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Holdem Crew – Marcel Koller im Interview

Nie und nimmer habe ich mir gedacht, dass aus dieser eigentlichen Selbsthilfegruppe bare Münze herauskommen könnte. Da betrieb der eine einen Pokerclub, bei welchem beschissen werden konnte, weil du die Chips für den Finaltable beim Gamblerstore eigentlich hättest bestellen können. Ein anderer hortete Getränke bei sich im Keller, welche er dann an die Pokerturniere mitnahm und den Veranstalter um die Zeche brachte.

Die Typen der Holdem Crew sind ein gutes Beispiel für einen Zusammenschluss einiger, ich sag mal bis dahin nicht sehr glücklichen Pokerspieler, welche sich für eine Freeroll bei Everestpoker für Saalbach-Hinterglemm für einen Team Pokerevent qualifizierten. Da wurde die Zweckgemeinschaft eine richtige eingeschworene und sehr starke Gemeinschaft. Zwar haben sie damals das Ticket für Las Vegas mit dem zweiten Platz nicht gelöst, aber seither machen die Jungs mächtig Furore.

Daniel Walter

So wurde Daniel „raz0r“ Walter Schweizer Meister 2009 und staubte von vier zusätzlichen Packages gleich drei ab, und fuhr damit nach Estroril, an die PCA auf die Bahamas und nach Berlin.

Der leicht übergewichtige Leon „Don Mürmel“ Burkhardt, welcher mit seinem Bruder Kevin den Pokerclub „Headzh-up“ in Wallisellen betreibt, hat die Fehler korrigiert und sich mit seinem Etablissement mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Schweizer Pokerszene gemausert. Leon kam mit Cash nach Hause von Berlin. Es wurde für ihn der 47te Platz. Herzliche Gratulation.

Marco „Ostarr“ Orlandi, war anfänglich der aggressiv wirkende unverblümte Spieler, welcher auf meine wirklich miese und veröffentlichte Turnierbilanz 2008 kommentierte, dass ich doch lieber mit der verspielten Kohle in den Puff gegangen wäre. Auf diese Provokation hin machte ich 2009 bei den Turnieren ein sattes Plus. Es wäre ja nicht so schlimm für mich gewesen, aber weil der Typ Poker spielen kann, habe ich es Ernst genommen. Mittlerweile hat er sich etwas gemässigt und die anderen gecoacht in Bereichen wie aggressivem Turnierpokerspiel. Sein Können bestätigte er mit einer ITM Platzierung bei der EPT Portugal.

David Bustamente

Mit David Bustamente haben sie auch noch einen sehr ausgeglichenen Spieler in ihren Reihen, welcher für die gute Stimmung sorgt. Zwar ist er momentan etwas unglücklich unterwegs, aber er tut diesem Team gut und sorgt immer wieder für gute Resultate und Stimmung.

Da ist dann eben noch der Namensvetter des in Bochum geschassten Fussballtrainers: Marcel „Chöli“ Koller. Mit seinem Ostschweizerdialekt wirkt er auffällig, lustig und laut. Im Beruf ist er Programmierer bei einer Schweizer Bank. Jetzt ist der Typ an der EPT Berlin überraschend sechster geworden, und hat 165’000 Euro gewonnen.

Einen Tag danach gab sich die Holdem Crew keine Blösse. So zockten die „Helden von Berlin“ am Montag schon wieder um die Wette. Im „Headzh-up“ Pokerclub in Wallisellen bei Zürich, spielten sie einen Tag darauf ein 100 Franken (65 Euro) – Turnier und liessen sich feiern. Ich spielte nicht, aber feierte mit, und bat Marcel zum Interview:


Marcel "Chöli" Koller


Marcel, einen Tag nach Berlin, schon nüchtern?

Ja sicher, wie Du weisst haben wir von der Holdem Crew Übung im Feiern. So war es auch in Berlin und ich habe mich wieder sehr gut gefangen.

Und jetzt schon wieder am spielen?

Ja sicher, wir haben uns kurzfristig entschieden und wollen noch etwas mit unseren Schweizer Spielern nach feiern.


Nach Claudio Rinaldi an der EPT Dortmund 2008 war dies das beste Resultat eines Schweizers.

Darüber bin ich mächtig stolz. Es hat vieles geklappt am Turnier und ich habe nicht auf Platz sondern auf Sieg gespielt.

Keine Angst vor den Pros?

Nein mit Sicherheit nicht, die kannten mich nicht und ich machte ihnen anfänglich mit einigen Reraises klar, dass man mich nicht herumschubst.

Das musstest Du doch… Du bist doch fast einen Meter kleiner als Pro Benjamin Kang…

… aber genau diesem großen Ben Kang hab ich mit meinem Nutsflush viele Chips abgenommen und auch Johannes Strassmann und Nico Behling habe ich mächtig geärgert.


