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Deutschland: Illegales Glücksspiel boomt – Nachholbedarf bei der Regulierung?

Laut einer neuen Studie, findet rund die Hälfte des Online Glücksspiels bei nicht lizenzierten Anbietern statt. Interessenverbände fordern eine Nachbesserung bei der Regulierung.

Ob die Lizenz aus Deutschland, Malta oder Übersee kommt, ist vielen Spielern egal. Dies zeigt zumindest eine Studie von Gunther Schnabl, Wirtschaftswissenschaftler der Universität Leipzig.

Dieser hat das Konsumverhalten von Spielern analysiert und aufgeschlüsselt, wie das Verhältnis zwischen legalen und illegalen Anbietern genutzt wird. Während 2019 noch mehr als 70 % auf ein lizenziertes Angebot zugriffen, sind es mittlerweile nur noch rund 50 %.

Grund für diese Entwicklung ist ein enormes Schwarzmarktangebot im Internet, das mit wenigen Klicks erreichbar ist und rund um die Uhr beworben wird. Zugleich unterliegt der legale deutsche Glücksspielmarkt so restriktiven Beschränkungen, dass er für Spieler oft nicht interessant ist. Dies führt zu Steuerausfällen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro und gefährdet den Spielerschutz” so der Deutsche Sportwettenverband.

Die Studie wurde vom DOCV (Deutschen Online Casinoverband) sowie dem DSWV (Deutsche Sportwettenverband) in Auftrag gegeben. Wie aussagekräftig die Studie ist, wird seitens der GGL kritisiert.

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder bezog auf der eigenen Website Stellung. “Laut Einschätzung der GGL gibt es aktuell zwischen 800 und 900 Internetseiten mit illegalen Online-Glücksspielangeboten, z. B. virtuellen Automatenspielen, Online-Poker, Online-Casinospielen, sogenannten Zweitlotterien und Sportwetten.

Allerdings ist der Anteil dieser Angebote im Jahr 2022 insgesamt rückläufig. Es wird davon ausgegangen, dass die erfassten illegalen Internetseiten ein Marktvolumen zwischen 300 und 500 Mio. Euro ausmachen. Dies entspricht rund 2 % bis 4 % des erlaubten Marktes.

Dass es bei der Regulierung großen Nachholbedarf gibt, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen. Insbesondere die Poker-Community hat zu spüren bekommen, dass die Verantwortlichen wenig bis keine Ahnung von der Materie haben.

Die Begrenzung auf vier Tische und nur einen Anbieter sowie die statischen Einzahlungslimits sorgen für Frustration. Deutschland ist zudem ein großer Markt, was die Anbieter ebenfalls zu spüren bekommen.

Deutsche Spieler müssen sich entscheiden, welchen Client sie öffnen. Selten sind es die kleinen Anbieter, so dass diese weniger konkurrenzfähig sind. Wie problematisch ein Monopol sein kann, hat sich schon mehrfach in der Poker-Community gezeigt.

Doch auch im Bereich Sportwetten haben die nicht lizenzierten Anbieter einen massiven Vorteil. Die Steuer von 5 % auf jeden einzelnen Gewinn ist langfristig nicht zu schlagen und eine Zumutung.

Ob zumindest die Automatenspiele besser reguliert sind, sei dahingestellt. Rund 1,3 Millionen Menschen gelten als spielsüchtig. Diejenigen, die sich nicht mehr kontrollieren können, scheuen auch nicht davor, auf Casinos ohne deutsche Lizenz zuzugreifen.

Die Forderungen des DSWV sind daher nachzuvollziehen. Die Lizenzierung muss beschleunigt werden, die Wettbewerbsfähigkeit muss erhöht werden, die Werbung besser reguliert werden und die Besteuerung angepasst werden.

Zudem wird seitens des DSWV gewünscht, dass die “Zusammenarbeit zwischen Industrie, GGL, Politik und Interessengruppen” verbessert und der Glücksspielstaatsvertrags überprüft wird.


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