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Full Tilt Poker und der Imageschaden

Der Schaden, der durch den Lizenzentzug durch die Alderney Gambling Control Commission (AGCC) entstanden ist, bleibt irreparabel. Der Imageschaden den Full Tilt Poker und leider auch die komplette Onlineszene erlitten hat, ist nicht wiedergutzumachen. Das Vertrauen der Pokerspieler wurde in den Grundfesten erschüttert und die komplette Szene leidet.

War Full Tilt seit dem Black Friday schon um Schadensbegrenzung bemüht und versuchte zu retten, was noch zu retten ist? Möglicherweise. Denn obwohl Full Tilt in der Medienarbeit nicht unbedingt sehr kommunikativ war, hat man doch ein riesiges Marketingbudget großzügig eingesetzt. Nach dem Black Friday cancelte man vieles, fuhr die Anzeigenkampagnen zurück und schränkte sich auch bei den Medienproduktionen wie z.B. Heads-up das Duell ein. Geschätzte 20 Millionen Dollar hat Full Tilt normalerweise pro Jahr im deutschsprachigen Raum in Medienkampagnen investiert. Anfang Juni kam die Meldung, dass Full Tilt bis auf weiteres alle Anzeigenkampagnen storniert hat. Was man zu dem Zeitpunkt noch als Sparmaßnahme eingestuft hat, stellte sich jetzt als Vorbote von schwerwiegenden Finanzproblemen heraus.

Mittlerweile gibt es wilde Theorien rund um den Finanzstatus von Full Tilt. So vermuten einige, dass Phil Ivey das Gerichtsverfahren eingeleitet habe, um den Preis zu drücken und Full Tilt kostengünstig übernehmen zu können. Andere wiederum sagen, dass Full Tilt in Verhandlung mit der Kahnawake Gaming Commission wegen einer neuen Lizenz stehe. Möglicherweise bekommt man auch die der AGCC zurück. Aber was würde passieren, wenn Full Tilt wieder online wäre? Friede, Freude, Eierkuchen gäbe es wohl kaum.

Sobald die Spieler die Möglichkeit hätten, sich wieder einzuloggen, würde sofort jeder auscashen. Und wer zahlt Geld bei einem Anbieter ein, der offenkundig schwere Liquiditätsprobleme hat? Der nächste Crash wäre vorprogrammiert. Zwar hat die Kahnawake Gaming Commission ähnlich legere Bestimmungen wie die AGCC, aber jeder Lizenzgeber würde sich damit selbst in Frage stellen. Denn auch die AGCC hat erst gehandelt, als sich die Finanzprobleme von Full Tilt ausgeweitet haben. So oder so wird es für Full Tilt in naher Zukunft sehr schwer werden. Den Spielern bleibt nur die Hoffnung, dass sie ihr Geld oder zumindest einen Teil davon doch noch wiederbekommen.

Nach wie vor haben die Spieler viel Vertrauen in PokerStars. Der größte Online-Anbieter hat sich nach dem Black Friday bemüht, so schnell als möglich zu agieren. Auszahlungen außerhalb der USA liefen problemlos. Und dennoch wird auch PokerStars, ebenso wie alle anderen Online-Anbieter das Misstrauen der Spieler zu spüren bekommen. Vor allem werden viele Spieler kaum mehr viel mehr Geld auf ihren Accounts deponieren, als sie für ihre Limits benötigen.

Der Lizenzentzug von Full Tilt hat ein weiteres Erdbeben ausgelöst, das die Pokerwelt erschütterte. Schade nur, dass dies nur dazu führt, dass Kritiker einmal mehr in ihrer Meinung bestätigt werden, dass Online-Poker nicht sicher sei. Stattdessen wäre es an der Zeit, dass Online-Poker endlich in allen Staaten reguliert wird. Win2day als öffentlicher Pokerroom in Österreich macht es vor, wie es sein könnte. Man spielt nicht um Millionen, aber man spielt mit der Sicherheit der Österreichischen Lotterien. Würde das Kieler Modell in Deutschland Schule machen, dann würden Insel-Lizenzen und zweifelhafte Offshore-Firmen bald der Vergangenheit angehören. Schade nur, dass die Allgemeinheit nur den Imageschaden sieht und nicht die Chancen, die sich aus solchen Situationen ergeben.


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