Wie ich gehört habe, hat Nico auf deine Aktionen hin sogar während dem Turnier eure Webseite konsultiert…

Stimmt, er kam zu mir und sagte mir, dass er sich nicht geärgert fühlte als ich die Aces hatte…

Leon, Marco und Marcel

Marco Orlandi war zu Hause in der Schweiz und hat alle unsere SMS und Anrufe zusammengefasst und auf die Homepage gebracht. Wir hatten über 60’000 Besucher. Am Sonntag habe ich dann Marco den Flug nach Berlin spendiert….

Und dann gabs von Don Mürmel einen besonderen Empfang im Hyatt für Marco…

(lacht) Er hat ihn an der Reception begrüßt, im Bademantel! Man muss wissen, dass wir wegen Leon nie zweimal in ein Hotel einkehren können, weil er jeweils immer einen Bademantel mitgehen lässt.

Aber die Unterstützung am Finaltable war es sicher wert, das war sogar über den Livestream zu sehen…

Genau, die war grossartig. Sie haben mich mächtig unterstützt. Im Gegensatz zur Schweizer Meisterschaft hatte die Holdem Crew freie Narrenfreiheit betreffend der Unterstützung und durfte auch immer schön „Hoooooldem“ bei einem Showdown rufen.

In Berlin hat Rino Mathis nichts mit der Organisation zu tun…

Doch war ich froh, dass Rino da war. Nach dem ersten Turniertag war ich sehr betrunken. Wir haben uns dann im Hotel gesehen und er hat mich dann ins Bett geschickt. Den Schlaf benötigte ich dringend.

Also ein guter Schweizer Spirit in Berlin?

Mit Didi Albrecht hatte ich viel geredet. Wir waren auch lange zusammen am Tisch und haben uns mächtig die Chips um die Ohren geschmissen…. aber sonst gabs auch noch fragwürdige Aktionen von anderen Schweizern….

Zum Beispiel?

Absolut „sick“ fand ich das Ausscheiden von Besim Hot (CH) mit Ass Dame gegen die A6 von Simon Boss (CH). River sechs. Simon begründete seinen Move damit, er habe Besim Chips zuschieben wollen… wer’s glaubt…

Und dann kam der Überfall….

Ja zum Glück haben wir wenig davon mitgekriegt. Bei der Wiederaufnahme des Turniers hatte ich meine Chips ja noch vollständig. Jedoch gab‘s einen Spieler, welcher die Situation ausnutzte und während dieser Tumultaktion Chips klaute…

Wer wars?

Das möchte ich hier nicht öffentlich sagen… aber es wissen viele, wer es war….

Trotz der unwidrigen Umstände hast du großartig gespielt.

Ja vielen Dank, ich bin zufrieden mit meinem Spiel. Sogar am Finaltable war‘s ok. Vielleicht war der hohe Bet mit den Trip Kings nicht nötig…

Doch die Moderatoren des englischen Livestreams fanden dich super

Wirklich?

Ja sie sagten, dass Du mächtige Action machst und super spielst. Sie haben sich über die vielen Hände gefreut…

Das schmeichelt mir jetzt aber …

Jetzt bist Du vom Geld her der größte Schweizer Gewinner bei einer EPT. Herzliche Gratulation für deine tolle Leistung. Was kommt als nächstes?

Danke. Morgen gehe ich wieder arbeiten. Als nächstes größeres Turnier gehe ich mit Marco Orlandi ans Snowfest in Saalbach-Hinterglemm, das wird mit Sicherheit eine super Sache, schon darum, weil da ja auch die Geburtsstunde der Holdem Crew war….

…welche sich ja super entwickelt hat. Ihr seid ja ein erfolgreiches Team geworden…. jetzt wollen sicher noch andere in Euer Team beitreten….

Genau, Markus Feurle hat sich auch schon dafür interessiert. Jedoch müsste er eine spezielle Aufnahmeprüfung bestehen…

Die da wäre?

Hmm ich denke da an eine Taufe… aber ich möchte hier keine Einzelheiten nennen….

Dann bin ich ja mal gespannt auf die Bilder. Vielen Dank für das Interview.


Headzh-up Club

Marcel „Chöli“ Koller spielt wieder weiter am Turnier. Zwar ist das Buyin mit hundert Franken im Gegensatz zu Berlin etwa 80 Mal kleiner. Er spielt auch an diesem Abend sein bestes Spiel. Doch an diesem Abend reicht bei den 79 Spielern nicht an den Finaltable, was ihn sicher nicht stört.

Mehr Infos:
Holdem Crew Webseite: http://www.holdem-crew.ch
Pokerclub Headzh up in Wallisellen bei Zürich http://www.headzh-up.ch

Cheers

Martin Bertschi


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