnis aus Deutschland verfügt.

Sie suchen nach dem umfangreichsten Angebot, den besten Quoten, unkomplizierten Zahlungsvorgängen und interessanten Boni. Da haben die legalen Angebote einen schweren Stand.” DSWV-Präsident Mathias Dahms.

Laut Recherche des DSWV können deutsche Kunden auf 723 nicht-lizenzierten Websites ein Konto eröffnen. Im Angebot gibt es Poker, Casinospiele und eben Sportwetten. Das legale Angebot beschränkt sich auf 46 Anbieter.

Die von der GLL verlangten Netzsperren sind in Deutschland rechtswidrig, sodass die lizenzierten Anbieter zusehen müssen, wie die Konkurrenz ungehindert auf Kundenfang geht. Ein weiteres Problem sind die strengen Auflagen, was Werbung betrifft.

Werbung dient dazu, all diejenigen, die sich ohnehin bereits für Sportwetten interessieren, in den staatlich beaufsichtigten und damit sicheren Markt zu lenken. Um in Deutschland eine Sportwettenerlaubnis zu bekommen, müssen Anbieter zahlreiche Spielerschutz-Kriterien erfüllen.

Den illegalen Anbietern aus Drittstaaten sind die deutschen Regelungen völlig egal. Viele werben sogar im Internet gezielt damit, auch gesperrte Spieler spielen zu lassen. Diese Art der Werbung muss dringend unterbunden, die Werbemöglichkeiten der legalen Anbieter gestärkt werden.” DSWV-Hauptgeschäftsführer Luka Andric.

Was für den Sportwettenmarkt gilt, zählt auch für die Casino-Anbieter und Poker Rooms. Gerade die Grinder haben es in Deutschland schwer. Dass nur ein Anbieter und maximal vier Tische offen sein dürfen, sorgt für Frust.

Aus der Sicht der Gesetzgeber mag es durchaus Sinn ergeben, doch ein Pokertisch ist kein Spielautomat. Problemspieler, die der Staat schützen möchte, können einfach ein paar Limits hochgehen, oder aber eben sich bei einem dubiosen Anbieter anmelden.

Im Vereinigten Königreich äußerte die Racecourse Media Group kürzlich ähnliche Bedenken, wie die Regulierung dem Schwarzmarkt hilft. In einer von der RMG durchgeführten Umfrage gaben 15 % der Befragten an, dass sie entweder bei einem nicht-lizenzierten Anbieter gemeldet sind, oder jemanden kennen, der dort spielt.


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